Exportmotor brummt auf Hochtouren
Österreich hat bis Ende März Waren über 35,5 Mrd. Euro exportiert. So viel wie nie zuvor.
Die heimischen Exportbetriebe sind mit Vollgas in das neue Jahr gestartet. Ausfuhren in Höhe von 35,5 Mrd. Euro in den ersten drei Monaten bedeuten ein Plus gegenüber dem Vorjahr um 10,3 Prozent. Noch nie haben die 60.000 exportierenden Unternehmen des Landes so viele Güter ins Ausland verkauft. Erstaunlich ist auch der Anstieg, Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl begründet ihn mit der verbesserten Wirtschaftslage insgesamt und der besonders starken Konjunktur in Deutschland, dem mit Abstand wichtigsten Handelspartner.
Exporte nach Deutschland legten um 8,7 Prozent zu, kräftiger fiel das Plus in die USA (+10,5%) oder auch nach Russland (+28,1%) aus, das von steigenden Rohstoffpreisen profitiert. Dagegen wirft der Brexit seine Schatten voraus, die Exporte ins Vereinigte Königreich stagnierten. Firmen wie voestalpine, Andritz, der Feuerwehrausrüster Rosenberger, Red Bull, Vamed oder Plasser & Theurer sind rund um den Globus tätig. Dazu kommen viele kleine und kleinste Firmen, die oft in wenig beachteten Nischen Erfolge feiern. Ihrer Tätigkeit ist es zu verdanken, dass Großaufträge wie die Errichtung von Seilbahnen oder die Einrichtung von Spielcasinos für überproportionale Exportzuwächse bei Ländern wie Bolivien (+163%), Tadschikistan (+1239%) oder Gibraltar (+438%) sorgen können.
WIEN. Die Hand ins Feuer legen würde Walter Koren, Chef der Außenhandelsorganisation der Wirtschaftskammer (AWO), zwar nicht. Aber auf Nachfrage ist er schon sehr zuversichtlich, dass ein Exportplus von 10,3 Prozent im ersten Quartal zumindest einer der höchsten Werte in der Geschichte des österreichischen Außenhandels ist.
„So ein starkes Wachstum ist jedenfalls sehr außergewöhnlich“, bekräftigt Koren bei der Präsentation der ersten Exportdaten für das Jahr 2017. Das gilt umso mehr, wenn man den Wert mit den Veränderungen seit dem Jahr 2012 vergleicht. Da betrug selbst das kumulierte Wachstum lediglich 8,4 Prozent – auch dann, wenn man einen Rückgang im Jahr 2013 um 0,5 Prozent unter den Tisch fallen lässt.
Die positive Entwicklung dürfte anhalten, wenn auch nicht ganz in der gleichen Dynamik. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl rechnet für das erste Halbjahr mit einem Plus bei den Ausfuhren zwischen 6 und 8 Prozent. Von Jänner bis Ende März hat Österreichs Wirtschaft Waren im Wert von 35,54 Mrd. Euro in andere Länder geliefert, allen voran nach Deutschland. In das nördliche Nachbarland floss mit 10,86 Mrd. Euro beinahe ein Drittel aller Exporte, mit deutlichem Abstand folgen als weitere Handelspartner die USA (2,45 Mrd. Euro), Italien (2,25), Frankreich (2,2) und die Schweiz (1,6 Mrd. Euro) vor der Tschechischen Republik und Ungarn. Der Erfolg hat mehrere Väter. Da ist zum einen der zarte Konjunkturaufschwung, der in praktisch allen Regionen der Welt an Fahrt gewinnt, unterstützt durch die neu erstarkte Achse Deutschland – Frankreich. Gerade mit diesen beiden Ländern fiel die Steigerung der Ausfuhren in den ersten drei Monaten besonders stark aus, in beide erhöhten sich die Warenexporte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um jeweils knapp eine Milliarde Euro. Das Plus im Handel mit Deutschland (8,7 Prozent) führt Koren auf die dort unter Hochdruck laufende Wirtschaft zurück. „Deutschland ist ungemein stark, die Lokomotive der europäischen Wirtschaft.“
Österreichs Betriebe exportierten zweifach nach Deutschland, einmal direkt in den Binnenmarkt und einmal als Zulieferer in die starke deutsche Exportwirtschaft, vor allem in die Autoindustrie. Der prozentmäßig deutlich kräftigere Anstieg der Ausfuhren nach Frankreich (+68 Prozent) ist verspäteten Zulieferungen an die dortige Pharmaindustrie geschuldet und damit ein Sondereffekt.
In die Eurozone legten Österreichs Ausfuhren um 13,2 Prozent zu, das wurde noch übertroffen von den 17,2 Prozent Plus in die südostasiatischen ASEAN-Staaten. Die Exporte nach Amerika legten um 11,2 Prozent zu, nach Asien insgesamt um 8,8 Prozent.
Den Ausfuhren standen allerdings um 9,4 Prozent höhere Einfuhren von 36,94 Mrd. Euro gegenüber. Daraus ergibt sich ein Handelsbilanzdefizit, das mit 1,4 Mrd. Euro aber um 150 Millionen geringer ausfiel als im Jahr davor.
Als kleines exportorientiertes Land sei Österreich ein klarer Befürworter des Freihandels, stellten Leitl und Koren klar. Trotz markiger Sprüche von US-Präsident Donald Trump sieht der WKÖ-Chef die Welt aber nicht in den Protektionismus zurückfallen, Koren erwartet Neuverhandlungen im Nordamerika-Abkommen Nafta, aber keine radikale Kehrtwendung. „Die USA wären gut beraten, das nicht so heiß zu essen, wie zu kochen.“
„Freihandel ist wichtig für Österreich.“