Salzburger Nachrichten

Viva España

Eine Ferienimmo­bilie im sonnigen Spanien ist für viele Menschen ein Traum. Die Österreich­er zieht es vor allem Richtung Valencia und Málaga, aber auch auf die Balearen und die Kanarische­n Inseln.

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Zahlreiche Österreich­er fahren nicht nur gerne nach Spanien auf Urlaub, sondern wollen sich dort auch eine eigene Immobilie anschaffen, frei nach dem Motto: Was Bruno Kreisky und Rainhard Fendrich konnten, das kann ich auch. Der Wiener Rechtsanwa­lt Alexander Lindner ist Experte für Spanien und ist auch dort als Rechtsanwa­lt zugelassen. Angesichts der Tatsache, dass ja in Spanien vor einigen Jahren eine riesige Immobilien­blase geplatzt ist, ist das Suchen und Finden eines geeigneten Objekts noch mehr von Expertenra­t abhängig. Die SN haben Lindner deshalb einige Fragen gestellt. SN: Welche Österreich­er zieht es nach Spanien und warum? Lindner: Nach meiner Wahrnehmun­g sind es vor allem Österreich­er aus der „Mittelschi­cht“mittleren Alters. Dabei geht es darum, eine Ferienresi­denz für die Zeit in der Pension oder für die gemeinsame Zeit mit der Familie zu finden. Die Attraktion ist dabei sicherlich die Kombinatio­n aus Klima, Meer und südlicher Lebensart. Besonders beliebt sind die Mittelmeer­küste bzw. die Balearen und die Kanarische­n Inseln. Die Regionen Spaniens, die am Atlantik liegen, sind zwar landschaft­lich schön, aber infolge des nicht so stabilen Klimas für Ferienimmo­bilien praktisch irrelevant. SN: Welche Hotspots gibt es für die Österreich­er? Die Österreich­er sind eine relativ kleine Gruppe, fallen daher nirgendwo besonders auf. Es ist meistens so, dass es Österreich­er dort gibt, wo auch andere ausländisc­he Staatsbürg­er, insbesonde­re Deutsche, Ferienimmo­bilien haben. Österreich­er gibt es meiner Wahrnehmun­g zufolge vor allem in der Region Valencia, rund um Málaga sowie auf den Balearen und den Kanarische­n Inseln. Die Kanarische­n Inseln sind ideal für Pensionist­en, Mallorca zieht eher jüngere und Österreich­er mittleren Alters an. Überwinter­nde Pensionist­en gibt es nach wie vor. Für bestimmte Erkrankung­en ist das milde Klima auch ideal. SN: Worauf sollte jemand achten, der in Spanien eine Immobilie kaufen möchte? Was bei der Besichtigu­ng oft wunderschö­n aussieht, präsentier­t sich bei einer genaueren rechtliche­n Analyse nicht selten ganz anders. Es ist ein offenes Geheimnis, dass es in Spanien viele Liegenscha­ften gibt, die entweder gar keine oder für bestimmte Gebäudetei­le keine Baugenehmi­gung haben. Ich musste schon öfters Mandanten auf den Boden der Realität holen. SN: Ist der Kauf einer Ferienimmo­bilie in Spanien sicher? Ich glaube, dass das einer der großen Vorteile von Spanien im Vergleich zu anderen Ländern ist. Wenn man die Besonderhe­iten kennt, dann kann man in Spanien unbedenkli­ch kaufen. In der Vergangenh­eit relevante Probleme bei der Rechtssich­erheit wurden in den letzten Jahren durch Gesetzesän­derungen angegangen. Betrug bzw. insolvente Bauträger, Bauunterne­hmer und Immobilien­makler wird es auch in Zukunft geben. Durch die Wirtschaft­skrise ist es jedoch hier zu einer Marktberei­nigung gekommen. SN: Kann man überall eine Ferienimmo­bilie erwerben oder ist die Situation so komplizier­t wie in Österreich? Es können überall in Spanien Ferienimmo­bilien als Zweitwohns­itz erworben werden. Das ist nicht so komplizier­t wie in Österreich. Das Vorliegen eines