Salzburger Nachrichten

Jetzt hilft nur noch das Prinzip Hoffnung

Die Grünen verzichten auf einen ihrer wenigen Stars. Aber das ist nicht das größte Problem der Ökopartei.

- Alfred Pfeiffenbe­rger ALFRED.PFEIFFENBE­RGER@SALZBURG.COM

Die Grünen haben es geschafft. Zumindest kurzfristi­g. Statt von Christian Kern, Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache wird nun über sie geredet. Diese Öffentlich­keit haben sie sich teuer erkauft. Sie haben dafür einen ihrer wenigen Stars geopfert. Peter Pilz wird bei der Nationalra­tswahl nicht kandidiere­n. Er hatte parteiinte­rn nicht mehr die nötige Mehrheit. Dass Pilz jahrzehnte­lang an der Aufdeckung der meisten großen Skandale beteiligt war, von Noricum bis Eurofighte­r, ist vergessen. Ebenso, dass das Antikorrup­tionsthema eines der Alleinstel­lungsmerkm­ale der Grünen ist. Die Parteibasi­s wollte mit Pilz, der immer wieder Kritik am Kurs der Grünen geübt hatte, nicht mehr. Aus und vorbei.

Allerdings nicht unwiderspr­ochen. Der Ur-Grüne Johannes Voggenhube­r stellte fest, dass bei den Grünen nun noch einer weniger da sei, der seinen Kopf aus der Menge der Mittelmäßi­gen heraushebe. Hart formuliert, aber für seine klaren Worte ist Voggenhube­r ja bekannt. Und er kann sich in Peter Pilz wohl gut hineinfühl­en. Er war, als anerkannte­r EU-Parlamenta­rier, nicht mehr als grüner Spitzenkan­didat für die Europawahl aufgestell­t worden. Gescheiter­t übrigens an Ulrike Lunacek, der jetzigen Spitzenkan­didatin der Ökopartei.

Inhaltlich hat Voggenhube­r aber durchaus recht. Besonders prickelnd sind die Grünen derzeit nicht. Viele ihrer Themen, vom Umweltschu­tz bis zur Sozialpoli­tik, werden auch von anderen Parteien durchaus glaubhaft vertreten. Die Ansage, dass, wer die FPÖ in der Regierung verhindern will, unbedingt die Grünen wählen muss, ist auch nicht gerade wahlkampff­üllend. Noch dazu, wo die Wählerscha­ft seit Jahrzehnte­n immer konstant Mitte-rechts wählte.

Wollen die Grünen am 15. Oktober ein ansprechen­des Resultat einfahren und eine Mehrheit gegen die FPÖ im Parlament sicherstel­len, dann muss ihnen rasch etwas einfallen. In welche Richtung das gehen könnte, wissen sie, wie es derzeit aussieht, wohl selbst nicht. Aber es bleibt das Prinzip Hoffnung. Die Hoffnung, dass sich alle Meinungsfo­rscher, die den Grünen ein einstellig­es Ergebnis für die Nationalra­tswahl voraussage­n, geirrt haben – was, nach all den falschen Voraussage­n der vergangene­n Wahlen, nicht unwahrsche­inlich ist. Die Hoffnung, dass die anderen Parteien im Wahlkampf gehörig patzen, was ebenfalls nicht unwahrsche­inlich ist.

Freilich ist es kein Programm, nur auf die Fehler der anderen – seien es die Meinungsfo­rscher, seien es die anderen Parteien – zu warten.

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