Warum diese Aversion gegen Kurz & Schmid?
Eine ganze Generation von Politikern und ihren Trabanten fühlt sich durch junge Nachwuchskräfte persönlich bedroht.
Der schwarze – Pardon: türkise – Sebastian Kurz und der grüne Julian Schmid haben nicht allzu viel gemeinsam. Außer dem einen: Sie stoßen bei etlichen ihrer Gegner nicht auf sachliche Kritik, sondern auf irrationale Aversion, teils sogar auf blanken Hass. Vor allem die Alt-68er sind es, die sich in den zu Unrecht so genannten sozialen Medien lustvoll an den beiden jungen Politikern abarbeiten. Ganz so, als hätten sie vergessen, dass sie – gerade sie – doch auch einmal rebellierende Nachwuchskräfte waren, die an den Nerven ihrer Altvordern gesägt haben. Ganz so, als könnten sie Kurz & Schmid nicht verzeihen, dass sie beim Marsch durch die Institutionen erfolgreicher sind, als sie selbst es je waren.
Da werden die Ohren Sebastian Kurz’ zum Running Gag auf der Bühne mittelalterlicher TV-Kabarettisten. Da muss sich Julian Schmid von einem vormaligen Parteifreund fortgeschrittenen Alters nachsagen lassen, er habe außer einem Streik in einer Schulkantine und einem Plakat, das ihn als „lippenstiftverschmierten Küsserkönig“zeigt, nichts zustande gebracht. Da muss sich Sebastian Kurz für seine Forderung, die Mittelmeerroute zu schließen, von diversen SPÖ-Politikern anhören, er wolle Menschen ertrinken lassen. Da wird Julian Schmid als „Möchtegern-Lehrling“verhöhnt, weil er angekündigt hat, im Sommer Lokalaugenscheine in Lehrbetrieben machen zu wollen. Da werfen sie in spießiger Entrüstung Sebastian Kurz immer noch vor, dass er vor etlichen Jahren als Chef der Parteijugend mit einem „Geilomobil“durch die Straßen fuhr – ganz so, als wären sie selbst nie jung gewesen, was sie ja vielleicht auch nie waren. Da kreiden sie Julian Schmid an, dass er es wagte, bei einer demokratischen Abstimmung gegen einen Parteiveteranen zu kandidieren – ganz so, als gäbe es einen Rechtsanspruch von Alt-68ern auf ein Parlamentsmandat. Da bezichtigen sie Sebastian Kurz, der sich um die Massenmigration sorgt, „populistischen Vollholler“zu sprechen. Nein, Pardon, das kam nicht von einem Alt-68er auf Twitter, sondern vom Bundeskanzler in einem Journalistengespräch, was die Sache aber nicht besser macht.
Eine ganze Generation von Politikern und ihren medialen Trabanten fühlt sich durch Nachwuchskräfte wie Kurz & Schmid nicht bloß politisch, sondern persönlich bedroht. Entsprechend persönlich fallen daher die Attacken gegen die Jungen aus. Dabei erleben wir einen ganz normalen politischen Prozess: Junge Kräfte profilieren sich und treten an, Verantwortung zu übernehmen. Wo liegt das Problem?