Die Kalenderreform des 15. Oktober
Was haben Kern, Kurz & Strache mit Papst Gregor XIII. und Julius Caesar gemeinsam? Eine neue Zeitrechnung.
Unsere Nicht-mehr-Koalitionsparteien haben in den vergangenen Tagen so ziemlich über alles gestritten, auch über den Wahltermin. Erst dank des Einsatzes bekannter Mediatoren wie Heinz-Christian Strache konnte man sich schließlich auf Oktober einigen.
Das ist kein Zufall. In die Monate Mai und Oktober fallen die meisten Wahltermine der Zweiten Republik, und das aus gutem Grund. Zu nahe am Winter kann nicht gewählt werden, da die bei Groß und Klein beliebten Wahlkampfgroßund -kleinveranstaltungen ansonsten nicht unter freiem Himmel stattfinden könnten. Im Winter müssten die Parteien Saalmieten bezahlen, und das ist teuer.
Zu nahe am Sommer kann auch nicht gewählt werden, weil die Wähler da mit ihren Gedanken schon bzw. noch in den Ferien weilen und daher für die bedeutenden Botschaften der Parteien nicht empfänglich sind. Und es wäre doch ein Jammer, würden die Bürger elementare Weisheiten wie „Jetzt erst recht“oder „Auf den Kanzler kommt es an“versäumen. Daher: Mai oder Oktober.
Warum die Wahl des Wahltermins ausgerechnet auf den 15. Oktober fiel, war bisher ungeklärt. Nun weiß man, es handelt sich um eine historische Reminiszenz. Denn am 15. Oktober 1582 wurde der Gregorianische Kalender eingeführt. Er brachte eine historische Umwälzung, und das wird von der anstehenden Nationalratswahl schließlich auch erwartet.
Genau genommen führte Papst Gregor XIII. seinen bis heute geltenden Kalender bereits am 4. Oktober 1582 ein. Um die Fehler des bis dahin verwendeten Julianischen Kalenders Julius Caesars auszugleichen, wurden damals aber zehn Tage einfach ausgelassen. Auf den
4. folgte unmittelbar der 15. Oktober. Er war der erste Tag, an dem der neue Kalender galt.
Die Staaten ließen sich Zeit, die Neuerung zu übernehmen. Russland und China führten den Gregorianischen Kalender erst im 20. Jahrhundert ein. In Japan erfolgte die Umstellung 1873, und zwar aus eigenwilligem Grund: Nach dem alten japanischen Kalender wäre das Jahr davor ein Schaltjahr mit einem 13., einem Schaltmonat gewesen. Den japanischen Beamten hätte ein 13. Monatsgehalt gebührt, wofür im Jahresbudget aber kein Geld mehr vorhanden war. Also beschloss die japanische Regierung, blitzartig den Gregorianischen Kalender einzuführen und Neujahr aus Spargründen um einen Monat vorzuverlegen.
Wenn man sich die Budgetnöte ansieht, in denen Österreich steckt (von denen bis zur Wahl aber keiner sprechen wird), benötigen wir auch dringend so eine neue Zeitrechnung. Ob wir dann nach dem Kernianischen, Kurzianischen oder Strachianischen Kalender leben werden? Der 15. Oktober wird es weisen. WWW.SALZBURG.COM/PURGER