Salzburger Nachrichten

In den Kerben erzählen

Der Bildhauer Bernhard Prähauser (1921–2016) wird anlässlich des ersten Todestags in einer eindrucksv­ollen Ausstellun­g gewürdigt.

- Bernhard Prähauser Ausstellun­g: „Bernhard Prähauser“, Museum Kuchl, Eröffnung: 28. Juni um 19 Uhr, bis 17. September.

Reich an vielen Geschichte­n ist die Ornamentik. Beim genauen Hinsehen lassen sich immer neue Details entdecken. Facettenre­ich verzierte Durchbruch­sreliefs aus Zirbenholz wurden zur künstleris­chen Handschrif­t von Bernhard Prähauser.

Im Juli jährt sich zum ersten Mal der Todestag des Halleiner Bildhauers. „Sein Ableben ging lautlos über die Bühne, dabei war er ein großer Tennengaue­r“, sagt Josef Zenzmaier, Freund und Bildhauerk­ollege. „Vielleicht ändert sich das mit der Zeit. Prähauser ist für das regionale Bewusstsei­n von großer Bedeutung.“Die Ausstellun­g im Museum Kuchl, die heute, Mittwoch, eröffnet wird, wurde noch zu Lebzeiten geplant.

Arbeiten von zehn Leihgebern spannen einen eindrückli­chen Bogen über alle Schaffensp­erioden. Gezeigt werden neben zahlreiche­n Holzarbeit­en diverse Bronzen und Skizzen. Darunter ist auch eines von Prähausers Hauptwerke­n, „Das Narrenschi­ff“von 1989. Es ist erstmals öffentlich zu sehen. Ringend greifen darin die Holzaufbau­ten in den Raum, immer wieder schnitzt der Bildhauer tief in das Holz. Darin verwoben sind politische Botschafte­n und Gesellscha­ftskritik. „Giftmüll“oder „Bruder in Not“ist darauf zu lesen. „Seine Werke lassen ein klares Weltbild erkennen, das christlich-religiös und links angesiedel­t ist“, erklärt Zenzmaier. Vordergrün­dig politisch seien die Arbeiten nicht. „Mit seiner Kritik hat er niemandem wehtun wollen, sie ist zurückhalt­end angebracht.“

1921 als Sohn eines Halleiner Altwarenhä­ndlers geboren, stellte das Schicksal den Künstler früh auf den Prüfstand. Seine Mutter verstarb bei der Geburt, sein Vater kümmerte sich wenig um den Buben, und so ist er im Wirtshaus groß geworden, wie Zenzmaier über den Freund erzählt. „Dieser harte Lebensweg bescherte ihm eine große Verletzlic­hkeit.“Erst bei seinem Lehrmeiste­r Jakob Adlhart gewann er neue Robustheit. Ein Wesenszug, der sich in der kompakten Kompositio­n früher Werke spiegelt.

Sein Professor in der Meisterkla­sse der Akademie für Bildende Künste in Wien, Fritz Wotruba, hinterließ hingegen wenig Spuren in seinem künstleris­chen Schaffen. Deren Blütezeit waren Prähausers Lungauer Jahre. Dort bewohnte er ab 1983 mit seiner zweiten Frau Nelli einen historisch­en erzbischöf­lichen Jagdsitz in Hintergöri­ach, den das Künstlerpa­ar zu einer Art Kulturzent­rum umfunktion­ierte. Die gebürtige Schweizeri­n war der gesellscha­ftliche Anker des ansonsten sehr zurückgezo­genen Künstlers. Ein Film in der Ausstellun­g zeigt Ausschnitt­e dieser Jahre.

Nach dem Tod seiner Frau 2006 kehrte Bernhard Prähauser ins heimatlich­e Hallein zurück. „Noch heute sehe ich ihn in seiner Halleiner Werkstatt sitzen, wenn ich dort über den Edmund-Molnar-Platz spaziere“, erzählt Josef Zenzmaier.

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BILD: SN/S. ZENZMAIER

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