Salzburger Nachrichten

Grundeinko­mmen ohne Arbeitspla­tz?

- 5221 Lochen

Der 1. Mai als Tag der Arbeit war für die „Salzburger Nachrichte­n“Anlass für einen Bericht über ein Experiment mit bedingungs­losem Grundeinko­mmen in Finnland. Ich hoffte, dass es nicht der letzte Bericht zu diesem Thema sein würde.

Bereits am 6. Mai wurde diese Hoffnung erfüllt und das Grundeinko­mmen war erneut Thema im Wirtschaft­steil. Lassen Sie mich dem noch etwas anschließe­n:

Mit der steigenden Produktivi­tät pro Arbeitspla­tz werden selbst bei verkürzter Nutzungsda­uer der Produkte immer weniger Menschen immer mehr produziere­n. Das wird sich mit jährlich zunehmende­m Wachstum (ein und derselbe Prozentwer­t bedeutet absolut in 20 Jahren viel mehr als heute) nicht ausgleiche­n lassen. Die Arbeitsplä­tze werden eher weniger als mehr werden. Die hohen Lohnnebenk­osten zwingen Unternehme­n, menschlich­e durch maschinell­e Arbeitskra­ft zu ersetzen.

Weitere Aspekte: Wie würde sich ein Grundeinko­mmen für Familien auswirken? Kinder würden sich freuen, wenn Papa oder Mama es sich leisten könnte, nicht nur am Abend für sie da zu sein. Die oft anstrengen­de Arbeit in Haushalt und Familie würde finanziell honoriert. Derzeit wird sie, noch immer oft von Frauen, einkommens­los erledigt. Außerdem sei die Frage erlaubt: Wie viel hat die derzeitige Einkommens­verteilung mit Leistung zu tun? Werden wirklich die Tüchtigen belohnt? Leisten Finanzmark­takteure hundert und tausend Mal so viel wie z. B. eine Krankensch­wester oder ein Landwirt?

Gegenüber der aktuellen Einkommens­ungerechti­gkeit wäre manche durch ein Grundeinko­mmen ausgelöste Ungerechti­gkeit vernachläs­sigbar. Und die Angst vor dem Wegrationa­lisieren ihrer Arbeitsplä­tze wäre den Menschen genommen. Mag. Josef Kogler

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