Jetzt hilft nur noch das Prinzip Hoffnung
Die Grünen verzichten auf einen ihrer wenigen Stars. Aber das ist nicht das größte Problem der Ökopartei.
Die Grünen haben es geschafft. Zumindest kurzfristig. Statt von Christian Kern, Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache wird nun über sie geredet. Diese Öffentlichkeit haben sie sich teuer erkauft. Sie haben dafür einen ihrer wenigen Stars geopfert. Peter Pilz wird bei der Nationalratswahl nicht kandidieren. Er hatte parteiintern nicht mehr die nötige Mehrheit. Dass Pilz jahrzehntelang an der Aufdeckung der meisten großen Skandale beteiligt war, von Noricum bis Eurofighter, ist vergessen. Ebenso, dass das Antikorruptionsthema eines der Alleinstellungsmerkmale der Grünen ist. Die Parteibasis wollte mit Pilz, der immer wieder Kritik am Kurs der Grünen geübt hatte, nicht mehr. Aus und vorbei.
Allerdings nicht unwidersprochen. Der Ur-Grüne Johannes Voggenhuber stellte fest, dass bei den Grünen nun noch einer weniger da sei, der seinen Kopf aus der Menge der Mittelmäßigen heraushebe. Hart formuliert, aber für seine klaren Worte ist Voggenhuber ja bekannt. Und er kann sich in Peter Pilz wohl gut hineinfühlen. Er war, als anerkannter EU-Parlamentarier, nicht mehr als grüner Spitzenkandidat für die Europawahl aufgestellt worden. Gescheitert übrigens an Ulrike Lunacek, der jetzigen Spitzenkandidatin der Ökopartei.
Inhaltlich hat Voggenhuber aber durchaus recht. Besonders prickelnd sind die Grünen derzeit nicht. Viele ihrer Themen, vom Umweltschutz bis zur Sozialpolitik, werden auch von anderen Parteien durchaus glaubhaft vertreten. Die Ansage, dass, wer die FPÖ in der Regierung verhindern will, unbedingt die Grünen wählen muss, ist auch nicht gerade wahlkampffüllend. Noch dazu, wo die Wählerschaft seit Jahrzehnten immer konstant Mitte-rechts wählte.
Wollen die Grünen am 15. Oktober ein ansprechendes Resultat einfahren und eine Mehrheit gegen die FPÖ im Parlament sicherstellen, dann muss ihnen rasch etwas einfallen. In welche Richtung das gehen könnte, wissen sie, wie es derzeit aussieht, wohl selbst nicht. Aber es bleibt das Prinzip Hoffnung. Die Hoffnung, dass sich alle Meinungsforscher, die den Grünen ein einstelliges Ergebnis für die Nationalratswahl voraussagen, geirrt haben – was, nach all den falschen Voraussagen der vergangenen Wahlen, nicht unwahrscheinlich ist. Die Hoffnung, dass die anderen Parteien im Wahlkampf gehörig patzen, was ebenfalls nicht unwahrscheinlich ist.
Freilich ist es kein Programm, nur auf die Fehler der anderen – seien es die Meinungsforscher, seien es die anderen Parteien – zu warten.