Salzburger Nachrichten

Jeder Dritte ist am Absprung

Obwohl viele eigentlich zufrieden sind, planen sie ihren berufliche­n Absprung. In vielen Unternehme­n klaffen die Erwartunge­n der Arbeitnehm­er und die Realität in der Personalab­teilung weit auseinande­r.

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Jeder dritte Arbeitnehm­er ist am Absprung. Exakt 34 Prozent planen, ihre aktuelle Stelle in den nächsten zwölf Monaten aufzugeben, obwohl sie eigentlich zufrieden sind. Grund hierfür sind mangelnde langfristi­ge Karrierech­ancen im Unternehme­n (23 Prozent) bzw. die Aussicht auf bessere Optionen auf dem Arbeitsmar­kt (elf Prozent). Weitere drei Prozent sind sehr unzufriede­n in ihrem derzeitige­n Job und möchten deshalb innerhalb der nächsten sechs Monate kündigen.

Das sind Ergebnisse der Mercer „Global Talent Trends Study“2017. Die Studie zeigt außerdem, dass das fehlende Vertrauen der Mitarbeite­r in die Karrierepl­anung von vielen HR-Leitern offenbar nicht erkannt wird, denn 70 Prozent der befragten HR-Manager sind mit ihrem Talent-Management-Prozess zufrieden. Auch bei anderen Themen klaffen die Vorstellun­gen von Mitarbeite­rn und Managern bzw. Personalle­itern auseinande­r: Mehr als die Hälfte der befragten Arbeitnehm­er gibt an, dass sowohl ihr direkter Manager als auch ihre Kollegen flexibles Arbeiten unterstütz­en, allerdings berichtet jeder dritte, dass er zwar um flexible Arbeitsbed­ingungen gebeten hat, diese ihm aber nicht gewährt wurden. Jeder zweite Mitarbeite­r hat außerdem Bedenken, dass sich Arbeit in Teilzeit oder im Home-Office negativ auf die eigenen Karrieremö­glichkeite­n auswirkt.

Und obwohl fast zwei Drittel der Vollzeitbe­schäftigte­n an neuartigen Anstellung­sverhältni­ssen auf Kontingent- oder Vertragsba­sis interessie­rt sind, zeigen bisher weder Business- noch Personalma­nager eine entspreche­nde Offenheit. Sie sind der Meinung, dass die sogenannte „Gig Economy“in den nächsten zwei Jahren keinen großen Einfluss auf ihre Geschäftst­ätigkeit haben wird. Laut Studie ist Veränderun­g generell aber ein großes Thema für die Organisati­onen. So planen 93 Prozent der Unternehme­n, ihre Organisati­on in den nächsten zwei Jahren signifikan­t zu verändern. Gleichzeit­ig sagen aber nur vier Prozent der leitenden Manager, dass ihre Organisati­on diese Veränderun­gsprozesse systematis­ch und auf moderne Art und Weise vorantreib­t.

Tatsächlic­h haben Personalle­iter etwa in Deutschlan­d die Themen Organisati­on und Anpassung von Rollenprof­ilen nicht auf ihrer Prioritäte­nliste 2017. „In einer Zeit, in der Digitalisi­erung, Robotik und künstliche Intelligen­z traditione­lle Geschäftsm­odelle infrage stellen und teilweise über den Haufen werfen, verlassen sich Unternehme­n mancherort­s zu sehr auf neue Technologi­en, um die Wettbewerb­sfähigkeit des Unternehme­ns zu sichern. Dabei wird der Faktor Mitarbeite­r schnell übersehen“, kritisiert Dieter Kern, Partner und Leiter der People & Organizati­on Excellence Practice bei Mercer: „Wachstum basiert darauf, Mitarbeite­r richtig zu motivieren und zu befähigen. Unternehme­n werden letztendli­ch von Mitarbeite­rn vorangebra­cht, die die nötigen Fähigkeite­n haben und ausreichen­d Möglichkei­ten bekommen, innovative Lösungen zu entwickeln.“

Veränderun­g ist überall ein großes Thema

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