Die Entscheidung am Everest naht
Markus Amon und Hannes Gröbner haben den Gipfelanstieg begonnen.
Am Donnerstag will der Maishofner Markus Amon auf dem Gipfel des Mount Everest (8848 m) stehen. Am Montag sind er und sein Innsbrucker Bergpartner Hannes Gröbner vom Basislager auf 5400 Meter zur letzten Etappe gestartet. Die beiden verzichten dabei auf die Unterstützung von Hochträgern und Flaschensauerstoff.
Bisher wurde der höchste Berg der Erde über 5000 Mal bestiegen. Einer der Letzten war am Sonntag der blinde Osttiroler Andy Holzer, der zusammen mit zwei Heeresbergführern den Gipfel von der chinesischen Seite aus erreichte. Ohne Zusatzsauerstoff haben es erst etwa 200 Menschen geschafft. Amon wäre der erste Salzburger. Dafür sind optimale Bedingungen notwendig, die heuer selten sind. „Wir hoffen auf ein günstiges Wetterfenster mit wenig Wind. Ohne dieses werden wir keine Chance auf den Gipfel haben“, schrieb Amon vor dem Start zum Gipfel in seinem Blog (www.markus-amon.at).
Nachdem Amon und Gröbner in den vorigen Wochen drei Mal bis ins Lager 3 auf 7300 Meter aufgestiegen sind, um sich zu akklimatisieren und die Ausrüstung auf den Berg zu schleppen, haben sie zuletzt eine ganze Woche im Basislager verbracht. Die zwei Alpinisten haben sich in dieser Zeit erholt und sind in sehr guter Verfassung. Sie telefonierten immer wieder mit dem Meteorologen Karl Gabl von der ZAMG Innsbruck, die Wetterprognosen für Expeditionen erstellt. „Die Prognosen sind aber heuer extrem schwierig“, so Gröbner in seinem Blog (www.clearskiesblog.wordpress.com). Im Gegensatz zum Vorjahr gibt es kein stabiles Wetter. Schließlich machte die Prognose für den 25. Mai die meisten Hoffnungen.
Wie etwa 100 andere Bergsteiger brachen Amon und Gröbner also am Montag um 6.30 Uhr auf und erreichten nach der Durchsteigung des gefährlichen Khumbu-Eisbruchs bald Lager 2 (6500 m) auf einer Moräne im Western Cwm, dem höchsten Tal der Welt. Da Georg Leithner aus Bramberg und die Schweizerin Noemi Beuret aus gesundheitlichen Gründen nach Hause gefahren sind und das Team nur mehr aus zwei Bergsteigern besteht, versucht Amon nicht wie ursprünglich geplant eine Speed-Besteigung vom Basislager zum Gipfel. Er geht gemeinsam mit Gröbner.
Heute, Dienstag, wollen sie vom Lager 2 ins Lager 3 auf 7300 Meter in der vereisten LhotseFlanke. Dort haben sie bereits bei einer Akklimatisationstour ein zusätzliches Zelt deponiert. Am Mittwoch steht der Weg zum Lager 4 auf dem Programm, das sich in 8000 Metern Höhe auf der Südschulter zwischen Everest und Lhotse befindet. Dort werden sie das Zelt aufbauen, um sich vor den letzten 850 Höhenmetern ein paar Stunden zu erholen. Zwischen 1 und 2 Uhr Ortszeit ist am Donnerstag der Start zur Gipfeletappe geplant. Bis spätestens Mittag müssen sie oben sein. Kurz vor dem Gipfel wartet der Hillary Step. Aus der früher zwölf Meter hohen und schwierigen Felsstufe brachen beim Erdbeben 2015 einige Felsen. Sie ist nun leichter zu überwinden.
Erreichen sie den Gipfel, wollen Amon und Gröbner am selben Tag bis ins Lager 2 oder zumindest bis ins Lager 3 absteigen und auf dem Weg die Zelte und die restliche Ausrüstung mitnehmen. Aber sicher ist in dieser Höhe natürlich nichts. Gröbner: „Wenn wir Pech haben, dann beugen wir uns dem Berg und steigen wieder ab. Schlussendlich ist der Erfolg unserer Expedition das gesunde Heimkommen zu unseren Familien.“
„Wir sind guter Dinge und hoffen, das Glück ist auf unserer Seite.“