Die Jugend will alles – sofort
Die Pubertät setzt dann ein, wenn die Eltern schwierig werden, heißt es im Scherz. Doch es gibt einen Grund, warum junge Menschen ungestüm werden und einfach nicht warten wollen.
BERKLEY. Jugendliche entscheiden impulsiv und gehen immer wieder hohe Risiken ein. Eine Studie zeigt: Junge Menschen sind in der Pubertät mehr hormongesteuert, als man das bisher für möglich gehalten hat. Ein besonderer „Übeltäter“, der Jugendliche dickköpfig macht und ihre Eltern in die Verzweiflung treibt, ist das Hormon Testosteron.
Testosteron ist das wichtigste männliche Sexualhormon (Androgen). Es kommt bei beiden Geschlechtern vor, bei Frauen allerdings in deutlich geringerer Konzentration.
Im männlichen Körper wird Testosteron hauptsächlich in den Hoden produziert, in kleinen Mengen auch in der Nebennierenrinde. Bei Frauen stammt das Hormon aus den Eierstöcken und der Nebennierenrinde.
Geduld ist also wie gesagt nicht unbedingt die Stärke junger Menschen. Oft muss es für sie sofort sein, auch wenn sich Warten auszahlen würde. Deutsche und USForscher machen den sprunghaften Anstieg des Testosteronspiegels in der Pubertät für die jugendliche Ungeduld verantwortlich.
Sie haben in einer jüngst veröffentlichten Studie erstmals die Rolle von Hormonen bei impulsiven Entscheidungen untersucht. Da Buben impulsiver sind als Mädchen, konzentrierten sich die Wissenschafter in ihrer Studie auf die Untersuchung von Burschen im Alter zwischen elf und 14 Jahren. Zur Ermittlung ihres Pubertätsstatus gaben die 72 Heranwachsenden Speichelproben zur Bestimmung ihres Testosteronspiegels ab.
Um mehr über ihr impulsives Verhalten zu erfahren, absolvierten die Studienteilnehmer zusätzlich einen Entscheidungstest. Sie mussten 80 Entscheidungen über einen hypothetischen Geldbetrag treffen, der nah oder fern in der Zukunft angeboten wurde. So konnten sie zwischen einem baldigen kleineren Geldbetrag oder einem höheren Geldbetrag in der ferneren Zukunft wählen. Die Studie zeigt, dass ein Großteil der Heranwachsenden empfänglicher für unmittelbare Belohnungen ist. Etwa zwei Drittel der Studienteilnehmer entschieden sich im Durchschnitt für den kleineren Geldbetrag, der schneller zu haben war.
Sensibilität in Bezug auf unmittelbare Belohnungen bringen die Forscher mit den Effekten des Testosterons auf bestimmte belohnungsbezogene Hirnregionen, wie dem Striatum, in Verbindung. Erst mit zunehmendem Alter fällt der Zeitpunkt der Belohnung weniger ins Gewicht.
Die Studie ist ein weiterer Schritt zum besseren Verständnis von impulsivem Entscheidungsverhalten von pubertierenden Jugendlichen .