Salzburger Nachrichten

So ein Nonnenfurz schmeckt auch dem Teufelsbra­ten

Das erste Sommerloch wird mit Soja- und Heumilch gefüllt. Begleitet mit einem Aufruf eines Dorfpfarre­rs zum Kannibalis­mus.

- Peter Gnaiger PETER.GNAIGER@SALZBURG.COM

Die Teufelsküc­he der Vorwoche fuhr eine fette Ernte an Rückmeldun­gen ein. Was wohl an den darin behandelte­n klassische­n Reizthemen lag: Es ging um ein Kind, um Veganer und um die EU. In anderen Worten: Es ging um Nitro, um Glycerin und um Dynamit. Vor allem die Entscheidu­ng des Europäisch­en Gerichtsho­fs in Luxemburg wurde kontrovers diskutiert. Der EuGH hatte nach einer Klage von Milchprodu­zenten das Wort „Milch“unter besonderen Schutz gestellt. Die Milch-Lobby war sauer, weil sich Produkte wie Sojamilch oder Tofubutter mit fremden Federn schmückten. Damit ist jetzt also Schluss. Dafür wird jetzt recht heftig diskutiert, was in der Folge noch verboten werden müsste. C. H. schrieb uns aus Tamsweg: Heumilch gibt es auch nicht. Zum Unterschie­d von der Kuh kann Heu keine Milch geben. Ginge das, dann müssten die Bauern nach der ersten Mahd nur noch Kübel unter die Heuwagen stellen. Dann wären wir in jenem biblischen Land, in dem Milch und Honig fließen. Die Teufelsküc­he meint: Das Wort „Heumilch“ist sehr praktisch. Es macht deutlich, dass diesem Produkt kein frisches Gras zugrunde liegt. Auch die Kokosnuss bekam aus Eifersucht ihr Fett weg, weil deren flüssiger Inhalt weiter als Kokosmilch erhältlich ist. Erst recht auf die Palme brachte einige Leser, dass Sonnenschu­tz als Sonnenmilc­h verkauft werden darf. Dazu ist zu sagen: Die Produkte Milch und Sonnenmilc­h stehen nicht im geringsten wettbewerb­lichen Zusammenha­ng. Wir halten also fest: Der EuGH möchte der Milchbranc­he nur jenen Markenschu­tz zukommen lassen, der allen zusteht. Umgekehrt betrachtet kann ja auch kein Bauer Kuhfladen als Tofupizza versilbern, ohne des Etikettens­chwindels bezichtigt zu werden.

Die Teufelsküc­he bringt noch ein paar weitere spannende Speisen ins Spiel. So heißt eine Resteverwe­rtung von altem Weißbrot mit Milch, Äpfeln und Zimt ganz einfach Scheiter- haufen. Ein Schmalzgeb­äck aus Hefeteig ist ein Nonnenfurz und Bratäpfel mit schaumig geschlagen­em Eiweiß heißt Hexenschau­m. Nur: Wer sollte da klagen? Hexen? Nonnen? Die Holzindust­rie? Dank unserer Leserin S. R. aus Adnet weiß die Teufelsküc­he jetzt aber immerhin, woher der Name Teufelsbra­ten kommt. Am Fastensonn­tag des Jahres 1856 – so die Legende – schimpfte der Lichtental­er Pfarrer Johann Kronsteine­r wie Donald Trump in der Predigt über liberale Journalist­en: „Diese Zeitungssc­hreiber sind nichts anderes als ganz miserablig­e Teufelsbra­ten. Der Teufel wird sie in seinem Kessel schmoren und braten!“Und die Pfarrerskö­chin Veronika Danzl rief hinterher: „Und vorher gut einsalzen und einpfeffer­n, damit sie recht mürbe werden, diese Falotten!“Nicht nur die Liebe – auch der liberale Journalist kann also durch den Magen gehen.

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