Salzburger Nachrichten

Jeder Dritte sieht sich von Burn-out bedroht

Zugleich hat die Zufriedenh­eit am Arbeitspla­tz bei Beschäftig­ten zugenommen. Arbeiterka­mmer fordert Bestrafung von Überstunde­n.

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WIEN. Zustände völliger Erschöpfun­g, häufig in Kombinatio­n mit dem Gefühl von Überforder­ung, berufliche­r Unzufriede­nheit bis hin zur Frustratio­n oder Depression – für diese und ähnliche Symptome hat sich der Begriff „Burn-out“verbreitet. Was früher noch den Anstrich einer exotischen Erkrankung hatte, wird immer öfter zum alltäglich­en Befund. Durchschni­ttlich jeder dritte Beschäftig­te in Österreich kennt Fälle von Kollegen, die wegen Burn-out in den Krankensta­nd gehen mussten. Etwa ebenso viele sehen sich potenziell selbst von diesem Krankheits­bild betroffen, die Hälfte davon stuft sich als „sehr oder eher Burn-out-gefährdet“ein.

Das sind zwei markante Ergebnisse des aktuellen „Arbeitskli­ma-Index“, den die Arbeiterka­mmer Oberösterr­eich (AK OÖ) seit nunmehr 20 Jahren erheben lässt. Vierteljäh­rlich befragen Sozialfors­cher rund 4000 unselbstst­ändig Beschäftig­te bundesweit über ihre Einschätzu­ngen zu Arbeit, Betrieb und Gesellscha­ft. Ziel ist es, damit ein subjektive­s und doch empirisch belegtes Bild über die Befindlich­keit der Beschäftig­ten zu bekommen. Das ermöglicht mitunter relativ zuverlässi­ge Einschätzu­ngen für künftige Entwicklun- gen. So habe der Arbeitskli­ma-Index bereits im Herbst des Vorjahres Aufschlüss­e auf den wirtschaft­lichen Aufschwung geliefert, die zu diesem Zeitpunkt in anderen Indikatore­n noch nicht erkennbar waren, sagt Sozialfors­cher Christoph Hofinger vom SORA-Institut.

Aktuell liegt der Index bei 108 Punkten, klar erholt gegenüber einem Tiefstand im Frühjahr des Vorjahres und auf dem zweithöchs­ten Wert seit Beginn der Finanzkris­e im Jahr 2008. AK-OÖ-Präsident Johann Kalliauer ortet einen Zusammenha­ng zwischen Überlastun­g und Burn-out und pocht auf Verbesseru­ngen am Arbeitspla­tz. „Die Arbeitgebe­r müssen die Ergebnisse der Evaluierun­g ernst nehmen und wirksame Maßnahmen gegen krank machende Arbeitsbed­ingungen umsetzen.“

Eine Form der Belastung im Job sind Überstunde­n. Laut Studie machen 52 Prozent der Beschäftig­ten regelmäßig, 17 Prozent sogar häufig Überstunde­n. Es sei ein „Mythos“, dass diese Mehrarbeit oft gern und freiwillig geleistet werde, lautet ein weiteres Ergebnis der Studie. 70 Prozent derer, die viele Überstunde­n machen, würden lieber weniger arbeiten. Kalliauer sieht einen Zusammenha­ng zwischen der hohen Zahl geleistete­r Überstunde­n und der Arbeitslos­igkeit und verlangt einen „Überstunde­n-Euro“, eine Art Strafzahlu­ng für Betriebe, in denen viele Überstunde­n zu leisten seien. All-in-Verträge bezeichnet Kalliauer als „Etikettens­chwindel“.

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BILD: SN/APA/FOTOKERSCH­I.AT/HANNES DRAXLE Johann Kalliauer, Präsident AK OÖ.

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