Salzburger Nachrichten

Jetzt spielt er noch mehr Golf

Wie klein darf ein Kleinwagen sein, bis er nicht mehr klein ist? Der kleine Bruder des Golf knackt erstmals die Vier-Meter-Marke. Und will ein Saubermann sein.

- CHRISTIAN SPRENGER

Auf den heimischen Straßen trifft man sie noch an, nämlich VW-Golf-Modelle der vierten Baureihe, die zwischen 1997 und 2003 vom Band lief. Diese Autos waren und sind 4,14 Meter lang und 1,73 Meter breit. In diese Bereiche ist mittlerwei­le der aktuelle und ab Herbst bei den Händlern erhältlich­e VW Polo aufgerückt. Der Kleine, der anno 1975 als 3,50-Meter-Zwergerl auf den Markt gebracht wurde, hat sich also ordentlich gestreckt. Die mittlerwei­le sechste Generation des Dauerbrenn­ers knackt mit einer Länge von genau 4,053 Metern erstmals die Kleinwagen-Grenze, die Mitbewerbe­r wie Opel Corsa, Ford Fiesta oder Renault Clio auch schon überschrit­ten haben. Bei der nächsten Generation ist wohl noch mehr drin, zum Golf V (2003–2008) fehlen nur mehr läppische 20 Zentimeter! Bereits jetzt bietet der Polo das, was man von einem Golf dieser Größenordn­ung erwarten darf: mehr Kofferraum, mehr Beinund Kopffreihe­it für Fahrer und Passagiere. Und noch einmal das Stichwort Golf: Im Polo sind dieselben Technologi­en verbaut wie im großen Bruder, mit dem neuen großen Info-Display lässt der Polo andere VWModelle schon hinter sich. VW-Markenchef Herbert Diess war jedenfalls nicht um große Worte verlegen: Wie einst Neil Armstrong bei seiner Mondlandun­g sprach Diess von „a giant leap“, als VW den neuen Polo dieser Tage in Berlin der Öffentlich­keit vorstellte. 14 Millionen Polo hat VW in den vergangene­n vier Jahrzehnte­n weltweit verkauft. Und der neue große Kleine soll dem zuletzt schwer durch den Abgasskand­al gebeutelte­n Konzern wieder ein sauberes Image verpassen. Von den neun angebotene­n Motoren gibt es erstmals ein Erdgas-Aggregat, dazu sechs Benziner und zwei Diesel (diese verfügen über SCR-Katalysato­ren, die den Ausstoß der schädliche­n Stickoxide verringern). Das Leistungss­pektrum der Verbrennun­gsmotoren reicht von 65 bis 200 PS. Ein E-Motor ist derzeit kein Thema beim Polo, spätestens 2020 soll aber bei Volkswagen ohnehin die Elektro-Offensive starten.

Mit der Angabe offizielle­r Verbrauchs­werte wollte sich VW die schöne statische Präsentati­on des Polo denn auch nicht vernebeln lassen, inoffiziel­l soll sich aber etwa der Einliter-Dreizylind­er-Turbo mit fünf Litern Benzin/100 Kilometer begnügen.

Offiziell sind hingegen die Preise: In Deutschlan­d sind die günstigste­n Modelle ab 12.975 Euro erhältlich, in Österreich ist durch höhere Besteuerun­g mit einem Einstiegsp­reis von 13.500 Euro zu kalkuliere­n.

Die Nummer-eins-Position auf dem heimischen Kleinwagen-Markt machte VW schon lang niemand mehr streitig. 7650 Polo-Neuzulassu­ngen gab es im Vorjahr, die Nummer zwei war der Škoda Fabia (6191) – von diesem gibt es heuer ein Facelift und 2019 ein neues Modell.

Die Konkurrenz schläft nicht, schon gar nicht jene im eigenen Konzern.

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BILD: SN/CHRISTIAN SPRENGER VW-Markenchef Herbert Diess bei der Präsentati­on des neuen Polo in Berlin.
 ?? BILD: SN/CHRISTIAN SPRENGER ?? Erinnern Sie sich noch, wie alles anfing? Der VW Polo anno 1975 im kantigen Design jener Tage.
BILD: SN/CHRISTIAN SPRENGER Erinnern Sie sich noch, wie alles anfing? Der VW Polo anno 1975 im kantigen Design jener Tage.

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