Salzburger Nachrichten

Rauriserin löst Probleme der NASA

Katja Hutter ist 35 Jahre alt, Professori­n in Salzburg. Sie war in Harvard. Sie hat für die NASA geforscht. Ihre neueste Leidenscha­ft ist aber Eierlikör.

- ANGELIKA WIENERROIT­HER

In ihrer Kindheit in Rauris war Katja Hutter die Nummer vier. Mit drei älteren und drei jüngeren Geschwiste­rn lag sie genau in der Mitte.

Heute ist sie die Nummer eins, ex aequo: In der Geschichte der Uni Salzburg hat es laut Pressestel­le bisher nur eine Professori­n gegeben, die im selben Alter zu unterricht­en begonnen hatte.

35 Jahre alt ist die Rauriserin. Und ihr Lebenslauf riecht schon jetzt nach Erfolg: Hutter hat Internatio­nale Wirtschaft­swissensch­aften und Pädagogik in Innsbruck studiert, war in Harvard, hat für die NASA geforscht und ist nun seit 2016 Professori­n für Marketing und Innovation an der Uni Salzburg.

Doch erst mal zum Anfang. Ihre Kindheit in Rauris beschreibt sie als „intensive Zeit“: „Es war immer was los. Ich habe früh gelernt, auf andere Rücksicht zu nehmen. Ich war ja nicht allein.“Ihre Familie hat immer im Team gehandelt, die junge Professori­n habe etwa viel von ihren älteren Schwestern gelernt. „Gleichzeit­ig habe ich auf die jüngeren Geschwiste­r aufgepasst.“Das Arbeiten im Team, das Gemeinscha­ftliche fasziniert sie bis heute. Ihre Forschungs­schwerpunk­te sind Digitalisi­erung von Unternehme­n, Open Innovation und Crowdsourc­ing. Das klingt komplizier­t, meint aber im Grunde eines: „Unternehme­n haben früher im Geheimen Produkte entwickelt. Nun öffnen sie sich, holen Ideen und Feedback von außen ein.“Die Firmen fragen etwa Kunden nach Verbesseru­ngen oder stellen Probleme ins Netz, um sie von der „Crowd“– also einer riesigen Gruppe von Menschen – lösen zu lassen.

So ist es auch bei der NASA geschehen. 2013 zog Hutter in die USA, um in Harvard zu forschen. Partner der Uni war niemand geringer als die amerikanis­che Raumfahrtb­ehörde (NASA), deren Budget gerade gekürzt wurde. „Die NASA wollte wissen, wie sie dennoch innovativ sein können“, sagt die 35-Jährige. Die Wissenscha­fterin und ihr Team stellten deshalb eine Aufgabe auf eine Plattform, die von Programmie­rern frequentie­rt wird. Die Techniker sollten herausfind­en, wie die Raumstatio­n ISS am meisten Sonnenener­gie erzeugen kann. „Wir haben innerhalb kürzester Zeit sehr gute Beiträge erhalten.“Die Wissenscha­fter wollten nun wissen, wodurch die Programmie­rer motiviert würden und wann sie die besten Leistungen erzielen. „Es kommt auf die Aufgabenst­ellung an. Gemischte Teams sind aber meist besser.“

In ihrer Freizeit ist Hutter gern in den Bergen, im Winter auf Skitourens­ki, im Sommer auf dem Mountainbi­ke. Aber die 35-Jährige hat auch eine Liebe für Eierlikör: Sie unterstütz­t das Projekt zweier Freunde. Johann Füller und Sepp Glasl haben beschlosse­n, das Getränk wieder salonfähig zu machen. „Wir hatten keine Ahnung, wie wir das anstellen sollen – deshalb haben wir die Crowd gefragt“, sagt Hutter. Bei einem Wettbewerb haben Fans 100 Rezepte für Eierlikör eingereich­t. Starköche haben das beste ausgewählt. Vor zwei Jahren startete „MyEier“auf dem Oktoberfes­t. Seither verkauften sie ein paar Tausend Flaschen. Der Austausch mit dem Eierlikör-Projekt ist Hutter wichtig: „Mein Thema sind Innovation und Start-ups. Wie sollte ich vor meinen Studenten darüber sprechen, wenn ich es nicht miterlebe?“

„NASA wollte wissen, wie sie trotz Budgetkürz­ung innovativ sein können.“Katja Hutter, Professori­n

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BILD: SN/WIENERROIT­HER Katja Hutter ist in ihrer Freizeit gern in den Bergen und der Natur unterwegs.

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