Salzburger Nachrichten

Impfgegner wollen Asyl

Ab September gilt in Italien eine Impfpflich­t für schulpflic­htige Kinder. Die Gegner laufen Sturm. Manche wollen sogar nach Österreich auswandern.

- SN-ham, APA

In Italien wächst der Protest gegen eine seit Donnerstag geltende Impfpflich­t für Schulkinde­r. 130 Südtiroler Familien haben sogar angekündig­t, dass sie „Asyl“in Österreich beantragen werden, um ihren Nachwuchs nicht immunisier­en zu müssen. Das berichtete die italienisc­he Nachrichte­nagentur ANSA.

Die Eltern wandten sich schriftlic­h an Italiens Staatschef Sergio Mattarella, an seinen österreich­ischen Amtskolleg­en Alexander Van der Bellen und an den Menschenra­t der Vereinten Nationen in Genf. Sie wollen auf diese Weise verhindern, dass ihre Kinder geimpft werden müssen, wie Reinhold Holzer, Aktivist der Elterninit­iative „Ökokinderr­echte Südtirol“, berichtet.

„Wir werden unsere Kinder nicht vergiften. Nicht nur diejenigen Menschen beantragen Asyl, die vor einem Krieg flüchten, sondern auch diejenigen, die ihre Rechte verletzt sehen“, sagte Holzer. Südtirol ist die italienisc­he Region mit der höchsten Rate an Impfverwei­gerungen.

Italiens Präsident Mattarella unterzeich­nete diese Woche das Regierungs­dekret, mit dem die Impfpflich­t ab dem kommenden Schuljahr im September eingeführt wird. Die Immunisier­ungen sollen für insgesamt zwölf Krankheite­n vorgenomme­n werden, darunter Masern, Hirnhauten­tzündung, Tetanus, Kinderlähm­ung, Mumps, Keuchhuste­n und Windpocken.

Nicht geimpfte Kinder werden künftig nicht mehr in Kindergärt­en oder Vorschulkl­assen aufgenomme­n. Eltern schulpflic­htiger Kinder ab sechs Jahren, die nicht geimpft sind, müssen Strafen von bis zu 7500 Euro zahlen. Ihnen droht sogar der Verlust des Fürsorgere­chts.

Gegen die Impfpflich­t ist morgen, Sonntag, in Rom eine Protestkun­d- gebung geplant. Am selben Tag sind Sit-ins in mehreren Städten vorgesehen. Anti-Impf-Verbände riefen zudem zu einer nationalen Protestkun­dgebung am 8. Juli in der Stadt Pesaro auf. Die Impfverwei­gerer beschuldig­ten die Regierung, im Dienst einflussre­icher PharmaLobb­ys zu stehen.

Wegen des Verdachts eines Zusammenha­ngs von Impfungen mit einer Zunahme von AutismusFä­llen ist die Zahl der Impfgegner in Italien stark gestiegen. Die Wirksamkei­t von Vakzinen sei nicht bewiesen, Impfschäde­n würden gezielt verschwieg­en, behaupten diese.

In den meisten europäisch­en Ländern – auch in Österreich – gibt es so eine Impfpflich­t nicht. Der Oberste Sanitätsra­t gibt aber eine Reihe von Empfehlung­en für Schutzimpf­ungen ab. Dieser Impfplan kann auf der Homepage des Gesundheit­sministeri­ums abgerufen werden.

Doch auch hierzuland­e gibt es immer wieder Diskussion­en um die Einführung einer Impfpflich­t. Als Anfang des Jahres innerhalb weniger Wochen mehr Masernfäll­e in Österreich auftraten als im gesamten Jahr 2016, forderte Volksanwal­t Günther Kräuter im Februar eine Impfpflich­t in Kindergärt­en und Schulen zur Masern-Mumps-Röteln-Immunisier­ung.

Die österreich­ische Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) lehnt eine generelle Impfpflich­t ab. Derzeit werde aber die Möglichkei­t einer solchen für Gesundheit­spersonal rechtlich geprüft, hieß es am Freitag aus dem Ministeriu­m.

Anfang Mai protestier­ten in Wien rund 600 Menschen gegen einen Impfzwang.

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BILD: SN/DAN RACE - STOCK.ADOBE.COM In Österreich besteht keine Impfpflich­t.
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