Teamstürmer wechselt zu Sparta Prag
Marc Janko ist prädestiniert dafür, gegen die Iren in der Startformation des ÖFB-Teams zu stehen. Er ist froh, dass seine Zukunft geklärt ist.
Torjäger Marc Janko spricht über seine Zukunft.
ÖFB-Teamstürmer Marc Janko wurde am vergangenen Freitag beim 4:1 von Basel gegen St. Gallen in der letzten Meisterschaftsrunde zwar erst in der 90. Minute eingewechselt, erzielte in der Nachspielzeit aber noch das Tor zum Endstand. Er verwertete eine Flanke mit seiner ersten Ballberührung per Ferse – ein Traumtor zum Abschied. Österreichs Toptorjäger musste Basel nach zwei Jahren verlassen. Der 33Jährige hat seit Dienstag auch schon einen neuen Club. Er setzt seine Karriere in Tschechien fort. Janko unterschrieb beim tschechischen Ligadritten Sparta Prag einen Zweijahresvertrag. Vor der WM-Qualifikation in Irland sprachen die „Salzburger Nachrichten“mit dem aktuell erfolgreichsten Torschützen im Nationalteam. Gegen die Iren wird Österreich einen robusten Spieler wie Janko dringend benötigen. SN: Sie haben sich mit einem Traumtor verabschiedet und das Double geholt. Überwiegt der Stolz oder Wehmut? Marc Janko: Am Anfang war es Wehmut. Aber ich gehe mit erhobenem Haupt. Es war auch schön, dass ich viele positive Reaktionen von Fans bekommen habe, die ihr Bedauern über meinen Abschied zum Ausdruck gebracht haben. Dass die Leute „Schade“sagen, gibt mir ein noch besseres Gefühl und ist deutlich schöner, als zu gehen und keinen stört es. Es war auch ein Abschied wie im Märchen. Man hätte es nicht besser planen können. SN: Dabei wollten Sie gar nicht mehr spielen? Der Trainer hätte mich schon früher einwechseln wollen. Aber ich wollte vor dem Länderspiel nichts mehr riskieren. Außerdem stand ich schon mit Sparta in konkreten Verhandlungen, wie gesagt, ich wollte keine Verletzung riskieren. Aber dann haben mich die Basler Fans gefordert, das hat mich sehr berührt. Dass ich dann mit meiner ersten Ballberührung getroffen habe, ist eigentlich fast kitschig. Stolz bin ich darauf, dass ich in Basel viele Freunde gewonnen habe. SN: Und jetzt geht es bei Sparta Prag weiter. Es gab einige Anfragen, warum der Wechsel nach Tschechien? Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich jetzt nicht froh darüber bin, dass meine sportliche Zukunft schon vor dem Qualifikationsspiel gegen Irland am Sonntag geklärt ist. Ich kann mich ganz auf das Wesentliche konzentrieren. Ich habe beim Wechsel nach Prag ein gutes Gefühl. Der Club hat sich sehr um mich bemüht. Es gibt schon hohe Erwartungen in meine Person. Außer in der Türkei habe ich überall meine Tore gemacht. Die sportliche Perspektive stimmt ebenfalls. Zwei, drei Jahre möchte ich auch auf einem hohen Niveau spielen. SN: Inwiefern haben Sie auch Teamchef Marcel Koller in Ihre Entscheidung miteingebunden? In erster Linie habe ich in Absprache mit meiner Familie entschieden, wohin die Reise geht, und nicht mit dem Teamchef. Aber ich werde Marcel Koller weiter miteinbeziehen, weil es für mich stets eine große Ehre ist, für das Nationalteam auf dem Feld zu stehen. Ich will nämlich weiter in der Nationalmannschaft dabei sein und in Russland noch eine WM spielen. Nur wenn wir die Qualifikation nicht schaffen sollten, dann muss ich neue Überlegungen anstellen. SN: Um zur WM-Endrunde zu kommen, wird schon ein Kraftakt nötig sein. Klar ist, dass das Spiel am Sonntag in Irland für uns enorm wichtig ist, weil es um sehr viel geht. Bei einem Sieg sind wir wieder voll im Geschäft, bei einem Unentschieden ist noch nicht alles vorbei und bei einer Niederlage wären wir wohl weg. Das Spiel ist also richtungsweisend für uns. Ich erwarte in Dublin eine Fußballschlacht. Die Iren werden alle ihre körperlichen Vorzüge ins Spiel werfen, um jeden Zentimeter Rasen kämpfen. Wir müssen erst einmal dagegenhalten. Und dürfen keine Ausreden suchen, dass wich- tige Spieler wie Marko Arnautovic oder Marcel Sabitzer fehlen. Wir haben noch immer viel Qualität. SN: War es denn notwendig, dass Marcel Koller mit seiner Wutrede, in der er die Einstellung kritisierte, alle noch einmal wachgerüttelt hat? Ich habe seine Worte zur Kenntnis genommen, aber ich habe mich nicht angesprochen gefühlt. Ich gebe für das Nationalteam in jeder Phase alles. Marcel Koller hat die Spieler ja nicht öffentlich abgewatscht, sondern nur Dinge angesprochen, die ihm nicht gefallen haben. Wenn er das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt, dann muss er handeln. Aber ich sehe alle Spieler im Team schon sehr professionell. SN: Noch einmal zum Wechsel zu Sparta Prag, die in der Europa League dabei sind. Wie wurde der neue Verein ausgesucht, nach welchen Kriterien? Es ist auch eine Frage von Angebot und Nachfrage. Ein Verein sagt, dich will ich haben, und als Spieler hört man sich das an und entscheidet dann. Einen Kriterienkatalog oder Ähnliches habe ich nicht gehabt. Das Gesamtpaket muss passen. Ich überlege mir eher: Wenn ich am Ende meiner Karriere bin und zurückblicke, passte der Schritt dann oder nicht? Ich möchte spielen, bin fit und hungrig. Aber ich muss nicht mehr spielen, habe vorgesorgt. Zu behaupten, dass das Gehalt keine Rolle spielen würde, wäre heuchlerisch, Geld ist auch ein Ausdruck der Wertschätzung. SN: Welche Rolle spielte beim Wechsel die Familie? Sie sind verheiratet, haben eine einjährige Tochter. Wenn meine Tochter drei Jahre alt ist, dann wollen wir Wurzeln schlagen. Es macht alles einfacher, wenn man weiß, dass man nur drei Stunden von Wien entfernt ist, wo wir einmal leben wollen.
„Wenn meine Tochter drei Jahre alt ist, wollen wir in Wien Wurzeln schlagen.“Marc Janko, ÖFB-Nationalspieler