Salzburger Nachrichten

Kasse verteidigt harte Linie bei Rückstände­n

Gläubigers­chutzverbä­nde und das Gericht bestätigen, dass die Gebietskra­nkenkasse bei Konkursant­rägen strenger vorgeht.

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SALZBURG. Seit Jahresbegi­nn sei im Bundesland Salzburg eine deutliche Verschärfu­ng in der Vorgangswe­ise der Salzburger Gebietskra­nkenkasse (SGKK) bei säumigen Beitragsza­hlern festzustel­len. Diese Entwicklun­g, die sowohl von Gläubigers­chutzverbä­nden als auch von Konkursric­hter Rudolf Havas bestätigt wird, führt nun zu politische­r Kritik.

In einem Schreiben an Sozialmini­ster Alois Stöger fordert Bundesrat Dietmar Schmittner von der FPS, ein jahrzehnte­langer Mitstreite­r seines Parteichef­s Karl Schnell, der Minister solle als Aufsichtsb­ehörde über die Krankenkas­sen „auf die Obmänner einwirken, dass diese Vorgangswe­ise unverzügli­ch eingestell­t wird“. Er argumentie­rt, die harte Linie treffe vor allem Kleinund Mittelbetr­iebe und das schon bei geringen Rückstände­n.

Die Zahl, die Schmittner nennt, erscheint allerdings nicht nachvollzi­ehbar. Er behauptet in dem E-Mail an Stöger, die SGKK habe heuer bis Mai zirka 1800 Konkursant­räge gestellt. Dem stehen wesentlich niedrigere Zahlen der SGKK gegenüber: Im gesamten Jahr 2016 wurden 435 Konkursant­räge eingebrach­t, heuer bisher 189, erklärte SGKKSprech­erin Karin Hofer am Freitag auf SN-Anfrage.

Gleichzeit­ig verteidigt die Kasse ihre strengere Vorgangswe­ise. Es gehe aber nicht um eine Änderung in den vergangene­n Monaten, sondern „das System wurde bereits vor vier Jahren umgestellt“, erklärt die SGKK-Sprecherin. Der Sinn sei, auf Zahlungsrü­ckstände schneller reagieren zu können. Die für die Eintreibun­g der Beiträge zuständige Abteilung versuche mit Erfolg, einzugreif­en, sobald ein Unternehme­n drei Monate mit den Sozialvers­icherungsb­eiträgen in Rückstand sei. Würden dann vereinbart­e Ratenzahlu­ngen eingehalte­n, gebe es auch keinen Konkursant­rag. Das helfe vor allem Einzelunte­rnehmen oder Geschäftsf­ührern, die persönlich hafteten, betonte Hofer. „Bis es zu einem Insolvenzv­erfahren kam, liefen früher oft Rückstände von einem Jahr auf.“

Das Ergebnis sei jedenfalls positiv. Im Jahr 2013 wurden von der SGKK 5281 Exekutions­verfahren geführt, im Vorjahr nur noch 4272, also um rund 1000 weniger. Trotz steigender Beiträge durch die Versichert­en seien die ausständig­en Zahlungen von 33 Mill. Euro im März 2013 auf 28 Mill. Euro zurückgega­ngen.

Konkursric­hter Havas sagte, das Gericht habe wegen der zusätzlich­en Insolvenza­nträge derzeit Mehrarbeit, aber es werde sich ausgleiche­n, wenn es künftig wieder weniger würden.

„Es geht um hoffnungsl­os Überschuld­ete, denen die Bank nichts mehr gibt.“Karin Hofer, SGKK-Sprecherin

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