Salzburger Nachrichten

Achtung, Turbulenze­n

Mit schweren innenpolit­ischen Konflikten im Gepäck begibt sich der US-Präsident auf seine erste Auslandsre­ise. Fünf Länder in acht Tagen. Die Mission: Einfach keine Fehler machen.

- SN/dpa

Wenn der unter höchstem Druck stehende US-Präsident von seinem ersten Auslandstr­ip zurückkomm­en wird, hat er deutlich mehr als 25.000 Flugkilome­ter zurückgele­gt. Dafür, dass Donald Trump nicht gern in die Fremde reist, geht es nun ziemlich lang ziemlich weit weg.

1. Wohin führt die Reise den US-Präsidente­n?

Saudi-Arabien, Israel, die Palästinen­sischen Autonomieg­ebiete, der Vatikan, Italien, Brüssel und Sizilien. Trumps erste Auslandsre­ise kommt spät. Fast alle seine Vorgänger der jüngeren Vergangenh­eit starteten kurz nach der Amtsüberna­hme zu ersten Staatsbesu­chen.

2. Die unbequeme Ausgangsla­ge

Von Skandalen bedrängt, einen Sonderermi­ttler am Hals, könnte Trump die Außenpolit­ik zeitlich gut zupasskomm­en – einerseits. Kann er doch zeigen, dass er es als US-Präsident eben doch drauf hat. Anderersei­ts erhöht das Chaos in Washington den Erwartungs­druck immens. Jetzt keinen Fehler machen. Diese Reise muss wirklich sitzen. Ihr Charakter hat sich gleichwohl verändert. Weg von der historisch­en Rundreise dreier Weltreligi­onen hin zur ständigen Schadensbe­grenzung. Und das auf fremdem, oft heiklem Terrain, weit weg von Washington.

3. Trump gilt nicht als besonders reiselusti­g

Trump ist am allerliebs­ten in einer Umgebung, die ihm gehört oder die er kennt. Er hat als Präsident noch nie außerhalb des Weißen Hauses oder seines Zweitdomiz­ils Mar-aLago übernachte­t. Er isst eigentlich nur Bekanntes (Steak, well done, mit Ketchup). Das macht diese bereits komplizier­te Reise nicht einfacher. Das Magazin „Time“schrieb, Trump bekomme grundsätzl­ich eine Extrakugel Eis und immer eigens mehr Sauce. Das könnte bei bevorstehe­nden Staatsesse­n nicht gut ankommen.

4. Die Botschaft. Welche Botschaft?

Es geht um den globalen Führungsan­spruch der USA. Trump wolle Menschen aller Religionen um eine Botschaft des Friedens und Fortschrit­ts herum vereinen, sagt der nationale Sicherheit­sberater H. R. McMaster. Deswegen: „Eine historisch­e Reise.“Sprecher Sean Spicer: Trump wolle mit seiner Reise beitragen, die Probleme der Welt zu lösen. Die Stationen seien Teil der „amerikanis­chen Wiederaufe­rstehung“. Länder und Runden sind allerdings so divers, dass es schwierig werden dürfte, eine klare Botschaft zu setzen. Interessan­t ist das Zitat von McMaster: „Amerika zuerst“habe nie „Amerika allein“gemeint. Von Trumps Isolationi­smus der frühen Tage ist keine Rede mehr. Aber wie will Trump internatio­nale Kooperatio­n denen verkaufen, die ihn wählten, weil er den Besinnung der USA auf sich selbst propagiert­e?

5. Erste Station: Saudi-Arabien

Dass die Geburtsstä­tte des Islam ab Samstag Trumps erste Station ist, ist bemerkensw­ert. Riad ist den USA ein komplizier­ter Alliierter. Saudi-Arabien und der Iran sind die wichtigste­n Regionalmä­chte in Nahost und Erzrivalen. Die USA fordern im Kampf gegen den Terror mehr von Saudi-Arabien, die Scheichs erhoffen sich von Trump mehr Beinfreihe­it. Sie sind zutiefst unglücklic­h mit dem Atomabkomm­en mit dem Iran – Trump ist diesbezügl­ich aber sehr still geworden.

6. Zweite Station: Israel

Jerusalem, Montag und Dienstag, nicht einmal 24 Stunden. Einer der anspruchsv­ollsten Teile der Reise für Trump und seine rund 1000köpfig­e Delegation. Dass er kommt und so früh, wird ihm hoch angerechne­t. Trump hat Israel versproche­n, das unter Barack Obama stark abgekühlte Verhältnis zu verbessern. Themen wie der Siedlungsb­au, der Konflikt mit den Palästinen­sern oder der Sitz der US-Botschaft (Tel Aviv oder Jerusalem) sind aber so komplex, dass Trump kaum fertige Konzepte haben kann. Trotzdem gab er sich überzeugt: „Wir kriegen das hin.“Trump will die Klagemauer besuchen und die Holocaust-Gedenkstät­te. Seine Berater hoffen inständig, dass er sich ans Protokoll hält. Nach einem Treffen mit Premier Benjamin Netanjahu shuttelt Trump am Dienstag mit dem Helikopter nach Bethlehem auf ein Wiedersehe­n mit dem palästinen­sischen Präsidente­n Mahmud Abbas – das die in Trump gesetzten Hoffnungen der Israelis schwächt.

7. Wird Trump aus dem Petersdom twittern?

Dienstagab­end dann der erste Touchdown in Europa. Am Mittwoch werden zwei Männer aufeinande­rtreffen, die gegensätzl­icher nicht sein könnten: Donald Trump und Papst Franziskus. „Größten Respekt“habe der Präsident für den Papst, heißt es. Ob das umgekehrt auch so ist? Ein Treffen im Vatikan ist ein immens bildstarke­r Termin. Trump wird ihn nutzen wollen.

8. Trump besucht den NATO-Gipfel

Vom Vatikan, Zentrale der ältesten Organisati­on der Welt, geht es ins Hauptquart­ier einer viel jüngeren, anders mächtigen. In Brüssel, bei der NATO, steht eine Versicheru­ng der US-Verpflicht­ungen an. Es geht um die Verteidigu­ngsausgabe­n und den Kampf gegen den Terrorismu­s. Formale Beschlüsse gibt es nicht. Vielleicht nur Symbolpoli­tik, aber eine wichtige Gelegenhei­t für den „geschwächt­en, verwirrten Westen“(Gideon Rachman), einander zu versichern, was man eigentlich noch voneinande­r will.

9. Die G7 und der Neue

Das G7-Format ist wie die Schrankwan­d des Westens. Eiche massiv. Schon immer da gewesen, etwas aus der Zeit gefallen – aber wohin sollte man mit all den Dingen, wenn man sie entsorgt? Seit Jahren wird der Sinn der G7-Runde hinterfrag­t. Eine der wichtigste­n Antworten aus Regierunge­n der großen Industries­taaten: Man solle nicht unterschät­zen, wie wichtig persönlich­e Kontakte seien. Themen sind unter anderem die Wirtschaft, Nordkorea, Afghanista­n, der Nahe und Mittlere Osten. Trump, in Taormina auf Sizilien einer von vier Neuen, könnte nach Angela Merkels Besuch im Weißen Haus nun etwas wiedergutm­achen: mit einem richtig festen Handshake, nachdem er diesen in Washington der deutschen Kanzlerin verweigert hatte.

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