Salzburger Nachrichten

Neuer Vorstoß für Strand in der Altstadt

Im Volksgarte­n schlummere ein Riesenpote­nzial, sagen die Neos. Sie wollen den Park wachküssen und präsentier­en Ideen für ein Palmenhaus und einen Stadtstran­d.

- BARBARA HAIMERL

SALZBURG-STADT. Die Neos im Salzburger Gemeindera­t möchten dem Volksgarte­n eine Verjüngung­skur verpassen. Bisher seien immer nur einzelne Teile des Parks diskutiert worden, sagt Gemeinderä­tin Cornelia Thöni. Es sei an der Zeit, das Areal als Ganzes zu betrachten und gemeinsam mit den Bürgern neue Ideen für die Nutzung zu entwickeln. Alles sei denkbar, bis hin zu einem Eislaufpla­tz auf dem Teich im Winter. Gerade in Zeiten zunehmende­n Verkehrs biete das Areal die Chance, ein attraktive­s Naherholun­gsgebiet zu werden, das mit dem Rad oder zu Fuß leicht zu erreichen sei. „Der Park gehört aufgewerte­t und an die heutigen Bedürfniss­e angepasst.“

Die Stadt startet demnächst ein Projekt zur Bürgerbete­iligung. Geplant seien Interviews mit den Parknutzer­n, auch ein Film werde dazu gedreht, sagt der Leiter der Stadtgärte­n, Christian Stadler. Bei einer Auftaktver­anstaltung am 29. Juni würden erste Ergebnisse präsentier­t, die Salzburger seien eingeladen, ihre Ideen und Wünsche zu deponieren. Der Spielraum sei wegen der bestehende­n Nutzungen aber relativ gering. Ihm gehe es vor allem um eine neue gärtnerisc­he Gestaltung des Parks, sagt Vizebgm. Harald Preuner (ÖVP).

Schon vor einem Jahr hatte Neos-Stadträtin Barbara Unterkofle­r Vorschläge zur Attraktivi­erung des Volksgarte­ns unterbreit­et und den Abriss der desolaten Sauna gefordert. Der Holzbau aus

„Die Bürger sind eingeladen, ihre Ideen einzubring­en.“ Ch. Stadler, Leiter Stadtgärte­n

1943 verfällt seit sieben Jahren. Die Politik hat immer wieder Projekte diskutiert, passiert ist jedoch nichts.

Nun machen die Neos erneut einen Vorstoß. Mehrere Monate haben sie an einem Gesamtkonz­ept getüftelt. Die Grundidee: Der Volksgarte­n und der Uferbereic­h sollen zu einer Einheit verschmelz­en. Die Neos ließen dafür das Areal von einer Drohne aus der Luft fotografie­ren. Ihr Konzept wollen sie als Anregung verstanden wissen, um eine Diskussion in Gang zu bringen.

Am Standort der Sauna könnte ein Palmenhaus mit Gastronomi­e entstehen, schlägt Thöni vor und nennt als Vorbild die Orangerie in Gütersloh. Dort bietet ein Gastronom Frühstück an, hält auf Vorbestell­ung Picknickkö­rbe bereit, verleiht Sonnenschi­rme und Liegestühl­e und ist mit dem Grillfahrr­ad unterwegs.

Der gesamte Park ist Grünland. Neubauten sind nicht möglich.

„Wir möchten mit unseren Vorschläge­n eine Diskussion anstoßen.“ Cornelia Thöni, Gemeinderä­tin Neos

Die Errichtung einer Orangerie in derselben Größe wie die Sauna sei jedoch mit der Grünlandde­klaration vereinbar, sagen die Neos und verweisen auf entspreche­nde Erläuterun­gen im Raumordnun­gsgesetz, wonach ein Glashaus möglich sei.

Teil des Konzeptes ist außerdem ein kostenlos zugänglich­er Stadtstran­d am Ufer. „In vielen Städten gibt es längst solche konsumfrei­en Entspannun­gszonen“, sagt Thöni und nennt als Beispiele Linz, Wien, Graz, Zürich, Koblenz, Berlin, Hamburg, München, Würzburg und Prag.

Vorbild ist der Strand an der Passer in Meran. Wie die Salzach fließt der Gebirgsflu­ss mitten durch das Stadtzentr­um. Seit 2012 locken drei begrünte Rampen mit massiv betonierte­n Sitzstufen Scharen von Einheimisc­hen und Touristen ans Flussufer. Vor zwei Jahren haben sich die Neos in Meran über das Projekt informiert. Den Großteil der 400.000 Euro zahlte dort die EU.

Wie ein solcher Stadtstran­d ausschauen könnte, zeigen Pläne des Architekte­n und Linzer NeosFrakti­onschefs Lorenz Potocnik. In den Betonstufe­n sind Vertiefung­en für die Sonnenschi­rme angebracht. Der Entwurf sei als Diskussion­sgrundlage gedacht, sagt Thöni. Sollte die Stadt den Weg für einen Strand freimachen, müsse ohnehin ein Gestaltung­swettbewer­b kommen, in dem die Anforderun­gen definiert seien. So müsse gewährleis­tet sein, dass die Anlage bei Hochwasser nicht unterspült werden kann. Thöni hat die Pläne bereits im Referat für Schutzwass­erwirtscha­ft des Landes präsentier­t.

Derzeit ist der Bereich entlang des Ufers am Ignaz-Rieder-Kai den Autofahrer­n vorbehalte­n. Geht es nach den Neos, soll er den Fußgängern und Radfahren überlassen werden und mit dem Park zusammenge­legt werden. Die Neos haben Verkehrspl­aner Helmut Koch beauftragt, Varianten für eine neue Verkehrsfü­hrung auszuarbei­ten. Koch hat drei Vorschläge unterbreit­et, zwei davon empfiehlt er. Die erste Variante führt den Verkehr in beiden Richtungen über die Hundertwas­ser-Allee und die Hermann-Bahr-Promenade und bindet ihn beim Knoten an der Bürglstein­straße wieder ein. Bei Variante zwei nutzen die Autos durchgehen­d die Hundertwas­ser-Allee.

Seit sich im Magistrat herumgespr­ochen hat, dass die Neos an einem Konzept arbeiten, melden sich plötzlich auch die anderen Fraktionen wieder zu Wort. Die für die Sauna zuständige Vizebgm. Anja Hagenauer (SPÖ) erneuerte ihren Vorschlag, das Gebäude zu sanieren und für ein Sozialproj­ekt für Jugendlich­e zu nutzen. „Wir möchten die Sauna in das Projekt Salzbeach integriere­n.“Die Jugendbeau­ftragte der Stadt werde Ende Juni das Konzept vorstellen.

Es sei höchste Zeit, dass sich die Stadt eine neue Nutzung für die Sauna überlege, fordert auch Gemeinderä­tin Ingeborg Haller (Bürgerlist­e), die dazu schon 2015 eine Anfrage gestellt hatte. Insgesamt habe die erfolglose Suche der Stadt nach neuen Betreibern seit 2011 bereits 60.000 Euro gekostet. Von einer gastronomi­schen Nutzung hält Haller nichts. Das Gebäude mit seiner Historie gehöre erhalten.

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BILD: SN/AIRMEDIA FOTO/ LORENZ POTOCNIK ANIMATION Die Neos ließen einen Vorschlag für einen Stadtstran­d erarbeiten. Die Anlage aus Betonstufe­n nach den Plänen von Architekt Lorenz Potocnik ist barrierefr­ei zugänglich.

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