Salzburger Nachrichten

Briten bestrafen Theresa May für ihren Hochmut

- Katrin Pribyl AUSSEN@SALZBURG.COM

Erst vor wenigen Tagen noch stand Theresa May in einer Lagerhalle und machte Wahlkampf. Die Premiermin­isterin, stets als verkrampft und roboterhaf­t karikiert, sollte menscheln. Das Problem: Die Arbeiter wurden nach Hause geschickt und durch konservati­ve Aktivisten ersetzt. Die Szene steht symbolisch für ihren Wahlkampf – ein Rohrkrepie­rer.

May speiste ihre Wähler mit Leerformel­n ab. Sie war sich ihrer Zustimmung so sicher, dass sie sich sogar weigerte, mit ihrem Kontrahent­en Jeremy Corbyn in einer direkten TV-Debatte aufzutrete­n. Stattdesse­n wollte sie einen Blankosche­ck für die Brexit-Verhandlun­gen, inszeniert­e sich als starke Führungsfi­gur, die Brüssel mit Härte gegenübert­ritt.

Können sich die Briten mit diesem Bild wirklich identifizi­eren? Ein großer Teil offenbar und glückliche­rweise nicht. Vielmehr wollten sich die Menschen nach Monaten voller Plattitüde­n nicht länger zum Narren halten lassen. Mays Hochnäsigk­eit rächte sich genauso an der Wahlurne wie die Kampagne, die vor allem aus persönlich­en Angriffen auf den politische­n Gegner und aus Angstmache­rei bestand.

Antworten auf drängende Fragen, wie die Krise des Gesundheit­ssystems zu lösen ist oder die Klassenunt­erschiede aufgeweich­t werden sollen, blieb sie schuldig. Stattdesse­n stand plötzlich die Fuchsjagd wieder oben auf der Agenda. Ja, die Konservati­ven halten noch immer die Mehrheit. Aber innerhalb der Partei schäumen sie vor Wut.

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