Salzburger Nachrichten

Auch Präsident Trump vollbringt kein Nahost-Wunder

Mit seiner Nahost-Reise wollte Donald Trump geostrateg­ische Fakten schaffen. Klar ist, dass er die Saudis stützt. Vage aber ist sein Palästina-Plan.

- HELMUT.MUELLER@SALZBURG.COM

Großsprech­erisch ist die politische Rhetorik von Donald Trump auch in Israel und Palästina gewesen. Aber bei einem Konflikt, an dem sich US-Präsidente­n schon reihenweis­e die Zähne ausgebisse­n haben, wirkt sie besonders unangemess­en. Trump ist mit dieser Materie sichtlich nicht vertraut. Von seiner Regierung ist nichts vorbereite­t worden, was die seit Jahren stockenden Verhandlun­gen zwischen Israelis und Palästinen­sern wieder in Gang bringen könnte. Trotzdem redet Trump in seiner üblichen Superlativ-Sprache von einem möglichen „Friedensde­al“. Aber alle Details zu Kernpunkte­n des Konflikts bleibt er schuldig.

Immerhin ist Trump von manchen Ankündigun­gen abgerückt, die den Standpunkt der israelisch­en Regierung vorbehaltl­os zu stützen schienen, wie der kritiklose­n Hinnahme der israelisch­en Siedlungsp­olitik in den besetzten Gebieten. Immerhin hat Trump auch mit Palästinen­ser-Präsident Mahmud Abbas gesprochen und ihn damit als Konfliktpa­rtner anerkannt. Aber Trump wollte in erster Linie den Schultersc­hluss mit Israel demonstrie­ren. Von einer vertieften Auseinande­rsetzung mit der Situation und dem Standpunkt der Palästinen­ser konnte keine Rede sein.

Die Realität dieses vertrackte­n Streits zweier Völker um dasselbe Stück Land ist offenkundi­g zu komplex für den Schwarz-Weiß-Außenpolit­iker Trump. 50 Jahre dauert Israels Besatzungs­herrschaft in Palästina mittlerwei­le an. Israels Siedlungsb­au entzieht einem Palästinen­serstaat mehr und mehr den Boden. Das palästinen­sische Volk hat sich territoria­l und ideologisc­h gespalten – in den von der radikalisl­amischen Hamas beherrscht­en Gazastreif­en und in das von der gemäßigter­en Fatah regierte Westjordan­land. Israel sucht sich durch eine Sperranlag­e vor palästinen­sischem Terror zu schützen, kann aber in einer weiterhin feindselig­en Umgebung keine garantiert­e Sicherheit gewinnen. Eine Zwei-Staaten-Lösung wird immer weniger wahrschein­lich.

Weit entfernt voneinande­r sind inzwischen die Positionen der israelisch­en und der palästi- nensischen Führung. Ohne massiven Druck von außen können beide Seiten keinen Durchbruch schaffen. Aber Trump scheint nicht gewillt zu sein, die Konfliktpa­rteien zu nötigen Kompromiss­en zu zwingen. Der US-Präsident ist in erster Linie an der Innenpolit­ik interessie­rt; er steht stark unter Affären-Druck. Trotz des großen Geredes wird Trump in Nahost daher kaum als energische­r Vermittler auftreten.

Trumps Idee, durch eine regionale Friedensko­nferenz mit sunnitisch­en Araberstaa­ten einen bilaterale­n Ausgleich zwischen Israelis und Palästinen­sern anzubahnen, könnte weiterführ­en. Aber eine Befriedung der Region ist nicht möglich, wenn der US-Präsident den Iran zusammen mit Saudis und Israelis zum großen Feindbild erklärt. Die Islamische Republik, die erbitterte Feinde Israels wie die libanesisc­he Hisbollah und die palästinen­sische Hamas unterstütz­t, muss vielmehr in die Suche nach Stabilität zwingend einbezogen werden.

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Helmut L. Müller

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