Wenn schon unter der Erde überleben, dann mit Würde
In Israel herrscht dauerhaft Alarmzustand, dafür gibt es eine Architektur des Überlebens. Dies zeigen Fotos aus Bunkern.
WIEN. Die Sirene heult, nichts wie weg! Nicht nur im Zweiten Weltkrieg mussten Menschen unterirdisch Schutz vor Luftangriffen suchen, es gibt Gegenden, wo bis heute vor Angriffen aller Art vorgesorgt sein muss. Wenn man es nicht selbst erlebt hat, ist es wohl kaum vorstellbar, was es bedeutet, um sein Leben rennen zu müssen. Rechtzeitig in einem sicheren Bunker Platz zu finden, ehe ein Luftangriff losgeht, gehört zur Lebenswelt in Israel, wo man sich nie sicher sein kann, dass nicht von irgendwoher eine Rakete den Tod bringen könnte. Man ist gewappnet, die staatlichen Alarmantennen sind rund um die Uhr im Einsatz, und jeder weiß, was er zu tun hat, wenn eine Sirene losgeht.
Alles liegen und stehen zu lassen, um den Bunker aufzusuchen, wie ist das? Und wie ist das mit dem Bunker, wo man sich zwar in Sicherheit wiegen kann, aber nur von dicken Mauern umgeben ist? Im Jüdischen Museum in Wien dokumentiert eine Fotoausstellung, dass es sogar in diesen unwirtlichen Sicherheitsräumen so etwas wie einen Hang zur Menschenwürde gibt.
Es wird in diesen über das ganze Land verteilten Schutzräumen versucht, einen Anschein von Selbstverständlichkeit zu erwecken. Das heißt, weil der Wohnraum in Israel knapp und teuer ist, wie oft in der Welt, werden die Betonkammern nicht nur im Alarmfall genutzt, sondern sie werden darüber hinaus mit „Leben“erfüllt. Je nach Größe der Anlage sind da Gemeinschaftszentren, Bars oder Tanzstudios entstanden, aber auch Synagogen und sogar Moscheen sind „Nutznießer“der Kellerbauten. Im Laufe der Jahre wurden die Bunkeranlagen immer ausgeklügelter. Am meisten verbreitet ist im privaten Bereich das „mamad“(hebräisches Akronym für „privater Schutzraum“), ein Bunkermodell aus Stahlbeton, das rund zehn Quadratmeter groß ist und an jedes Einfamilienhaus angebaut werden kann.
Der US-Amerikaner Adam Reynolds hat in Indiana Fotografie studiert und besitzt einen Master of Islamic and Middle East Studies der Hebräischen Universität Jerusalem. Reynolds hat diese gewisse journalistische Distanz zu seinen Motiven, die ohnehin für sich sprechen. Ob es nun die Stahltüren für die Fluchtwege am Flughafen oder liebevoll bemalte, sozusagen kindergerechte „Aufenthaltsräume“sind, ob es eine nüchterne technische Anlage ist oder der nette Versuch, durch Farbe einen Rest von Lebensfreude zu dokumentieren – hoffentlich sind solche Bauten irgendwann überflüssig. Ausstellung: