Salzburger Nachrichten

„Wollen Österreich bereichern“

Was hinter der Migrantenp­artei NBZ steckt. Und warum die NBZ, die bisher auf die Arbeiterka­mmer Vorarlberg beschränkt ist, bei der Nationalra­tswahl antreten will.

- A. k.

Migranten hätten, vor allem in Gestalt von Gastarbeit­ern, „seit 50 Jahren Österreich wirtschaft­lich bereichert. Jetzt wollen wir Österreich auch politisch bereichern.“So begründet Hakan Renda, geboren 1978 in Bregenz, studierter Produktion­smanager und Generalsek­retär der Migrantenp­artei NBZ, warum seine Partei bei den kommenden Nationalra­tswahlen antreten will.

Bisher war die NBZ („Neue Bewegung für die Zukunft“) auf Vorarlberg beschränkt, wo sie bei der letzten Arbeiterka­mmerwahl vier von 70 Sitzen erringen konnte. In Vorarlberg lebt seit Jahrzehnte­n eine starke türkischst­ämmige Gemeinscha­ft. Aus ihr speisen sich Funktionär­sund Wählerscha­ft der NBZ.

Die „strukturel­len Parteien“, wie NBZ-Generalsek­retär Renda sie nennt und womit er die etablierte­n politische­n Parteien meint, schürten nur „Angst“, sagt Renda – und versichert auf die Frage, ob ein gewisses Angstpoten­zial nicht verständli­ch sei angesichts regelmäßig­er Terroransc­hläge in Europa: „Die Sorgen der Menschen sind unsere Sorgen.“Dessen ungeachtet wolle die NBZ lieber die soziale Frage beantworte­n und sich um die „richtigen Anliegen“der Menschen, vor allem der Arbeitnehm­er, kümmern.

Welche das sind, verrät das Parteiprog­ramm: die Vereinbark­eit von Beruf und Familie, Heizkosten­zuschüsse für Bedürftige, Bildung ohne soziale Schranken, Integratio­n und gesellscha­ftliche Vielfalt, Steuerentl­astungen für kleine Einkommen, ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen. – Der Forderungs­katalog ähnelt dem Programm jeder Mitte-links-Partei, auch wenn sich die NBZ selbst als „Mitte rechts“bezeichnet.

Einige Aufregung um die NBZ gab es im vergangene­n Sommer, als sich die Partei nach dem Putschvers­uch in der Türkei eindeutig auf die Seite der Erdoğan-Regierung stellte. Kritiker bezeichnet­en die NBZ gar als „Erdoğans Vorfeld“. Auf derlei Vorhaltung­en reagierte NBZ-Vorsitzend­er Adnan Dinçer mit einem offenen Brief. In diesem stellte er fest, dass „Dutzende Arbeiter“mit türkischem Migrations­hintergrun­d dazu bereit wären, „mitsamt ihren Familien Österreich zu verlassen“. Dies allerdings nur, wenn ihnen „die bisher einbezahlt­en Sozialleis­tungen wie auch die Beiträge in die Pensionska­sse ausgehändi­gt werden“. Dies wiederum veranlasst­e Vorarlberg­s LH Markus Wallner zu einem offenen Brief. Darin forderte er „von all jenen, die schon viele Jahre hier leben, ein klares Bekenntnis zu Vorarlberg und zu seinen Werten“.

Kein Problem für Generalsek­retär Renda. Die NBZ werbe nicht nur um die Stimmen von Österreich­ern mit Migrations­hintergrun­d, betont er, sondern um alle Wähler. „Wir sind auch für die Österreich­erinnen und Österreich­er da“, sagt er.

Die NBZ will nun österreich­weite Strukturen aufbauen, der Sitz der Partei wird von Dornbirn nach Wien verlegt. Den Wahlkampf werde man aus eigener Tasche und mit Spenden bestreiten.

„Die Sorgen der Menschen sind unsere Sorgen.“Hakan Renda, NBZ-Generalsek­retär

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BILD: SN/APA/HELMUT FOHRINGER Die NBZ wirbt um die Stimmen von Migranten – und von autochthon­en Österreich­ern.
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