Briten bestrafen Theresa May für ihren Hochmut
Erst vor wenigen Tagen noch stand Theresa May in einer Lagerhalle und machte Wahlkampf. Die Premierministerin, stets als verkrampft und roboterhaft karikiert, sollte menscheln. Das Problem: Die Arbeiter wurden nach Hause geschickt und durch konservative Aktivisten ersetzt. Die Szene steht symbolisch für ihren Wahlkampf – ein Rohrkrepierer.
May speiste ihre Wähler mit Leerformeln ab. Sie war sich ihrer Zustimmung so sicher, dass sie sich sogar weigerte, mit ihrem Kontrahenten Jeremy Corbyn in einer direkten TV-Debatte aufzutreten. Stattdessen wollte sie einen Blankoscheck für die Brexit-Verhandlungen, inszenierte sich als starke Führungsfigur, die Brüssel mit Härte gegenübertritt.
Können sich die Briten mit diesem Bild wirklich identifizieren? Ein großer Teil offenbar und glücklicherweise nicht. Vielmehr wollten sich die Menschen nach Monaten voller Plattitüden nicht länger zum Narren halten lassen. Mays Hochnäsigkeit rächte sich genauso an der Wahlurne wie die Kampagne, die vor allem aus persönlichen Angriffen auf den politischen Gegner und aus Angstmacherei bestand.
Antworten auf drängende Fragen, wie die Krise des Gesundheitssystems zu lösen ist oder die Klassenunterschiede aufgeweicht werden sollen, blieb sie schuldig. Stattdessen stand plötzlich die Fuchsjagd wieder oben auf der Agenda. Ja, die Konservativen halten noch immer die Mehrheit. Aber innerhalb der Partei schäumen sie vor Wut.