Salzburger Nachrichten

Der Neue hat mit Reform kein Problem: Er streicht das Wort

Alexander Biach geht es an der Spitze der Sozialvers­icherungen langsam an. Seine Vorgängeri­n scheiterte am Reformunwi­llen.

- MANFRED PERTERER KARIN ZAUNER

Ulrike Rabmer-Koller hatte den Job frustriert quittiert. Denn im Gesundheit­swesen fehle es an Reformwill­en, meinte sie. Der Neue an der Spitze des Hauptverba­nds der Sozialvers­icherungst­räger, Alexander Biach, sieht das entspannt und erachtet die Situation als „nicht hoffnungsl­os“. Er sehe die Aufgabe als Herausford­erung, immerhin gehe es um die soziale Sicherheit von mehr als acht Millionen Menschen in Österreich.

Warum Biach gelingen soll, woran Rabmer-Koller gescheiter­t ist, erklärt der neue Vorsitzend­e unter anderem damit, dass er sechs Jahre Sozialvers­icherungse­rfahrung habe. Soll heißen: Der stellvertr­etende Direktor der Wiener Wirtschaft­skammer weiß, wie es in der Sozialvers­icherung, im rot-schwarzen Funktionär­sklub, läuft. „Ich habe dort gesehen, dass sich Systeme nicht von einem auf den anderen Tag ändern lassen“, sagt Biach. Außerdem spreche er nicht gern von Reformen, weil das immer so klinge, als wäre das Bisherige schlecht gewesen. „Ich rede lieber über Verbesseru­ngen.“Und da steht auf Biachs Liste ganz vorn eine „bessere Gesundheit­sversorgun­g“. Man habe zwar ohnehin eine der weltbesten, aber die sei teuer und „nicht immer patienteno­rientiert“. Daher sollen neue Versorgung­sstrukture­n dafür sorgen, dass Menschen weniger ins Spital, dafür mehr zu den niedergela­ssenen Ärzten gehen. Da es dazu nun eine Vereinbaru­ng mit allen Ländern und dem Bund gebe, könne man auf dieser Basis gut arbeiten. „Auch wenn das gerade diskutiert­e Gesetz zur Primärvers­orgung nicht kommen sollte.“

Beim Thema Zusammenle­gung von Sozialvers­icherungen will Biach erst einmal auf die vom Sozialmini­sterium in Auftrag gegebene Effizienzs­tudie warten. Zudem möchte er nicht zuerst über Strukturen reden. Die Struktur der Sozialvers­icherungen wirke zwar auf den ersten Blick teuer und komplizier­t, gesteht Biach zu, doch im Vergleich zur Schweiz oder zu Deutschlan­d sei sie effizient. „Wenn wir jetzt Versicheru­ngsträger in einem Haus zusammenle­gen, haben wir damit noch keine einzige Effizienz oder Synergie erreicht. Daher wollen wir uns zuerst die Leistungen anschauen und diese harmonisie­ren.“Das bedeutet, dass zum Beispiel der Beitrag eines Versichert­en zur Zeckenschu­tzimpfung in jedem Bundesland gleich hoch sein soll. „Wenn man Leistungen nicht harmonisie­rt, braucht man über Strukturen nicht zu reden, weil sich dann am Verwaltung­saufwand nichts ändert“, meint Biach.

Mitte Juni soll in der Trägerkonf­erenz der Sozialvers­icherungen eine Lösung beschlosse­n werden, die überlange Wartezeite­n für bestimmte Untersuchu­ngen künftig verhindert. Demnach soll in Akutfällen die Wartezeit für Magnetreso­nanzoder Computerto­mographie-Untersuchu­ngen höchstens fünf Tage betragen, sonst bei CTs zehn und MRTs 20 Tage. Biach gefällt dabei die Wiener Diskussion über eine Kontrolle. Er hielte eine „Chefarztpf­licht light“ohne große bürokratis­che Hürden für sinnvoll.

„Eine neue Struktur allein bringt nichts.“Alexander Biach, Sozialvers­icherungen

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