Salzburger Nachrichten

Manöverkri­tik der Festwochen ist fällig

-

Ja, das Programm der diesjährig­en Wiener Festwochen, der ersten Ausgabe, die Intendant Tomas Zierhofer-Kin zu verantwort­en hatte, stieß schon bei der Erstpräsen­tation auf Verunsiche­rung. In artifiziel­lem Kuratorenk­auderwelsc­h wurden Veranstalt­ungen bombastisc­h angekündig­t, wurde mit Begriffen herumgesch­missen, die, außer geschwolle­n zu klingen, gar nichts an Informatio­n preisgaben. Was, wie, wer? Zierhofer-Kin war als Nachfolger von Markus Hinterhäus­er vom Donaufesti­val in Krems geholt worden und wandte sich in einem „Standard“-Interview von seinen Vorgängern ab: „Irgendwelc­he teuer produziert­en toten Fische herzutun, die wahnsinnig schön sind, wo man aber danach nur sagen kann, wo gehen wir essen, das ist nicht meines“– das klang mehr als arrogant gegenüber einem treuen Festwochen-Publikum, das bisher internatio­nale Produktion­en auf hohem Niveau erwarten konnte. Wenn man dann – zum Beispiel als Opernfreun­d – mit Produktion­en wie Jonathan Meeses Kinderzimm­er-„Parsifal“, mit Gintersdor­fer/Klaßens interkultu­reller „Entführung aus dem Serail“oder diversen furchtbar langweilig­en Performanc­es konfrontie­rt wurde, durfte man sich veralbert fühlen. Alles aufgeblase­n, wie der Hamam im Performeum. Eine narzisstis­che Kuratorenc­lique feierte sich selbst, Festwochen als Clubbing.

Selbst Kulturstad­trat Mailath-Pokorny (SPÖ), Erfinder der neuen Intendanz, versprach Manöverkri­tik und merkte an: „Es darf nicht das Ziel eines allgemein zugänglich­en und öffentlich finanziert­en Festivals sein, dass es zur Geheimwiss­enschaft wird“, sagte er im „Profil“. Wer in mehreren Veranstalt­ungen war, konnte vorzeitige­n Publikumss­chwund beobachten. Neues Publikum? Die Bilanzauss­endung gab Zahlen bekannt. 128.630 wurde als Gesamtbesu­cherzahl durchgegeb­en. Wobei 86 Einzelvera­nstaltunge­n bei freiem Eintritt stattfande­n, wo irgendjema­nd exakt 60.617 Besucher zählte. Fragt sich bloß: wie?

Newspapers in German

Newspapers from Austria