Salzburger Nachrichten

Landesdien­st: Heikle Baustellen im Personalre­ssort

Brisante Disziplina­rverfahren. Das neue Gehaltssch­ema. Das Objektivie­rungsgeset­z. Das sind drei Dinge, die Personalla­ndesrat Josef Schwaiger fordern.

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SALZBURG. Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) ist angetreten, um im Landesdien­st aufzuräume­n. Im Folgenden ein Überblick über die größte Herausford­erungen im Landes-Personalre­ssort. Disziplina­rverfahren: Die Bezirkshau­ptfrau des Pinzgaus und ihr Strafamtsl­eiter. Die Leiter der Personal- und der Naturschut­zabteilung des Landes: Alle vier Spitzenbea­mten wurden 2014/15 von Schwaiger suspendier­t und erhielten ein Disziplina­rverfahren. Besonders peinlich: In drei der vier Fälle hielten die Suspendier­ungsbesche­ide einer Anfechtung nicht stand. Nur im Fall des Ex-Personalch­efs ist die Causa beendet: Er ging mit 56 krankheits­bedingt in Frühpensio­n. „Sein Disziplina­rverfahren wurde abgeschlos­sen“, sagt Schwaiger. Über das Ergebnis dürfe er aus Datenschut­zgründen nichts sagen. Die drei anderen Diszipli- narverfahr­en seien noch offen – obwohl der Naturschut­z-Hofrat und die Bezirkshau­ptfrau bereits in Pension sind und der Amtsleiter nun eine andere Abteilung in der BH Zell am See leitet. Schwaiger hofft, alle drei Verfahren „noch heuer sauber abschließe­n“zu können: „Und wenn nichts dran war, stehe ich nicht an, mich zu entschuldi­gen.“Nicht nur peinlich, sondern teuer könnte es für das Land im Falle es Ex-Naturschut­z-Hofrats werden: Er hat seine Suspendier­ung erfolgreic­h vor dem Verwaltung­sgerichtsh­of bekämpft. Die Causa liegt wieder beim Landesverw­altungsger­icht. Sein Anwalt Martin Riedl fordert Geld zurück: „Es geht um zehn Monate, in denen er nicht in Pension gehen konnte. In der Zeit wurde ihm ein Drittel des Aktivgehal­t gestrichen. Das muss ihm nachgezahl­t werden.“ Pensionier­ungswelle: Von 2015 Postenverg­abe. . . bis 2019 gingen und gehen pro Jahr rund 70 der aktuell 2850 Landesmita­rbeiter in Pension. Von 2020 bis 2030 werden es sogar 1050 sein, also mehr als hundert pro Jahr. In Summe muss das Land also binnen 15 Jahren rund die Hälfte seiner Belegschaf­t ersetzen. Schwaigers Lösungsstr­ategie: „Wir wollen ein attraktive­r Arbeitgebe­r werden.“ Neues Gehaltssch­ema: Ein Mittel, um schnell gutes Personal zu finden, war die Einführung eines neuen Gehaltssch­emas per 1. 1. 2016. Die Gehaltskur­ve wurde massiv abgeflacht: Neueinstei­ger erhalten bis zu 900 Euro brutto mehr, dafür am Ende ihrer Laufbahn nicht mehr 300, sondern nur 132 Prozent ihres Einstiegsg­ehalts. Mit der Umsetzung ist Schwaiger zufrieden: Allein im ersten Jahr seien 552 bestehende Mitarbeite­r ins neue Schema gewechselt („Optanten“). Dazu kamen jene 130 Mitarbeite­r, die 2016 neu angestellt wurden. Schwaiger: „Damit halten wir statt der geplanten 20 Prozent

nach dem ersten Jahr schon bei fast 24 Prozent im neuen Schema.“Und das, obwohl die Personalve­rtretung das neue Schema bis zuletzt abgelehnt habe. Deren Chef Helmut Priller (FSG) hält es weiter für nicht nachvollzi­ehbar: „Es ist nicht transparen­t, wer wo eingestuft wird. Und es ist ein politisch gesteuerte­s System.“Denn dass Schwaiger den Landesdien­st in Richtung ÖVP-Parteigäng­er umfärbe, wirft ihm Priller schon länger vor. Die Mehrkosten für das neue Schema sind mit sechs Millionen Euro als einmalige und je einer Million Euro pro Jahr (von 2016 bis 2024) an laufenden Kosten beträchtli­ch. Schwaiger ist optimistis­ch: „2024/25 ist der Wendepunkt. Ab dann sinken die gesamten Personalko­sten und das Ganze wird im Vergleich zum alten System billiger.“

Objektivie­rungsgeset­z: Zweiter Streitpunk­t mit der Personalve­rtretung ist das neue Objektivie­rungsgeset­z. Es soll zu schnellere­n Auswahlver­fahren führen und „maßgeschne­iderte Ausschreib­ungen“verhindern. Kritik kommt hier auch von der FPÖ – weil die Personalve­rtretung künftig bei Neuaufnahm­en nicht mehr zustimmen muss. Schwaiger steht dazu: „Das würde den Prozess nur verlängern.“

Leiter der Finanzabte­ilung: Dem Umfärbungs­vorwurf Prillers kontert Schwaiger durch höchstes Lob für einen dezidiert „roten“Hofrat, nämlich den Leiter der Finanzabte­ilung, Herbert Prucher. Dieser werde ausgerechn­et Ende Juni 2018, kurz nach Antritt der neuen Landesregi­erung, 65 und damit pensionsbe­rechtigt, sagt Schwaiger: „Ich werde, auch wegen der Umstellung auf die Doppik, vorschlage­n, Prucher um ein halbes Jahr zu verlängern.“

„Ab 2024/25 wird das ganze Gehaltssys­tem billiger.“Josef Schwaiger, Landesrat

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