Der Fleischbaron als Königsmörder?
Joesley Batista ist weg, aus Sicht des Präsidenten in die USA geflüchtet, er will ihn rasch hinter Schloss und Riegel sehen. „Aber er ist frei und spaziert jetzt durch die Straßen New Yorks“, ereifert sich Brasiliens Staatschef Michel Temer. Es ist das Duell zweier Alphatiere, ein Showdown. Am Ende könnten beide stürzen.
Was ans Licht kommt, ist schier unfassbar, erklärt aber, wie Batista den Umsatz seines Fleischkonzerns JBS seit 2007 vervierzigfachen konnte. Wie aus dem Nichts wurden Joesley und sein Bruder Wesley Batista einer breiteren Öffentlichkeit bekannt – durch die Akquise des US-Fleischkonzerns Swift & Company. In Rekordtempo wuchs ihr Konzern JBS zum größten Fleischproduzenten der Welt, der Umsatz stieg binnen zehn Jahren von 4 auf 170 Milliarden Reais (46,5 Mrd. Euro) im Jahr. Aber seit einigen Monaten wird deutlich, wie Joesley Batista, der Mann aus der Provinz, so steil aufsteigen konnte: JBS soll über die staatliche Entwicklungsbank BNDES laut Medienberichten insgesamt fünf Mrd. Reais (1,37 Mrd. Euro) an Krediten bekommen – und die öffentlichen Kassen um über 300 Mill. Euro geprellt haben. Am Ende kam noch ein Gammelfleischskandal ans Licht.
Mit scheinbar viel Dreck am Stecken entschloss sich Batista, bei der Bundesjustiz auszupacken, zahlte rund 65 Mill. Euro Strafe – und machte sich auf den Weg in die USA. Ihm kann, jetzt wo immer mehr Details bekannt werden, noch das Gefängnis drohen. Rund 500 Mill. Reais (137 Mill. Euro) hat sein Konzern der Politik zukommen lassen: drei Präsidenten, 167 Abgeordnete und 1829 Kandidaten bei Wahlen sollen profitiert haben.
Batista traf sich im März mit Temer, ließ ein in der Hose verstecktes Aufnahmegerät mitlaufen, der Mitschnitt fand den Weg an die Öffentlichkeit. Brasiliens Präsident droht nun ein Amtsenthebungsverfahren. Es scheint, dass Temer bei dem Treffen Schweigegeldabsprachen unterstützt hat, um einen Mitwisser über illegale Deals ruhig zu halten. Es riecht nach Behinderung der Justiz. Und Temer soll aus JBS-Wahlkampfspenden rund eine Million Reais (280. 000 Mill. Euro) in die eigene Tasche gesteckt haben. Der Präsident steht vor dem Aus. Aber auch Batista kommt mit seiner RobinHood-Attitüde, er wolle mit dem Auspacken die Korruption besiegen, nicht recht durch.