Vor der Entscheidung fliegen die Fetzen
Giro biegt in ein dramatisches Schluss-Wochenende ein: Vier Fahrer innerhalb von 72 Sekunden.
Der 100. Giro hat es in diesem Jahr tatsächlich in sich: Zwei Tage vor dem Ende gab es am Freitag noch einmal einen Umsturz im Klassement, der Kolumbianer Nairo Quintana schlüpfte am Ende der Bergetappen in Piancavallo doch noch in das Rosa Trikot. Allerdings dürfte sein Vorsprung nicht groß genug sein. Die Etappe holte sich der Spanier Mikael Landa nach beeindruckender Solofahrt.
Die nächsten beiden Tage werden es auf jeden Fall in sich haben: Denn insgesamt liegen vier Fahrer (Quintana, Dumoulin, Nibali und Pinot) innerhalb von nur 53 Sekunden. Der lachende Vierte könnte am Ende sogar der Franzose Thibaud Pinot werden: Der präsentierte sich in den letzten Tagen bärenstark, war auch am gestrigen Freitag der Einzige aus der Spitzengruppe, der richtig attackieren konnte, und er ist auch ein guter Zeitfahrer. Denn die Entscheidung wird erst im Zeitfahren fallen, das ist klar: Den Abschluss bildet Sonntag noch ein 29 km langes Zeitfahren von Monza nach Mailand. Zuvor geht es am heutigen Samstag von Pordenone über den Monte Grappa nach Asiago.
Doch schon vor der Etappe am gestrigen Freitag flogen die Fetzen: Tom Dumoulin beschuldigte seine Konkurrenten Vincenzo Nibali und Nairo Quintana, ein Bündnis gegen ihn geschmiedet zu haben, anstatt sich im Finale am Donnerstag gemeinsam auf die Jagd auf zwei Ausreißer gemacht zu haben. „Ich habe mich heute über Nibali und Quintana geärgert. Sie sind nur gegen mich gefahren. Und sie haben dabei ihre Podiumsplätze riskiert. Ich verstehe das nicht.“
Nibali wiederum warf Dumoulin vor, geschwätzig zu sein. „Er wird auf der Straße für das bezahlen, was er hier gesagt hat“, meinte Nibali. Das erzürnte wiederum Dumoulin: „Ich wäre froh, wenn die beiden ihre Podestplätze am letzten Tag noch verlieren würden.“Doch das scheint im Gegenzug Quintana und Nibali egal zu sein: Für sie geht es nur um den Sieg bei diesem Giro, das haben sie schon klargemacht.
Der Österreicher Patrick Konrad kam als 28. ins Ziel, in der Gesamtwertung ist er 18.