Wolff: „Wir haben aus dem Rennen in Monaco gelernt“
Der Wiener Mercedes-Sportchef sieht die Schlappe im letzten Grand Prix als Einzelfall. Motivationsprobleme bei Superstar Hamilton befürchtet er vor dem Rennen in Kanada nicht.
Das Weltmeisterteam von Mercedes AMG fand sich im Grand Prix von Monaco im geschlagenen Feld wieder – und damit in höchst ungewohnter Situation. Warum diese auch etwas Gutes mit sich bringt, erklärt der Wiener Sportchef von Mercedes, Toto Wolff (45), im SNInterview vor dem Kanada-GP (Start Sonntag, 20 MESZ). SN: War die Schlappe von Monaco eine Einzelpanne oder ist Ihr Team in die Krise gefahren? Toto Wolff: In Monaco ist die Strecke ganz anders als sonst wo: langsam, wellig, keine Haftung, ein Stadtkurs. Wir haben vergangene Saison 19 Rennen gewonnen, aber in Monaco hätten wir trotz dieser Dominanz eigentlich verloren, wäre nicht Red Bull das Missgeschick beim Boxenstopp Ricciardos passiert. Aber wir versuchen natürlich aus Monaco 2017 das Beste zu machen, nämlich daraus zu lernen. SN: Gibt es ein größeres Problem oder lässt sich alles nur mit den Reifen erklären? Unser Wagen ist schwierig abzustimmen. Dann wird es noch kritischer, das Set-up so hinzubekommen, dass die Reifen optimal arbeiten. Wir wissen ja, woran es mangelt. SN: Es gibt die Hypothese, Ferrari und Vettel hätten ihren Vorsprung durch die akribische Arbeit Sebastians bei den Reifentests im Vorjahr herausgeholt, während Hamilton diese Arbeit meist Wehrlein überließ. Ist da etwas dran? Jeder Fahrer geht seinen eigenen Weg in der Vorbereitung. Der eine will perfekt sein und ist ein akribischer Arbeiter, der andere verlässt sich auf Instinkt und Routine. Sebastian war immer ein Tüftler. Vielleicht hat er früher begriffen, wie er den Reifen am schnellsten ins richtige Arbeitsfenster bringen kann. Wir müssen da aufholen und uns an der Nase nehmen. SN: Am Sonntag geht es auf dem Villeneuve-Kurs in Montréal weiter. Wie wird es laufen? Die Strecke ist auch wieder eigen. Vergangenes Jahr taten wir uns als Team da nicht leicht. Wir hatten jetzt einige Zeit zum Nachdenken und zur Analyse, um zu verstehen, was in Monaco passierte und was wir daraus für Montréal lernen müssen. Der Kontakt, die einzige Verbindung zwischen dem Auto und der Piste, sind nur zwanzig Quadratzentimeter des Reifens. Das ist die Herausforderung, hier eine optimale Lösung zu finden. Das ist uns heuer stets zumindest für einen der beiden Wagen gelungen, nur in Monaco erstmals für keinen. SN: Wird es in Kanada wieder besser gehen? Ich bin meistens skeptisch. Es kann immer etwas passieren. Ich glaube aber, dass wir gelernt haben und das umsetzen können. SN: Was sagen Sie zu den Gerüchten, die Vettel ab 2018 bei Mercedes sehen? Sebastian sitzt im derzeit besten Auto und hat beste WM-Chancen. Warum sollte er sich so etwas überlegen? SN: Sind Sie mit Bottas’ Leistung zufrieden? Er holte eine Pole und einen Sieg. Im Rennen in Monaco schaffte er das, was möglich war. Wir sind sehr zufrieden. SN: Fürchten Sie nach dem Frust Hamiltons in Monaco, er könne demotiviert sein? Ganz im Gegenteil. Er ist kein Problemfall, sondern er ist positiv geblieben und will mehr, als er zuletzt erreichte. Auch im Team insgesamt wird es kein Problem in dieser Hinsicht geben. SN: Wie geht es dem Jungpapa Toto, Mutter Susie und vor allem dem acht Wochen alten Junior? (lacht) Der schläft so viel, ganz wie der Papa. Jack ist da sehr pflegeleicht im Moment. Susie und Jack waren ja in Monaco mit dabei, sie werden auch mit nach Spielberg im Juli kommen.