Grundeinkommen ohne Arbeitsplatz?
Der 1. Mai als Tag der Arbeit war für die „Salzburger Nachrichten“Anlass für einen Bericht über ein Experiment mit bedingungslosem Grundeinkommen in Finnland. Ich hoffte, dass es nicht der letzte Bericht zu diesem Thema sein würde.
Bereits am 6. Mai wurde diese Hoffnung erfüllt und das Grundeinkommen war erneut Thema im Wirtschaftsteil. Lassen Sie mich dem noch etwas anschließen:
Mit der steigenden Produktivität pro Arbeitsplatz werden selbst bei verkürzter Nutzungsdauer der Produkte immer weniger Menschen immer mehr produzieren. Das wird sich mit jährlich zunehmendem Wachstum (ein und derselbe Prozentwert bedeutet absolut in 20 Jahren viel mehr als heute) nicht ausgleichen lassen. Die Arbeitsplätze werden eher weniger als mehr werden. Die hohen Lohnnebenkosten zwingen Unternehmen, menschliche durch maschinelle Arbeitskraft zu ersetzen.
Weitere Aspekte: Wie würde sich ein Grundeinkommen für Familien auswirken? Kinder würden sich freuen, wenn Papa oder Mama es sich leisten könnte, nicht nur am Abend für sie da zu sein. Die oft anstrengende Arbeit in Haushalt und Familie würde finanziell honoriert. Derzeit wird sie, noch immer oft von Frauen, einkommenslos erledigt. Außerdem sei die Frage erlaubt: Wie viel hat die derzeitige Einkommensverteilung mit Leistung zu tun? Werden wirklich die Tüchtigen belohnt? Leisten Finanzmarktakteure hundert und tausend Mal so viel wie z. B. eine Krankenschwester oder ein Landwirt?
Gegenüber der aktuellen Einkommensungerechtigkeit wäre manche durch ein Grundeinkommen ausgelöste Ungerechtigkeit vernachlässigbar. Und die Angst vor dem Wegrationalisieren ihrer Arbeitsplätze wäre den Menschen genommen. Mag. Josef Kogler