Salzburger Nachrichten

Das System „America’s Cup“hat wieder seine Krallen gezeigt

Doppel-Olympiasie­ger Hans Peter Steinacher erklärt in den SN, warum Wundersegl­er Ben Ainslie mit seinem britischen Team so früh gescheiter­t ist.

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Für mich war es keine so große Überraschu­ng, dass das britische Team Land Rover BAR – auch wenn es auf den Wundersegl­er und Hoffnungst­räger Ben Ainslie gesetzt hat – so früh vor Bermuda ausgeschie­den ist: Zum ersten Mal beim America’s Cup dabei, haben sie zu wenige technische Allianzen mit bewährten Teams gesucht. Das japanische Team beispielsw­eise hat sich viel vom Titelverte­idiger Oracle abgeschaut, da geht es nicht nur um kolportier­te finanziell­e Unterstütz­ung. Viele Teile beim Katamaran des Teams von Olympiasie­ger Ainslie waren nicht konkurrenz­fähig, da hat einfach die Erfahrung gefehlt. Beim Material habe ich die hundertpro­zentige Leistung vermisst. Hier bietet sich ein Vergleich mit der Formel 1 an: Auch der beste Fahrer könnte nicht mithalten, wenn er nicht bestes Material unter dem Hintern hat. So hochtechno­logisch sind auch die Boote beim America’s Cup geworden. Das gilt auch für Ben Ainslie, einen der besten Segler aller Zeiten.

Die Neuseeländ­er sind nach ihren bisher gezeigten Leistungen übrigens für mich die großen Favoriten, den Titelverte­idiger Oracle herausford­ern zu können. Sie arbeiten auf einem Level wie die US-Amerikaner. Aber vorerst stehen vor Bermuda einmal noch die Finalfahrt­en in der Challenger-Runde auf dem Programm. Und es zeichnen sich spannende Wettkämpfe in einem schwierige­n Segelrevie­r ab. Denn die Experten lagen bisher mit den Windvorher­sagen völlig daneben. Windgeschw­indigkeite­n von zehn bis zwölf Knoten wurden prognostiz­iert, am Ende blies der Wind mit zwölf bis 16 Knoten, teilweise sogar über 20 Knoten. Es gibt mehr Wind als bei allen Modellen vor dieser kleinen Insel mitten im Atlantik berechnet.

Für das österreich­ische Team, das ich beim Youth America’s Cup der besten Nachwuchss­egler hier auch mitbetreue­n darf, wird es am Montag mit den ersten Qualifikat­ionsrennen ernst. Fünf harte Trainingst­age liegen hinter der Mannschaft. Teilweise mussten sie fünf bis sechs Stunden pro Tag auf dem Wasser verbringen. Jetzt gilt es die Müdigkeit zu verdrängen, aber auch nicht übermotivi­ert und ungeduldig in die ersten Vergleiche mit den fünf anderen Teams in ihrem Pool zu gehen. Aber die österreich­ische Auswahl hat meiner Meinung nach eine gute Chance auf das Finale. Man wird sehen.

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BILD: SN/APA/AFP/MARK LLOYD Das britische Team schied aus.
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Hans Peter Steinacher

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