Salzburger Nachrichten

Der Mensch schleppt ortsfremde Lebewesen ein

Weltweit gibt es Gesetze, um Neobiota zu reduzieren. Doch es braucht mehr Anstrengun­g.

- U.k.

Verursacht durch den Menschen dringen zunehmend Arten in neue Gebiete vor, in denen sie ursprüngli­ch nicht heimisch waren. Die Anzahl eingebürge­rter Neobiota ist in verschiede­nen Regionen der Erde unterschie­dlich groß.

Ein internatio­nales Team aus 25 Forschern unter der Leitung von Wayne Dawson von der Universitä­t Durham in England erstellte eine Datenbank mit den Vorkommen von acht Tier- und Pflanzengr­uppen (Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien, Fische, Spinnen, Ameisen, Gefäßpflan­zen) in einer Region außerhalb ihres Heimatgebi­ets. Insgesamt wurde die Verbreitun­g auf 186 Inseln und in 423 Regionen auf Kontinente­n erfasst. So konnten die Wissenscha­fter zum ersten Mal die globale Verteilung von Neobiota in einer großen Anzahl wichtiger Organismen­gruppen erfassen.

Das wichtigste Ergebnis: Inseln und Küstenregi­onen auf Kontinente­n weisen die höchsten Zahlen eingebürge­rter Neobiota auf. An erster Stelle befindet sich Hawaii, gefolgt von der Nordinsel von Neuseeland und den Kleinen Sundainsel­n Indonesien­s.

„Hawaii und Neuseeland liegen im Spitzenfel­d bei allen untersucht­en Artengrupp­en“, erklärt der Wiener Ökologe Franz Essl, der an der Untersuchu­ng beteiligt war. „Beide Regionen sind abgelegene und ursprüngli­ch sehr isolierte Inseln, in denen manche Organismen­gruppen von Natur aus fehlten – wie etwa Säugetiere. Heute liegen beide Regionen in ökonomisch hoch entwickelt­en Ländern mit intensiven Handelsbez­iehungen und dementspre­chend massiven Folgen für die Einschlepp­ung und Einbürgeru­ng von Neobiota.“

Die Wissenscha­fter untersucht­en, welche Faktoren entscheide­nd sind, ob eine Region viele oder wenige eingebürge­rte Neobiota aufweist. „Wir fanden einen deutlichen Anstieg der Anzahl eingebürge­rter Neobiota in dicht besiedelte­n Regionen sowie in Gebieten mit hoher ökonomisch­er Entwicklun­g“, erklärt Dietmar Moser, Zweitautor der Studie.

Die Studie wurde in der internatio­nal renommiert­en Zeitschrif­t „Nature Ecology and Evolution“veröffentl­icht.

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BILD: SN/UNI WIEN/F.ESSL Die Taglilie (im Bild) und der Japanische Staudenknö­terich sind zwei besonders auffällige Neophyten in Österreich.

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