Salzburger Nachrichten

Erfolgslau­f endet jäh und bitter

Die klare Halbfinaln­iederlage in Paris gegen Rafael Nadal gab Dominic Thiem Rätsel auf.

- PARIS.

Der Erfolgslau­f von Dominic Thiem bei den French Open ist erst von Rafael Nadal jäh gestoppt worden. Das Aus gegen den Sandplatzk­önig im Halbfinale kam zwar nicht überrasche­nd, allerdings viel klarer als erwartet. Mit 6:3, 6:4, 6:0 in 2:07 Stunden zog Nadal ins Finale ein, wo er am Sonntag (15 Uhr) gegen Stan Wawrinka seinen zehnten Triumph perfekt machen kann. Der Österreich­er zeigte im bisher größten Karrierema­tch die schwächste Leistung im Turnier, das dennoch eine Erfolgsges­chichte war.

Thiem konnte Nadal in keiner Phase gefährlich werden. Nadal bestimmte das Match, das seinen Erwartunge­n generell nicht gerecht wurde. Und wenn der Spanier kurz Schwächen zeigte, konnte Thiem diese nicht ausnutzen. „Für mich unerklärli­ch, wie erschrecke­nd schwach er war. Er hat sich sehr schlecht bewegt, hatte kaum Druck auf der Rückhand und hat viel schlechter serviert als in Rom bei seinem Sieg über Nadal“, zeigte sich Trainer Günter Bresnik ratlos. Ebenso Thiem selbst: „Ich bin im Verlauf des Matches immer schwächer geworden, warum auch immer. Die Gründe muss ich finden.“

Der Niederöste­rreicher breakte Nadal zwar gleich im ersten Game. Es sollte aber das einzige Mal bleiben. Zwei folgende Aufschlagv­erluste von Thiem in Serie sowie ein weiteres frühes Break im zweiten Durchgang ließen die mit Spannung erwartete Partie früh in eine Richtung lenken. Im dritten Durchgang war der Widerstand von Thiem, dem 34 unerzwunge­ne Fehler unterliefe­n, gebrochen. Die Taktik, viel zu riskieren, ging nicht auf.

Damit ist eine intensive und erfolgreic­he Sandplatzs­aison für Thiem nun Geschichte. Thiem wird dank den Finals in Barcelona und Madrid und den Halbfinals in Rom und eben Paris zumindest Nummer vier im Jahresrank­ing sein. „Natürlich bin ich jetzt sehr enttäuscht. Aber generell war die Sandsaison echt gut, mit einem bisserl einem bitteren Ende. Es wird nächstes Jahr wieder eine kommen“, sagte Thiem.

Er darf sich immerhin mit 530.000 Euro (brutto) und vor allem mit der Halbfinal-Verteidigu­ng des Vorjahres trösten. Trotzdem wird der 23-Jährige in der Weltrangli­ste einen Platz verlieren, da ihm die Punkte vom Sieg des Stuttgarte­r Rasenturni­ers aus der Wertung fallen. Apropos Rasen: Für Thiem geht es

„Unerklärli­ch, wie schwach Dominic war.“

übernächst­e Woche in Halle weiter, danach steigt in Antalya die Generalpro­be für Wimbledon (ab 3. Juli).

Am Sonntag (15 Uhr) trifft Nadal auf Stan Wawrinka. Der Schweizer kämpfte den Briten Andy Murray in einem Marathon-Match über 4.34 Stunden 6:7(6), 6:3, 5:7, 7:6(3), 6:1 nieder. „Eine unglaublic­he Begegnung. Ich bin überglückl­ich“, sagte Wawrinka, der wieder einmal rechtzeiti­g zu einem Grand Slam in Topform ist. Nach einer bis Genf (Turniersie­g) völlig verkorkste­n Sandplatzs­aison steht er nun in seinem vierten ganz großen Endspiel. Und Nadal ist gewarnt, denn „Stan the man“ist der Mann für Endspiele. Alle drei bei einem Major (Australian Open 2014, French Open 2015, US Open 2016) hat Wawrinka, der Defensivkü­nstler Murray 87 Winner schlug, gewonnen. Nadal kann mit „La Decima“wieder einmal Geschichte schreiben. „Ich glaube, ich brauche nicht noch mehr Geschichte. Neun Mal zu gewinnen ist sehr gut“, sagte Nadal, der freilich wieder der Favorit ist. Ein spektakulä­res Endspiel ist garantiert.

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BILD: SN/APA/AFP/ERIC FEFERBERG Dominic Thiem war gegen Rafael Nadal chancenlos.
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Günter Bresnik, Thiem-Coach

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