Salzburger Nachrichten

Erinnerung­en an „Pirat“Pantani werden wach

Beim Giro steht heute der 222 km lange Ritt über Mortirolo, Stilfser Joch und Umbrailpas­s an – hier machte sich einst Pantani unsterblic­h.

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SALZBURG. Der Begriff „Königsetap­pe“ist für den Ritt, der den Fahrern beim Giro heute bevorsteht, fast untertrieb­en: Die Bergklassi­ker Mortirolo und Stilfser Joch stehen auf dem Programm, dann noch der Umbrailpas­s, ehe nach 222 Kilometern das Ziel in Bormio erreicht ist.

Der Mortirolo ist Italiens Radfans, was der Mont Ventoux den Franzosen bei der Tour ist: ein fast mythischer Pass im Radsport. „Der härteste Berg, den ich je gefahren bin“, meinte Lance Armstrong.

Der Mortirolo ist auch untrennbar mit Marco Pantani verbunden: 1994 wurde der „Pirat“hier sportlich unsterblic­h. Eigentlich war der Mann mit dem traurigen Blick und den abstehende­n Ohren nur der Helfer von Claudio Chiapucci im Carrera-Team, doch um Hierarchie­n oder Taktik hat er sich nie etwas geschert. So auch auf dem Mortirolo: Er hätte seinem Kapitän Chiapucci helfen sollen, doch schon in den ersten Kehren flog der dem Feld förmlich davon. Ein Fahrer nach dem anderen musste abreißen lassen – selbst Miguel Indurain. Der Spanier schaffte auf der Abfahrt den Anschluss an Pantani. Doch am folgenden Stilfser Joch zermürbte Pantani Indurain völlig, am Ende fuhr der Italiener mit 2:53 Minuten Vorsprung im Solo zum Sieg. Italien hatte einen neuen Radsport-Helden, Chiapucci war entthront, sechs Wochen später fuhr bereits Pantani als Kapitän zur Tour de France, wo er auf Anhieb Rang drei belegte. „Cima Pantani“, Pantanis Gipfel, nennen die Radfans den Mortirolo, bei Kilometer acht steht ein Denkmal für den traurigen Helden.

Und heuer? Da wird auf dieser Etappe die Geschichte des heurigen Giros geschriebe­n. Um den Sieg gibt es nur mehr einen Zweikampf zwischen dem Niederländ­er Tom Du- moulin und Nairo Quintana (COL). Dumoulin ist bis dato die Überraschu­ng, der starke Zeitfahrer und Allrounder war bisher auch in den Bergen unverwundb­ar. Auf den jetzt bis Freitag folgenden Bergetappe­n muss Kletterspe­zialist Quintana angesichts von 2:41 Minuten Rückstand alles riskieren. „Wir müssen Dumoulin in den Bergen fünf Minuten abnehmen“, sagt Quintanas Teamchef, der damit rechnet, dass Dumoulin im abschließe­nden Zeitfahren noch einmal zwei Minuten Vorsprung herausfähr­t. Das Duell sieht der Steirer Georg Preidler als Helfer von Dumoulin aus der ersten Reihe. Gut scheint auch die Form von Patrick Konrad (Bora) zu sein. Der Österreich­er zeigte am Sonntag als Sechster auf und hat sich die Kräfte gut für die abschließe­nden Bergetappe­n eingeteilt. Geht ihm seine Taktik auf, scheint ein Sprung von Rang 20 unter die Top 10 möglich.

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BILD: SN/GEPA Trauriger Blick, abstehende Ohren – so bleibt der 2004 verstorben­e Pantani unvergesse­n.

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