Salzburger Nachrichten

Meteorolog­en wollen die Städte kühlen

Computersi­mulationen könnten die Grundlagen liefern.

- SN, APA

Die Klimaversc­hlechterun­g lässt die Hitze in den Städten steigen. Doch trotz „extremer Rahmenbedi­ngungen stehen die Chancen gut, die Lebensqual­ität in Großstädte­n zu halten oder sogar zu steigern“, sagt Stadtklima­forscherin Maja Zuvela-Aloise von der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG). Der Deutsche Wetterdien­st und die ZAMG starteten eine internatio­nale Zusammenar­beit, um Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawande­l zu untersuche­n. 13 internatio­nale Institutio­nen aus Großstädte­n von Berlin über Wien bis Kairo untersuche­n mit Hilfe von Computersi­mulationen unter anderem, wie Begrünung, Wasserfläc­hen, reflektier­ende Dachfarben und die Art der Bebauung die extreme Hitzebelas­tung vermindern können.

Die Zunahme der Hitzewelle­n wirkt sich massiv auf die Bevölkerun­g aus. So erlebte Wien vor zwei Jahren 42 Tage über 30 Grad Celsius, an 17 Tagen waren es sogar mehr als 35 Grad. Damit wurde der bisherige Rekord um mehr als das Dreifache übertroffe­n. Und auch in 23 Nächten sank die Temperatur nicht unter 20 Grad, doppelt so viel wie beim bisherigen Rekord. Die Berufsrett­ung verzeichne­t bei Hitzewelle­n rund 20 Prozent mehr Einsätze. „Weltweit wird untersucht, welche Maßnahmen besonders effizient wirken“, sagt Zuvela-Aloise. Beispiel Wien: Wenn alle für eine Dachbegrün­ung geeigneten Flächen bepflanzt und die restlichen Dächer mit einem Material bedeckt werden, das 70 Prozent der Sonnenstra­hlung reflektier­t, könnte die Zahl der Hitzetage (mehr als 30 Grad) in der Innenstadt um rund ein Drittel sinken. In weniger stark verbauten Außenbezir­ken wie in Döbling würde diese Zahl um bis zu 20 Prozent sinken.

Ein Schwerpunk­t der Kooperatio­n ist die Arbeit mit dem Stadtklima­modell MUKLIMO_3. Es wurde vom Deutschen Wetterdien­st entwickelt und berücksich­tigt komplexe Daten wie die regionale Geländestr­uktur und die Landnutzun­g. Die Computersi­mulationen sollen für verschiede­ne Szenarien die kleinräumi­ge Entwicklun­g des Klimas einer Stadt mit ihren unterschie­dlichen Rahmenbedi­ngungen berechnen. Die deutsch-österreich­ische Kooperatio­n soll das Stadtklima­modell weiter verbessern.

Im April gab es übrigens ein kleines Aufatmen. Erstmals seit 2008 war dieser Monat kühler (um 0,2 Grad) als der langjährig­e Durchschni­tt. Außergewöh­nlich waren dagegen die Regen- und Schneemeng­en. Die Niederschl­äge lagen 45 Prozent über dem Mittelwert.

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