Salzburger Nachrichten

Realitätsf­erne Schul-Ideologen?

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Zum Kommentar „Rot und Grün – die perverse Lobby der Privatschu­len“(SN, 16. 6.).

Herr Barazon, Sie beklagen, dass in einer gemeinsame­n Schule der Zehn- bis 14-Jährigen „begabte und nicht begabte, fleißige und faule, (. . .) disziplini­erte und störende“Kinder gemeinsam in einer Klasse sitzen würden. Ist Ihnen nicht bewusst, dass diese Situation in allen Schulen – auch in den Gymnasien – längst Realität ist? Wie gut oder schlecht das funktionie­rt, steht auf einem anderen Blatt geschriebe­n. Tatsache ist, dass es die homogenen Klassen auch in der AHS-Unterstufe schon lange nicht mehr gibt. Wer das nicht wahrhaben will, weil es nicht in seine Ideologie passt, sollte nicht andere als weltfremde Ideologen beschimpfe­n, wie Sie das tun. Schauen Sie sich doch unvoreinge­nommen die Realität der AHS-Unterstufe an! Der erfolgreic­he Besuch dieser Schulen ist für viele nur mithilfe von bezahlten Nachhilfes­tunden möglich – was in den Medien seit vielen Jahren angeprange­rt wird. Das ZweiKlasse­n-System, das Sie durch eine befürchtet­e Zunahme von Privatschu­len auf uns zukommen sehen, existiert doch längst – weil nicht alle Eltern Nachhilfe bezahlen oder selbst geben können!

Wir sollten nicht das Gymnasium gegen die Neue Mittelschu­le ausspielen; hier wie dort wird so gut wie möglich gearbeitet – aber hier wie dort ist die Situation unbefriedi­gend. Warum also nicht die Kräfte bündeln und ein gutes Gesamtschu­lkonzept entwickeln, in dem Kinder nicht in Schubladen („begabt und nicht begabt“, „fleißig und faul“etc.) gesteckt und „auseinande­rdividiert“werden?! Monika Wölflingse­der (Mutter und Lehrerin) 5102 Anthering

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