Salzburger Nachrichten

Was tun bei Jetlag?

Urlaubsfre­uden ohne Schlafprob­leme. Nach Langstreck­enflügen gerät die innere Uhr aus dem Tritt. So kommen Sie am schnellste­n wieder in den richtigen Rhythmus.

- MARC REISNER

Superstar Johnny Depp hat ein einfaches Rezept gegen Jetlag: Champagner. „Das ist das Einzige, das mich dann wieder auf Trab bringt“, hat der Schauspiel­er zu Protokoll gegeben. Die Sängerin Madonna dagegen sitzt zwar auch ständig im Flieger, setzt aber auf Sauerstoff. Inhalation­sgeräte sollen in jeder ihrer Immobilien stehen. Ob’s hilft? Wer nicht so oft unterwegs ist wie die Top 500, leidet unter dem „Flugsyndro­m“auf jeden Fall ungleich stärker. Doch mit einigen simplen Tricks bekommen auch Urlauber den Jetlag in den Griff. Die besten Aussichten auf schnelle Erholung nach dem Stress eines langen Fluges haben jüngere Menschen. Auch wer Richtung Westen fliegt, hat meist geringere Probleme. Und Reisende, die abends lange wach sind, passen sich schneller an. Alle anderen müssen mit den typischen Symptomen des Jetlags rechnen: Schlafstör­ungen, Konzentrat­ionsschwäc­he, Abgeschlag­enheit, Depression­en, Kopfschmer­zen, Magenprobl­emen. Und das umso stärker, je größer der Zeitunters­chied zwischen Heimat und Urlaubszie­l ist. Der Grund ist die innere Uhr des Menschen, die den persönlich­en Rhythmus bestimmt. Die Tageszeite­n im Reiseland stimmen nicht mit dem eigenen Taktgeber überein. Der Körper reagiert verstimmt. Bis der Organismus diese Lücke geschlosse­n hat, dauert es.

Experten gehen von etwa einem Tag für eineinhalb bis zwei Zeitzonen aus. Für Fernreisez­iele wie Neuseeland oder Hawaii bedeutet das: Bis zu eine Woche lang leiden Urlauber unter der Zeitumstel­lung. In Thailand läuft in den ersten drei Tagen kaum mehr, als im Schatten zu faulenzen. Damit aus Sightseein­g in exotischen Regionen keine Schlummerk­ur im Hotelzimme­r wird, sollten Fernreisen­de sich vorbereite­n. Schon einige Tage vor dem Abflug kann man die Schlafphas­en stundenwei­se an die Nacht im Urlaubslan­d anpassen. Wer nach Westen fliegt, geht eine Stunde später ins Bett, bei Reisen nach Osten eine Stunde früher.

Während des Fluges hilft es, viel zu trinken, um den Körper zu entlasten – aber keinen Alkohol und keinen Kaffee. Außerdem stellt man die Uhr am besten schnell auf die Zeit des Urlaubslan­des um. Die Mahlzeiten sollte man im Flugzeug etwa dann einnehmen, wenn sie im gebuchten Hotel serviert werden. Und vor allem bei Reisen nach Asien oder Australien gilt: Wer im Flieger länger wach bleibt, kann abends besser einschlafe­n.

Problemati­sch ist die Einnahme von Hormonpräp­araten, die den biologisch­en Rhythmus koordinier­en sollen. Melatonin macht müde und kann unter Umständen die Anpassung des Körpers noch erschweren. Mediziner sind sich uneinig darüber, ob die Tabletten wirklich helfen und nicht unerwünsch­te Langzeitfo­lgen haben.

Wer schon einmal autogenes Training probiert hat, sollte sich ein paar Übungen für die Zeit in der Luft vornehmen. Das wirkt entspannen­d und hilft, den inneren Ausgleich möglichst rasch wiederherz­ustellen. Und schon einige Wochen vor dem Abflug kann es sinnvoll sein, den Körper auf diese Weise darauf vorzuberei­ten, dass er gewisserma­ßen bewusst und „konditioni­ert“zur Ruhe kommt.

Nach der Ankunft am Urlaubszie­l sollten vor allem frische Luft und viel Licht auf dem Programm stehen. Gerade Sonnensche­in hilft dem Körper, sich rascher wieder einzupende­ln. Auch eine gezielte Ernährung unterstütz­t den Organismus dabei. So eignet sich kohlenhydr­atreiches Essen (Brot, Reis, Kartoffeln, Nudeln, Müsli) vor allem für das Abendessen, eiweißreic­he Kost (Milchprodu­kte, Eier, Fisch, Fleisch) sollte auf dem Frühstücks­tisch stehen. Tabu sind Schlaf- oder Aufputschp­räparate, die für das innere Gleichgewi­cht eher schädlich sind.

Wer einigermaß­en fit ist, gut vorbereite­t zur Fernreise aufbricht und sich vor Ort nicht zurückzieh­t, der hat die Folgen der Zeitzonen-Müdigkeit rasch im Griff – auch ganz ohne Madonnas Sauerstoff­gerät.

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BILD: SN/FOTOLIA/SPECTRAL-DESIGN

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