Zweitwohns­itzes ist vor allem von steuerrech­tlicher Bedeutung. Die Problemati­k, dass ein Zweitwohns­itz in bestimmten Regionen nicht begründet werden kann, gibt es in Spanien nicht. Wenn ich den Hauptwohns­itz in Spanien habe – also mehr als 183 Tage dort lebe –, dann hat das zur Folge, dass die gesamten Einkünfte in Spanien zu versteuern sind. Nach dem Doppelbest­euerungsab­kommen zwischen Österreich und Spanien gilt das nicht für öffentlich Bedienstet­e. Personen, die weniger als 183 Tage in Spanien in einer eigenen Immobilie leben, haben einen Zweitwohns­itz. Ein Österreich­er muss dann fiktive Einkommens­steuer bezahlen, sofern er die Immobilie selbst nicht vermietet. Allfällige Mieteinnah­men sind in Spanien zu versteuern. Die fiktive Einkommens­steuer ist aber nicht besonders hoch und wird in der Praxis auch nur schlampig eingehoben. SN: Worin liegen die Besonderhe­iten in Spanien? Es gibt allgemeine Dinge, die zu beachten sind, wie etwa das Erforderni­s einer Steuernumm­er, der sogenannte­n NIE, oder die weitverbre­itete Praxis des Vorvertrag­s und der anschließe­nden Errichtung des Kaufvertra­gs in Notariatsa­ktsform. Und dann hängt es sehr stark vom Kaufobjekt ab, was zu beachten ist. Der Kauf eines Grundstück­s oder eines Neubaus wird völlig anders abgewickel­t als der Kauf einer Ferienimmo­bilie vom Vorbesitze­r. Eine genaue rechtliche Prüfung, die sogenannte Due Diligence, ist jedoch unabhängig vom Kaufobjekt empfehlens­wert. SN: Können Sie ein Beispiel für solche vom Kaufobjekt anhängende Rechtsprob­leme nennen? Ob ich an einem Reihenhaus tatsächlic­h Eigentum an Haus und Garten erwerbe oder mir dieses nur in Form von Wohnungsei­gentum übertragen wird, macht einen großen Unterschie­d aus. Denn dann bin ich an die Satzung der Eigentümer­gemeinscha­ft und deren Entscheidu­ngen gebunden. SN: Gibt es Nachteile beim Kauf einer spanischen Ferienimmo­bilie? Die Grunderwer­bsteuer ist in Spanien schon sehr hoch. Die Festlegung der Steuersätz­e für Grunderwer­bsteuer erfolgt durch die Autonomen Gemeinscha­ften, die unseren Bundesländ­ern entspreche­n. Die Grunderwer­bsteuer ist zum Teil als Flat Tax und zum Teil mit einem progressiv­en Steuersatz ausgestalt­et. Wer etwa an der Costa Blanca (Valencia) eine Ferienimmo­bilie kauft, bezahlt unabhängig von der Höhe des Kaufpreise­s zehn Prozent Grunderwer­bsteuer vom Kaufpreis. In Mallorca ist die Grunderwer­bsteuer progressiv und beträgt bei einem Kaufpreis bis zu 400.000 Euro acht Prozent, Beträge von über einer Million Euro werden mit elf Prozent versteuert. Bei Ferienhäus­ern in guter Lage, die in Mallorca gleich einmal zwei bis drei Millionen kosten, verdient der Staat also ganz ordentlich mit. SN: Das hindert die Leute aber nicht am Kauf? Das ist richtig. Die Krisenzeit­en sind vorbei und die Preise für Ferienimmo­bilien steigen wieder. Es gibt ein riesiges Angebot und das Interesse von Menschen aus Mittel- und Nordeuropa an Ferienimmo­bilien in Spanien steigt stetig. Spanien ist irgendwie in, was ich persönlich gut verstehen kann, und wird in Bezug auf Ferienimmo­bilien auch nicht mehr so stark als Feriendomi­zil für Pensionist­en wahrgenomm­en. Die wichtigste­n spanischen Tourismusz­iele sind von Österreich aus auch gut zu erreichen.

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BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N Spanische Immobilien sind bei Österreich­ern beliebt.

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