Dieser Fang kommt wie gerufen
Rolando Villazón rückt vom „Mozart-Botschafter“der Stiftung Mozarteum ins Amt des Intendanten der Salzburger Mozartwoche auf. Seine Arbeit beginnt sofort, sein erstes Programm wird für 2019 erwartet.
Nachdem sich die Wege der künstlerischen Leiterin der Stiftung Mozarteum, Maren Hofmeister, und ihres Arbeitgebers noch vor der Bekanntgabe ihres ersten Saisonprogramms überraschend in beiderseitigem Einvernehmen getrennt haben, herrschte auch Zugzwang für die Verantwortung der international weitaus gewichtigeren Mozartwoche.
Die Stiftung Mozarteum veranstaltet das Festival seit 1956 Jahr für Jahr um Mozarts Geburtstag im Jänner. In den vergangenen fünf Jahren fungierte der Dirigent Marc Minkowski als Leitfigur, der mit teils spektakulären Produktionen wie dem Pferdeballett von Bartabas Aufsehen erregte. Maren Hofmeister wird das Programm für 2018 durchführen, für das die Stiftung Mozarteum als Atout zusätzlich den Tenor Rolando Villazón als „Mozart-Botschafter“auserkoren hat.
Mittlerweile singt Villazón, den eine heftige Stimmkrise zeitweise ganz aus dem Musikbetrieb katapultierte, immer weniger. Er erschien beispielsweise nicht, wie angekündigt, bei der Gala zum 50-Jahr-Jubiläum der Metropolitan Opera und cancelte zuletzt auch seine Auftritte als Nemorino in Donizettis „Liebestrank“an der Wiener Staatsoper. Nächste Termine für Villazón als Tenor stehen im Festspielhaus Baden-Baden an: In zwei konzertanten Aufführungen soll er am 6. und 9. Juli Mozarts Titus interpretieren, und für den Salzburger Festspielsommer steigt er in Cecilia Bartolis Pfingstproduktion von Händels „Ariodante“in der Tenorrolle des Lurcanio zu.
Villazón hat sich freilich schon längst weitere Spiel- (oder soll man sagen: Stand-)Beine zugelegt. Als Regisseur inszeniert er erfolgreich Opern, zuletzt in Graz Puccinis „La Rondine“und in Düsseldorf Donizettis „Don Pasquale“, als Autor veröffentlichte er auf Deutsch kürzlich seinen zweiten Roman, „Lebenskünstler“, als TV-Moderator präsentiert er „Stars von morgen“, als Clown hilft er gern, kranken Kindern lustige Momente zu schenken. Und den karikaturistischen Zeichenstift beherrscht er ebenfalls. Immer ist er von ansteckender Fröhlichkeit und gibt sich kommunikativ – sicherlich auch in seiner Rolle als Mozart-Botschafter.
In idealer Weise – so ließ die Stiftung Mozarteum am Montag in einer Presseerklärung wissen – verbinde sich nun diese internationale Aufgabe „mit der Planung und Umsetzung der Mozartwoche“, die Villazón schon zum 1. Juli 2017 in Angriff nehmen soll. Das erste von ihm komplett konzipierte Programm soll 2019 stattfinden.
Villazón gab in einer ersten Stellungnahme seiner Freude über die neue Aufgabe Ausdruck, die er für fünf Jahre, bis 2023, erfüllen soll: „Wolfgang Amadé Mozart ist einer der liebsten Freunde der gesamten Menschheit. Es gibt keinen anderen Komponisten, der gleichermaßen so bewundert und geliebt wird. Ich fühle mich glücklich, geehrt und dankbar, mich der enormen Verantwortung zu stellen, dem Meister als neuer Intendant der Mozartwoche, dem bedeutendsten Mozart-Festival der Welt, zu dienen. Dass dies in Salzburg passiert, Mozarts Geburtsort und einer Stadt, die solch wunderbaren Einfluss auf mein Leben und meine Karriere genommen hat, macht dieses Abenteuer noch besonderer. Viva Mozart!“
Johannes Honsig-Erlenburg, der Präsident der Stiftung Mozarteum, betonte: „Mozart und Villazón, das ist die wahrscheinlich außergewöhnlichste, gleichzeitig innigste und aufregendste Liebesbeziehung, die der Stiftung Mozarteum passieren konnte! Was für eine Chance, die sich hier bietet, Mozart in seiner Vielfalt und Tiefe neu zu entdecken!“Von Villazón hofft er, „dass er sich mit seiner außergewöhnlichen Reputation, seiner vielfältigen Musikalität und seinem Mut auf dieses gemeinsame Abenteuer einlässt“. Was bei der Begeisterungsfähigkeit des Künstlers wohl nicht schwerfallen dürfte.
Es seien, ergänzt Honsig-Erlenburg, auch die „sprühenden Ideen“gewesen, die das Präsidium überzeugt hätten, aber auch die kreative Vielfalt der Zugänge zu Leben und Werk Mozarts, wie sie Villazón skizzierte. Man dürfe jetzt nicht einfach „fünf Mozart-Inszenierungen von Villazón“erwarten, sondern das Interesse gehe – auch im intellektuellen Anspruch – weitaus tiefer, zielt auch auf neue Formen und Formate ab: Warum, beispielsweise, nicht einen Mozart-Poetry-Slam?
Was die Verantwortlichkeiten für die Gesamtarbeit der Stiftung betrifft, wolle das Präsidium die Position einer künstlerischen Geschäftsführung nicht mehr nominell besetzen, vielmehr durch interne Veränderungen die einzelnen Bereiche – Konzert, Wissenschaft, Museen, Auslandsbeziehungen – stärken und die kaufmännische Verantwortung aufwerten.
Für das Festival rund um Mozarts Todestag, die „Dialoge“zwischen Mozart und Moderne, will die Stiftung sich ein (auch mehrjähriges) Kuratorenmodell überlegen.
„Ich fühle mich geehrt, dem Meister als Intendant zu dienen.“Rolando Villazón, Tenor