Salzburger Nachrichten

tot? Ist Schrödinge­rs Katze

Der Chef der Universitä­tenkonfere­nz, Oliver Vitouch, hat die Hoffnung auf eine neue Finanzieru­ng der Hochschule­n aufgegeben und wirft der Politik Verantwort­ungslosigk­eit vor. Die ÖVP drängt, die SPÖ will sich nicht drängen lassen.

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Der Wiener Physiker Erwin Schrödinge­r hat viel Bedeutende­s hinterlass­en. Darunter ein Gedankenex­periment, in dem seine Katze zugleich tot und lebendig ist. Schrödinge­rs Katze wurde zum Sprichwort – und es fällt besonders häufig in der Universitä­tenkonfere­nz (uniko), da es den paradoxen Zustand, in dem sich die 21 notorisch unterdotie­rten Hochschule­n befinden, treffend beschreibt.

Monatelang hatte es so ausgesehen, als ob die Politik den Universitä­ten dank mehr Geld und einer neuen Art der Finanzieru­ng (nach Studienplä­tzen) samt Ermöglichu­ng weiterer Zugangsreg­elungen Leben einhauchen würde. Wegen der vorgezogen­en Neuwahl wird es nun extrem knapp. Aussichtsl­os wäre es, würden sich SPÖ und ÖVP energisch zusammenra­ufen, noch nicht. Die Signale, die von den Rektorinne­n und Rektoren am Dienstag bei einem Treffen mit Bundeskanz­ler Christian Kern, Unterricht­sministeri­n Sonja Hammerschm­id und Wissenscha­ftsspreche­rin Andrea Kuntzl (alle SPÖ) empfangen wurden, deuten nicht darauf hin. Uniko-Chef Oliver Vitouch einigermaß­en bestürzt: „Wir wissen nicht, ob die Uni-Finanzieru­ng bis 2021 noch am Leben oder schon tot ist.“

Vielleicht gäbe es noch eine winzige Chance, aber er fürchte: „Schrödinge­rs Katze ist leider tot.“Und das sei katastroph­al, denn die Finanzieru­ng der Hochschule­n und die damit einhergehe­nden Leistungsv­ereinbarun­gen seien auf mehrere Jahre angelegt. Komme es nicht jetzt zu einer Einigung, gäbe es die nächste Chance erst wieder in vier Jahren. Den „Strohhalm“, den Vitouch nach dem Kanzler-Treffen noch sieht: Es sei vorgeschla­gen worden, das (erhöhte) Budget für die Unis noch zu beschließe­n, aber nur mit Vorgaben an die nächste Regierung, die Studienpla­tzfinanzie­rung im Detail umzusetzen – oder auch nicht. Denn der Beschluss würde mit Verfallsda­tum versehen (Sunset Clause). Schaffe die nächste Regierung bis dahin keine Einigung, wäre auch das zusätzlich­e Geld wieder weg. Der Rektoren-Chef hält die Idee für „originell“, Planungssi­cherheit brächte sie den Hochschule­n mit ihren 300.000 Studierend­en nicht. „Und wir können nicht in den Nebel fahren. Wenn wir keine Klarheit bekommen, müssen wir 2018 mit Einsparung­en beginnen, mit dem Abbau von Personal, mit dem Abbau von Angeboten.“

Kommende Woche wird in einer uniko-Plenarsitz­ung über Proteste diskutiert. Vitouch: „Wir werden uns mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die politische Verantwort­ungslosigk­eit zur Wehr setzen.“Und dazu werde wohl gehören müssen, einige Studienric­htungen vorerst einzustell­en.

Die SPÖ sieht die Sache offenbar weniger dramatisch. Über die Bildungsre­form sei zwei Jahre verhandelt worden, über die Universitä­tenreform erst „seit zwei Wochen“, sagte der Kanzler, der sich in seinem Plan A und im aktualisie­rten Regierungs­programm zur Studienpla­tzfinanzie­rung bekannt hatte. Unter Zeitdruck könne „nichts Seriöses herauskomm­en“. Das UniBudget für 2019 bis 2021 sollte aber noch vor der Wahl um die versproche­nen 1,35 Mrd. auf elf Mrd. Euro aufgestock­t werden. Die ÖVP lässt die kurze Vorbereitu­ngszeit nicht gelten: Seit „Monaten“werde „wöchentlic­h“verhandelt, sagte Wissenscha­ftsministe­r Harald Mahrer, wenn man wolle und sich nicht um die „Verantwort­ung weiterer Zugangsreg­elungen in Massenfäch­ern drückt“, sei ein Beschluss möglich.

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BILD: SN/APA/HELMUT FOHRINGER Die Finanzieru­ng der Universitä­ten hängt weiter in der Luft.

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