Trump umschmeichelt Israel
Der US-Präsident bekräftigt Amerikas Allianz mit dem jüdischen Staat. Doch hinter den Kulissen wird Kritik an Trumps riesigem Rüstungsgeschäft mit den Saudis laut.
In einer ungewohnt demütigen Geste legt US-Präsident Donald Trump seine Hand an die Klagemauer in Jerusalem und verharrt lang mit geschlossenen Augen. Auf dem Kopf trägt er eine schwarze Kippa. Dann steckt Trump einen Bittzettel in die jahrtausendealte Mauer, das höchste Heiligtum der Juden. Es sind starke Bilder – und Trump als Meister der Inszenierung weiß dies genau.
Er ist der erste amtierende USPräsident, der diesen symbolträchtigen Ort besucht. „Seine Vorgänger haben es nicht gewagt, sich in dieses Minenfeld zu begeben“, sagt ein israelischer Fernsehkommentator.
Weil die Jerusalem-Frage im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern so heikel ist, will Trump sich in der Altstadt nicht von israelischen Politikern begleiten lassen.
Dafür wirkt sein Empfang am Flughafen wie eine Demonstration größter Nähe zwischen den Bündnispartnern. Mit strahlenden Gesichtern legen Trump, seine Frau Melania, Israels Premier Benjamin Netanjahu und dessen Frau Sara in einer Geste der Einheit ihre Hände zusammen. Nie hat ein US-Präsident dieses Land so früh in seiner Amtszeit besucht, Israel weiß das zu schätzen. „Wahrhaft historisch“nennt Netanjahu den Besuch. Trump will auf alle Fälle einen „Deal“für Nahost erreichen. Dafür, sagt er allerdings auch, brauche man zwei willige Partner. Der Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern steht still, der Konflikt ist verfahren. Lang sind für Trump die Schatten der Skandale aus der Heimat. Unter anderem hat er Russland laut „New York Times“heikle Geheimdienstinformationen weitergereicht. Aus israelischer Quelle. Offiziell ignoriert Israel den Skandal und betont das unverbrüchliche Bündnis mit den USA. Doch hinter den Kulissen rumort es, auch am milliardenschweren Waffendeal Trumps mit den Saudis wird am Montag Kritik laut. Saudi-Arabien sei ein feindliches Land, heißt es aus der Regierung. Man fürchtet um die israelische Waffenhoheit, wenn Riad mit reichlich Militärgerät aus den USA eingedeckt wird.
Israels rechtes Lager hatte Trump nach dessen Wahlsieg euphorisch als Heilsbringer gefeiert. Politiker wie der ultrarechte Erziehungsminister Naftali Bennett hofften, Israel könnte sich unter Trump endgültig von der ungeliebten Vision eines unabhängigen Palästinenserstaates lossagen und ungehindert mit Volldampf in den Siedlungen in den besetzten Gebieten bauen. Doch inzwischen hat sich Katerstimmung breitgemacht. Auch Trump forderte von Israel Zurückhaltung beim Siedlungsbau. Seine groß angekündigte Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem steht inzwischen nicht mehr auf der Tagesordnung. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas scheint bereit zu sein, einen neuen Anlauf bei den seit 2014 brachliegenden Friedensverhandlungen zu wagen.
Dass Trump als gewiefter Geschäftsmann ausreichend gute Karten hat, bezweifelt der ehemalige israelische Botschafter in Washington, Zalman Schoval. „Es geht hier um zwei Völker, die dasselbe kleine Stück Land für sich beanspruchen“, sagt er. Es handle sich um einen Konflikt mit hoch komplexen historischen und psychologischen Aspekten, ein Vermittler brauche deshalb sehr großes Fingerspitzengefühl.