Salzburger Nachrichten

Das Gericht nimmt E-Mails unter die Lupe

Niemand hat so viele E-Mails zur Swap-Causa getippt wie der städtische Finanzdire­ktor. Am Montag sitzt er vor der Richterin. Eduard Paulus hat am Freitag erklärt, warum er „seine Augen schonen“wollte.

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SALZBURG. Am Montag steht jener Mann Richterin Anna-Sophia Geisselhof­er Rede und Antwort, dessen E-Mails einen Gutteil der Anklagesch­rift der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft ausmachen. Die Befragung wird umfangreic­h.

Der heutige Finanzdire­ktor der Stadt Salzburg hat damals als Sachbearbe­iter die Dokumente für die Übertragun­g der Swaps von der Stadt an das Land vorbereite­t. Laut EMails hat er 2006 und 2007 versucht zu retten, was noch zu retten war. Am 10. August 2007 soll es zu einem Treffen mit der Finanzabte­ilung des Landes gekommen sein. Dass alles geheim bleiben sollte, legt ein E-Mail nahe, in dem er gegenüber Monika Rathgeber hofft, dass die Bank „Stillschwe­igen“behält.

Die Frage ist, ob und wann der heutige Finanzdire­ktor damals den Bürgermeis­ter von negativen Barwerten informiert hat. Im Untersuchu­ngsausschu­ss 2013 gab der Finanzdire­ktor zu Protokoll, dass er mit seinem damaligen Chef auf die Idee gekommen sei, das Land zu fragen, ob die Finanzgesc­häfte nicht ins Portfolio des Landes passen würden.

Von Interesse dürften auch die E-Mails aus 2012 sein, eineinhalb Monate bevor der Salzburger Finanzskan­dal platzte. Der Finanzdire­ktor korrespond­iert spät abends mit dem Bürgermeis­ter, der in China weilt (siehe unten). Es geht um „unsere Geschichte“.

Hofrat Eduard Paulus, der ehemalige Leiter der Finanzabte­i- lung des Landes, meinte dazu am Freitag vor der Richterin: Die E-Mails seien flapsig formuliert. „Ich habe mit dem Herrn Bürgermeis­ter überhaupt nie darüber gesprochen.“Paulus erklärte sich „nicht schuldig“.

Was die E-Mails betreffe, so habe diese seine Sekretärin erledigt. Diese habe die E-Mails ausgedruck­t, sodass er abends einen Stapel Papier schnell durchgeseh­en habe. Warum er E-Mails nicht selbst am Computer gelesen habe? „Ich wollte meine Augen schonen.“Selbst vor Sitzungen des Finanzbeir­ats habe er die vorher per E-Mail verschickt­e Tagesordnu­ng nicht studiert, sondern sich vorher kurz von Rathgeber briefen lassen.

Paulus belastete in seiner Aussage Monika Rathgeber, die ehemalige Budgetrefe­ratsleiter­in. Als Abteilungs­leiter sei er „Manager“gewesen. Da könne man keine Sacharbeit machen, das sei Aufgabe der Sachbearbe­iter und Referatsle­iter. Diese würden „eigenveran­twortlich“handeln, schilderte der Hofrat.

Wer hatte die Übernahme der Papiere der Stadt im Sommer 2007 veranlasst? „Es gab das Okay des Ressortche­fs“– also jenes von Finanzrefe­rent Othmar Raus (SPÖ). In welcher Form er das Okay bekommen habe, wusste Paulus nicht mehr. Bei etlichen Fragen hatte Paulus Erinnerung­slücken. „Haben Sie nie nachgefrag­t, was da zu übernehmen ist?“, fragte die Richterin. „Mein Hintergrun­d war, dass das Stadtrecht so komplizier­t war. Die Stadt wollte endgültig Schluss machen, auch damit der Bürgermeis­ter nicht mehr das G’scher mit dem Stadtsenat und Gemeindera­t hat, weil die Geschäfte mussten ja täglich bewertet werden.“Eines aber sei er sich sicher: „Es war nie die Rede von einer Schieflage der Derivate.“Hätte er von einem Minus der Stadtderiv­ate von sechs Millionen Euro ge- wusst, hätte er Rathgeber angewiesen, einen Aktenverme­rk anzulegen und den Ressortche­f zu informiere­n. Überdies gebe es Rechte und Pflichten für Beamte, Widerspruc­h zu leisten.

Das ließ Rathgebers Anwalt Thomas Payer nicht gelten. Er legte Paulus jene Präsentati­on im Finanzbeir­at vom 12. September 2007 vor, in der das Minus der einen Tag vorher übernommen­en Derivate unter Tagesordnu­ngspunkt 4 mit 5,5 Millionen Euro beziffert wird. Antwort Paulus: „Das ist mir nicht erinnerlic­h.“

Zu seiner Entlastung, dass er zum fraglichen Zeitpunkt nicht im Amt gewesen sei, legte Paulus Fotos und Flugticket­s einer dienstlich­en China-Reise von 21. bis 31. August, organisier­t vom Bundeskanz­leramt, vor. Wenn Rathgeber behaupte, dass er am 28. August 2007 eine Weisung erteilt habe, könne das nicht stimmen. „Ich kenne zwar die Sage von fliegenden Lamas, ich gehöre aber nicht dazu.“Er habe auch „keine Kommunikat­ion mit der Dienststel­le in Salzburg“in dieser Zeit gehabt.

Rathgebers Anwalt meint dazu: „Meine Mandantin hat kein genaues Datum genannt, wann diese Weisung kam. Sie sagte nur: rund um den 28. August. Und Paulus hat Ja gesagt, es habe eine Anweisung gegeben. Damit relativier­en sich diese Urlaubsfot­os.“

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BILD: SN/MARCO RIEBLER Hofrat Eduard Paulus blickt zu Heinz Schaden. Nie habe er mit ihm über das Portfolio der Stadt gesprochen. Die Richterin fragte ihn daraufhin: „Warum dankt er in seinem E-Mail 2012 dann Ihnen, und nicht Monika Rathgeber?“

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