Parteien gehen auf Promi-Fang
Neue Gesichter für die Politik: ÖVP-Chef Sebastian Kurz köderte einen prominenten ORF-Journalisten, Neos-Chef Matthias Strolz eine SPÖ-nahe Managerin.
Neue Gesichter für die Politik: ÖVP-Chef Sebastian Kurz köderte einen prominenten ORFJournalisten als „Gesicht und Stimme“seiner Wahlbewegung, Neos-Chef Matthias Strolz eine SPÖ-nahe Managerin als Ideengeberin.
WIEN. Zwar können sich die Parteichefs von ÖVP und Neos über ihre Vertrauenswerte in der Bevölkerung nicht beklagen: Sebastian Kurz liegt im gestern veröffentlichten APA/OGM-Vertrauensindex mit einem Wert von 24 Punkten vor allen anderen Politikern unangefochten an der Spitze; Matthias Strolz weist zwar nur einen ganz knapp positiven Wert auf (plus eins), das ist für den Chef einer Minipartei aber kein übles Ergebnis und jedenfalls weit besser als Ingrid Felipe von den Grünen (minus fünf), HeinzChristian Strache von der FPÖ (minus elf) und Robert Lugar vom Team Stronach (minus 20). SPÖChef Christian Kern liegt übrigens bei plus 17.
Trotz ihrer guten Werte setzen Kurz und Strolz, wie sie am Montag in Pressekonferenzen bekannt gaben, im Wahlkampf nicht nur auf ihre Namen, sondern auch auf bekannte Gesichter „von außen“. Den spektakuläreren Coup konnte Kurz landen. Er verpflichtete den bisherigen ORF-Mann Peter L. Eppinger als „Gesicht und Stimme“seiner Wahlbewegung. Eppinger wird auch den Parteitag kommenden Samstag moderieren, an dem Kurz, derzeit nur „geschäftsführend“im Amt, auch formell zum Parteichef gekürt werden wird. Er habe das Gefühl, dass Sebastian Kurz für eine grundsätzlich neue Politik stehe, weshalb auch er nach 22 Jahren beim ORF beschlossen habe, einen neuen Schritt zu wagen, sagte Eppinger. Der 42-Jährige, der kürzlich Vater wurde, war bisher als Ö3- und TV-Moderator sowie als Gewinner der dritten Staffel von „Dancing Stars“bekannt.
Auch Neos-Chef Matthias Strolz will, wie er gestern sagte, „Allianzen mit verschiedenen Persönlichkeiten“eingehen. Eine davon ist die Managerin und Unternehmerin Viktoria Kickinger. Sie soll den Neos bei der Erarbeitung sogenannter Chancen-Pläne helfen. Kickinger war im vergangenen Jahr von Grünen und Neos als Kandidatin für die Rechnungshof-Präsidentschaft favorisiert worden. Sie hat ihre Karriere beim ORF, bei den ÖBB, bei der Post und in der ÖIAG gemacht und gilt als SPÖ-nahe. Als damalige Uniratsvorsitzende der Universität Mozarteum hat sie sich im vergangenen Jahr bei der chaotischen Suche nach einem neuen Rektor einige Kritik eingehandelt. Ein Nationalratsmandat für die Neos strebe sie nicht an, sagte sie. Sie wolle Vorschläge zur ausgabenseitigen Budgetsanierung sowie zur FöderalismusReform vorlegen, sagte sie am Montag.