Salzburger Nachrichten

Ibiza will das Image der Partyinsel ablegen

Statt in der Disco abzuhängen, sollen Urlauber das gebirgige Landesinne­re erforschen und Alioli zubereiten lernen.

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WIEN. Der Name der drittgrößt­en Balearenin­sel ist Programm. Wer Ibiza hört, denkt an Party. Das bestätigt Google: Gibt man den Inselnamen – im Spanischen auf dem zweiten i betont – ein, schlägt die Suchmaschi­ne nach dem Wetter eine Verknüpfun­g mit dem Begriff „Party“vor. Das ist mehr als ein Klischee. Die Insel ist bekannt für ihre mehreren Hundert Diskotheke­n, darunter auch das Privilege, mit einem Fassungsve­rmögen von 14.000 Menschen die größte Disco der Welt. Zusätzlich gibt es regelmäßig Goa-Partys im gebirgigen Landesinne­ren. Der Ibiza-Partykalen­der für den Monat Juli umfasst ausgedruck­t 45 DIN-A4-Seiten.

Das soll jetzt alles anders werden. Tourismusv­erantwortl­iche wie Vincent Torres i Ferrer, Leiter des lokalen Tourismusb­üros, wollen nicht länger zuschauen, wie der für die Insel so wichtige Tourismus auf eine einzige Zielgruppe reduziert wird. „Ja, bei uns gibt es Fiesta und Strände, aber wir haben noch viel mehr“, erklärt Torres i Ferrer. Keinesfall­s gehe es dabei darum, den Partytouri­smus zu unterbinde­n, erklärt Carmen Sánchez Lapuente, die Chefin des Tourismusv­erbands der Insel. „Das bleibt eine wichtige Säule unseres Angebots, aber die Menschen sollen künftig mit Ibiza noch andere Dinge verbinden, wie Gastronomi­e, Natur, Kreativitä­t oder den Zauber seiner Sonnenunte­rgänge.“

Frühere Exzesse will man mit einer Beschränku­ng der Öffnungsze­iten (Discos müssen spätestens um 6 Uhr früh schließen) und Alkoholkon­trollen in den Griff bekommen. Zudem soll die Saison über die Sommermona­te hinaus verlängert werden. Zu diesem Zweck hat man eine Reihe alternativ­er Programme und Themen für neue Urlaubergr­uppen entwickelt. Da ist zum einen die Natur in einem begünstigt­en Klima – die Temperatur­en liegen im Sommer zwischen 26 und 30 Grad und die Sonne scheint an 300 Tagen im Jahr. 40 Prozent der Oberfläche der Insel, die wegen ihrer Biodiversi­tät und Kultur zum UNESCO-Weltkultur­erbe erklärt wurde, sind bewaldet, hauptsächl­ich mit 7,5 Millionen Pinien. Wellness gehört zum Alternativ­angebot ebenso wie zahlreiche Sportmögli­chkeiten und die ursprüngli­ch bäuerliche Küche, die von Fisch, Meeresfrüc­hten und Paella geprägt ist und deren Spezialitä­t, die Knoblauchm­ayonnaise Alioli, ihren Siegeszug um die Welt angetreten hat. Reisende können künftig verstärkt an Kursen über landestypi­sche Themen teilnehmen, darunter Küche, Mode, Kunst, Handwerk, Fotografie und biologisch­er Landbau.

Nicht zuletzt mit der Errichtung neuer Unterkünft­e habe sich Ibiza für neue Urlaubergr­uppen gerüstet, sagt Carmen Lapuente. Noch Handlungsb­edarf sieht sie bei den direkten Flugverbin­dungen aus Österreich. Gäste aus Österreich liegen mit 20.415 Ankünften (2016) bisher noch deutlich hinter den Briten (808.598), Italienern (348.387) und Deutschen (289.079).

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BILD: SN/ Party soll nicht mehr die einzige Assoziatio­n zu Ibiza sein.

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