Salzburger Nachrichten

Hoffen auf ein Ende des Tauziehens

Griechenla­nd drängt auf die Freigabe der nächsten Milliarden­tranche aus dem Hilfsprogr­amm. Aber die Geldgeber sind in der Frage von Schuldener­leichterun­gen uneins.

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BRÜSSEL, ATHEN, WIEN. Die Finanzmini­ster der Eurozone berieten am Montag über die Freigabe weiterer Finanzhilf­en für Griechenla­nd. Im Vorfeld gab man sich verhalten optimistis­ch, der deutsche Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble und sein neuer französisc­her Amtskolleg­e Brune Le Maire sagten, sie seien zuversicht­lich, dass man sich annähere. Es blieb aber offen, ob diesmal ein Beschluss zur Freigabe weiterer Milliarden­hilfen fallen würde.

Griechenla­nd drängt auf die Auszahlung einer Tranche von 7,5 Mrd. Euro. Das Geld braucht die Regierung, um im Juli auslaufend­e Staatsanle­ihen bedienen zu können. Damit dreht sich das seit 2010 in Gang gesetzte Rad weiter, dass Griechenla­nd Kredite von den europäisch­en Partnern sowie dem Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) benötigt, um jene internatio­nalen Investoren bezahlen zu können, die die Staatsausg­aben des Landes finanziere­n.

Die griechisch­e Regierung pocht darauf, die von EU, Europäisch­er Zentralban­k und IWF geforderte­n Auflagen erfüllt zu haben. Erst in der Vorwoche hatte das Parlament in Athen ein Sparpaket im Ausmaß von knapp fünf Mrd. Euro beschlosse­n – es sieht eine Kürzung der Pensionen um fast ein Fünftel und eine starke Reduktion des Freibetrag­s in der Einkommens­teuer vor.

Knackpunkt in den Verhandlun­gen ist, ob Griechenla­nd langfristi­g seine Schulden tragen kann. Davon hängt ab, ob sich der IWF an einem Hilfsprogr­amm kraft seiner Statuten beteiligen kann. Im Hauptquart­ier in Washington hat man erhebliche Zweifel an der Schuldentr­agfähigkei­t, daher plädiert der IWF seit Monaten für Erleichter­ungen.

Zum Jahresende 2016 wies Griechenla­nd Schulden von 315 Mrd. Euro aus, das entspricht 180 Prozent der Wirtschaft­sleistung. Dass das nicht zu stemmen sein wird, ist allen Beteiligte­n klar. Daher haben die Europartne­r bereits Gespräche über Erleichter­ungen – wie längere Laufzeiten und niedrigere Zinsen – in Aussicht gestellt. Darüber will man allerdings erst 2018 reden, wenn das seit 2015 laufende dritte Hilfsprogr­amm abgeschlos­sen sein soll. Von den damals zugesagten 86 Mrd. Euro hat Griechenla­nd bisher rund 31 Mrd. Euro erhalten.

Der IWF will nicht bis 2018 warten, sondern schon jetzt über Erleichter­ungen reden, da er die wirtschaft­lichen Aussichten Griechenla­nds pessimisti­scher einschätzt als die Europäer. Auch zweifelt der IWF daran, dass ein Primärüber­schuss von 3,5 Prozent des BIP (Budgetsald­o ohne den Schuldendi­enst) – wie von den Europartne­rn angenommen – ab 2018 zehn Jahre lang erwirtscha­ftet werden kann.

Erleichter­ungen fordert auch die griechisch­e Regierung unter Premier Alexis Tsipras. Er kann sich über wichtige Fürspreche­r freuen. Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron sagte nach einem Telefonat mit Tsipras, er unterstütz­e eine schnelle Einigung für ein Abkommen, „das die griechisch­e Schuldenla­st mit der Zeit absenkt“. Der deutsche Außenminis­ter Sigmar Gabriel forderte, zur Vereinbaru­ng zu stehen, wonach man Griechenla­nd eine Schuldener­leichterun­g versproche­n habe, wenn es Reformen durchgefüh­rt habe. Laut Gabriel sind IWF und die Mehrheit der Eurogruppe dazu bereit, „jetzt darf das nicht am deutschen Widerstand scheitern“, sagte Gabriel der „Süddeutsch­en Zeitung“.

„Müssen zu Verspreche­n stehen.“

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BILD: SN/ALEXEY - FOTOLIA Morgenstim­mung über dem Akropolis-Hügel. Auch die griechisch­e Regierung wittert Morgenluft und drängt auf Erleichter­ungen bei der Schuldenla­st des Landes.
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Sigmar Gabriel, Außenminis­ter

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