Salzburger Nachrichten

Ich mache mir große Sorgen um Taylor Swift

Sollten Ihnen die Namen Taylor Swift und Katy Perry nichts sagen, lassen Sie sich nicht schrecken: Wir werden reich beschenkt von beiden.

- Bernhard Flieher WWW.SALZBURG.COM/FLIEHER

Katy Perry singt. Taylor Swift singt auch. Jeder darf singen. Man muss nicht zuhören. Jede der beiden hat eine Formel gefunden, die wahnsinnig vielen gefällt, die sich mit Musik nicht so beschäftig­en. Deshalb sind beide in den Charts und auch Superstars – trotz ihrer Musik. Warum auch nicht? Es gibt auch Politiker, die von der res publica weniger Ahnung haben als vom eigenen Vorteil.

Superstar Katy Perry kam neulich übrigens sogar mehr als nur superstarm­äßig daher. In einer US-Late-Night-Show, die wie öffentlich­e Beichtstüh­le funktionie­ren, war sie fast ein bisserl jesusartig. „Ich vergebe ihr“, sagte sie da. Und es tue ihr auch leid, was sie Taylor Swift angetan habe, aber bitte schön: Angefangen hat schon die Taylor. Das müssen wir ihr glauben, weil wir alle nur das Gute glauben wollen. „Ich liebe sie und will nur das Beste für sie“, sagte Perry auch noch. Es geht in der Angelegenh­eit um einen Mann (angeblich) und um Tänzerinne­n oder Background­sängerinne­n oder so. Jedenfalls hätte sich Frau Perry die alle von Frau Swift geschnappt. Oder so ähnlich. Liegt ja alles schon ein Weilchen zurück. Aber Superstars müssen von Zeit zu Zeit persönlich­en Klatsch und Quatsch aufwärmen. Das hält die eigenen Aktien oben im mörderisch­en Business, in dem es um jede einzelne Million Dollar geht. Versöhnung­sgesten steigern den Kursgewinn. Denn wie gesagt: Die Musik allein reicht da nicht aus.

Katy Perry also strebt die Versöhnung mit Taylor Swift an. Und für die Frau Swift muss man wirklich alles Mitgefühl aufbringen, zu dem der tägliche Überlebens­kampf Zeit lässt. Denn: „Taylor Swift stürzt ab.“So schrieb das eine Nachrichte­nagentur vor wenigen Tagen. Nicht von einem Berg stürzt sie. Und sie stürzt auch nicht mit einem Flugzeug ab, was in der Popgeschic­hte einigen echten Superstars – etwa Buddy Holly oder Ronnie Van Zant und Steve Gaines von Lynyrd Skynyrd – tatsächlic­h passierte. Nein, Frau Swift stürzt ab auf der Liste der Reichen. Ich mache mir große Sorgen um sie. Sie verdiente vergangene­s Jahr bloß 44 Millionen Dollar, also etwa 5022 Dollar pro Stunde. Im Jahr zuvor waren es 170 Millionen. Dafür kann es gar kein anderes Wort geben als Absturz. Das Gegenteil eines Absturzes ist übrigens ein All-Time-High. All-Zeit-Hoch, so eins gibt es in Österreich bei der Notstandsh­ilfe. Nein, nein, die Notstandsh­ilfe stieg nicht ins Millionenh­afte. Es geht um die Zahl der Bezieher dieser Hilfe – und die ist höher denn je. Durchschni­ttlich bekommt jeder einen Euro in der Stunde, kann aber seinen Klatsch für sich behalten.

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