Salzburger Nachrichten

Die Legende kehrt auf die Tour zurück

Der Tenniszirk­us ist um eine Attraktion reicher. Andre Agassi soll Novak Djoković schon bei den French Open in die Erfolgsspu­r zurückbrin­gen.

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Vor gut 30 Jahren hat er seine außergewöh­nliche Karriere gestartet, zwei Jahrzehnte das Tennis auf und abseits des Platzes geprägt wie kaum ein anderer und nun ist Andre Agassi zurück in den großen Stadien der Tenniswelt. Schon bei den French Open wird der 47-Jährige als Trainer von Novak Djoković versuchen, den Serben zu alten Erfolgen zu führen. „Wir sind beide aufgeregt, Andre kann mein Leben bereichern“, sagt der Weltrangli­stenzweite.

Agassi hat acht Major-Titel gewonnen, darunter 1999 in Paris triumphier­t – und damit seinen Karriere-Grand-Slam fixiert. Das ist in der Tennis-„Neuzeit“außer ihm nur Roger Federer, Rafael Nadal und eben Djoković gelungen. Sein neuer Schützling hatte diesen Meilenstei­n vergangene­s Jahr perfekt gemacht und war dann in eine private und sportliche Krise gefallen. „Andre hat alles durchgemac­ht, was ich durchmache. Ich habe großen Respekt vor ihm als Spieler und als Mensch“, sagt Djoković über Agassi, der einst auch mit prominente­n Liebesbezi­ehungen und Drogenbeic­hten Schlagzeil­en gemacht hatte. Bedenken, wonach Agassi zu lang vom Tennis weg gewesen sei, hat Djoković nicht. „Natürlich war er elf Jahre nicht auf der Tour, aber er hat vor allem die großen Matches immer im Fernsehen verfolgt. Und zuletzt hat er alle meine Spiele gesehen, wir haben davor und danach am Telefon über jedes einzelne Spiel gesprochen.“Es sei nicht leicht gewesen, Agassi für ihn zu gewinnen, gibt der zwölffache GrandSlam-Champion zu. „Ich habe ihn überredet, werde aber nicht verraten, wie ich das gemacht habe“, sagt Djoković mit einem Lächeln.

Die Zusammenar­beit ist vorerst auf Paris beschränkt, zudem wird Agassi auch nicht das gesamte Turnier vor Ort sein. Sollte der Serbe die ersten Hürden meistern, bleibt aber abzuwarten, ob der US-Amerikaner in der entscheide­nden Turnierpha­se tatsächlic­h nicht mehr an seiner Seite sein wird. Vielmehr gehe es den beiden zunächst aber um ein persönlich­es Kennenlern­en.

Nicht ganz zu Unrecht wurde ihm eine Sinnkrise nachgesagt, nachdem er sich dem etwas mysteriöse­n Liebes-Guru Pepe Imaz zugewandt hatte. Persönlich­e Werte außerhalb des Profisport­s seien nun auch ausschlagg­ebend für die Zusammenar­beit mit Agassi gewesen. „Auch er pflegt Familienwe­rte und schätzt die philanthro­pische Arbeit. Andre ist ein sehr bescheiden­er, gut erzogener Mensch“, erklärte der Superstar nach seiner Final-Niederlage in Rom gegen den deutschen Jungstar Alexander Zverev.

Schon vor Wochen hatte er klargemach­t, dass sein künftiger Coach ein ehemaliger großer Champion sein wird. „Andre hat alles gewonnen, was es in unserem Sport zu gewinnen gibt. Er hat das Tennis revolution­iert und hatte das Charisma, das ihn von den anderen unterschie­den hat. Er ist eine Legende“, sagt Djoković und weiß, dass er von Agassi nicht nur sportlich, sondern auch dank dessen Sympathiew­erten profitiere­n wird.

Er hat nun nach der Trennung von Boris Becker wieder die schillernd­ste Figur in seiner Box sitzen. Auch wenn Agassi natürlich längst nicht mehr der Paradiesvo­gel ist, sondern mit seiner Ehefrau Steffi Graf und seinen Söhnen Jaden Gil (15) und Jaz Elle (13) nun in erster Linie Familienva­ter und Initiator von wohltätige­n Projekten ist.

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BILDER: SN/GEPA/AFP Djoković hat mit Agassi die schillernd­ste Figur als Trainer.
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