Aufgeheizt in Richtung Spielberg
Der Kuschelkurs zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton ging in Baku zu Ende. Vor dem Österreich-GP gehen die Wogen unter den Favoriten weiter hoch.
Vielleicht wird es in Spielberg vom 7. bis 9. Juli kühler sein als in Baku. Doch ob sich in knapp zwei Wochen in der Obersteiermark nur die Temperaturen abkühlen oder auch die Gemüter der Hauptdarsteller im Grand Prix von Österreich, ist noch ungewiss. Denn die Roten und Silbernen reisten in Wallungen aus Baku ab – dort jubelten nicht nur Red Bull und Daniel Ricciardo über den ersten Saisonsieg, sondern auch die neuen Formel-1-Rechteinhaber und die Veranstalter: Denn 71.500 Zuschauer bedeuteten eine Steigerung um 28 Prozent zur Vorjahres-Premiere.
Vettel vs. Hamilton. „Ich verstehe ihn nicht, warum Lewis bremste. Er hätte für diese Aktion genauso bestraft gehört“, beklagte Sebastian Vettel nach Rang vier und dem Zehn-Sekunden-Strafstopp, der ihn ein Podium kostete. Doch eine Datenanalyse der FIA am Sonntagabend zeigte: Lewis Hamilton verhielt sich in der angesprochenen Situation genauso wie bei den beiden anderen Re-Starts nach Safety-CarPhase: „Als Führender habe ich das Recht, die Geschwindigkeit zu wählen.“Hamilton später: „Was er (Vettel) tat, war eine Entwürdigung des Sports. Er hat sich selbst entwürdigt.“Sein Chef Toto Wolff legte noch nach: „Jetzt sind die Handschuhe unten, und es geht richtig los.“Womit wohl Hamilton endgültig mit den Sticheleien gegen den abgetretenen Weltmeister Nico Rosberg und den Lobeshymnen auf Vettel („Ein Konkurrent auf Augenhöhe, ein toller Wettkampf mit ihm“) aufhören wird.
Räikkönen vs. Bottas oder Finne vs.
Finne. Auch bei den Nummern zwei geht es ähnlich hitzig zu, nachdem die beiden in Runde eins in Kurve zwei aneinandergeraten waren: Bottas rutschte über die Curbs, touchierte seinen Landsmann, dessen Ferrari fortan mit Schäden kaum fahrbar war und in der Unterbrechung nur notdürftig repariert werden konnte, später ausschied. „Es war klar seine Schuld, und ich zahlte den Preis“, jammerte Räikkönen, „es war wie bei der Kollision in Barcelona.“Für die Kommissäre bedeutete es aber: „Normaler Rennunfall, keine Strafen.“ Pink vs. Pink. Zumindest ein Podium, vielleicht sogar einen Sensationssieg haben die Force-IndiaFahrer in Baku verspielt, als Sergio Pérez und Esteban Ocon bei einem Re-Start kollidierten. Die Kontroverse von Montréal, als der schnellere Franzose nicht am Mexikaner vorbeikam (vorbeifahren durfte), die vor dem Baku-GP als abgehakt galt, ist fortgesetzt. „Wir zerstörten eine Riesenchance für unser Team. Das ist total inakzeptabel“, sagte Pérez – und meinte wohl nur Ocon. Der entgegnete: „Er touchierte mich zuerst.“
Verstappen vs. Technik. Red Bull jubelte in Baku, nach der Meisterfahrt Ricciardos von Platz 15 nach frühem, ungeplantem Stopp (Trümmer in der Bremslüftung) zum Sieg. Beim Australier hält die Technik, bei Max Verstappen nicht. 50 Prozent Ausfälle in dieser Saison, zwei in den vergangenen zwei Rennen in aussichtsreicher Position, werden Potenzial und Anspruch des Jungstars nicht gerecht. Doch er muss da durch: Und alle Spekulationen, Max wolle aus Frust abwandern, werden von den Teamchefs Christian Horner und Helmut Marko zurückgewiesen: „Beide Fahrer haben kugelsichere Verträge für 2018.“Marko, sonst kritisch bis grantig, zeigte im Erfolg von Baku Milde: „Wir sind definitiv näher an der Spitze.“
Achtung Spielberg, sie kommen!