In den Kerben erzählen
Der Bildhauer Bernhard Prähauser (1921–2016) wird anlässlich des ersten Todestags in einer eindrucksvollen Ausstellung gewürdigt.
Reich an vielen Geschichten ist die Ornamentik. Beim genauen Hinsehen lassen sich immer neue Details entdecken. Facettenreich verzierte Durchbruchsreliefs aus Zirbenholz wurden zur künstlerischen Handschrift von Bernhard Prähauser.
Im Juli jährt sich zum ersten Mal der Todestag des Halleiner Bildhauers. „Sein Ableben ging lautlos über die Bühne, dabei war er ein großer Tennengauer“, sagt Josef Zenzmaier, Freund und Bildhauerkollege. „Vielleicht ändert sich das mit der Zeit. Prähauser ist für das regionale Bewusstsein von großer Bedeutung.“Die Ausstellung im Museum Kuchl, die heute, Mittwoch, eröffnet wird, wurde noch zu Lebzeiten geplant.
Arbeiten von zehn Leihgebern spannen einen eindrücklichen Bogen über alle Schaffensperioden. Gezeigt werden neben zahlreichen Holzarbeiten diverse Bronzen und Skizzen. Darunter ist auch eines von Prähausers Hauptwerken, „Das Narrenschiff“von 1989. Es ist erstmals öffentlich zu sehen. Ringend greifen darin die Holzaufbauten in den Raum, immer wieder schnitzt der Bildhauer tief in das Holz. Darin verwoben sind politische Botschaften und Gesellschaftskritik. „Giftmüll“oder „Bruder in Not“ist darauf zu lesen. „Seine Werke lassen ein klares Weltbild erkennen, das christlich-religiös und links angesiedelt ist“, erklärt Zenzmaier. Vordergründig politisch seien die Arbeiten nicht. „Mit seiner Kritik hat er niemandem wehtun wollen, sie ist zurückhaltend angebracht.“
1921 als Sohn eines Halleiner Altwarenhändlers geboren, stellte das Schicksal den Künstler früh auf den Prüfstand. Seine Mutter verstarb bei der Geburt, sein Vater kümmerte sich wenig um den Buben, und so ist er im Wirtshaus groß geworden, wie Zenzmaier über den Freund erzählt. „Dieser harte Lebensweg bescherte ihm eine große Verletzlichkeit.“Erst bei seinem Lehrmeister Jakob Adlhart gewann er neue Robustheit. Ein Wesenszug, der sich in der kompakten Komposition früher Werke spiegelt.
Sein Professor in der Meisterklasse der Akademie für Bildende Künste in Wien, Fritz Wotruba, hinterließ hingegen wenig Spuren in seinem künstlerischen Schaffen. Deren Blütezeit waren Prähausers Lungauer Jahre. Dort bewohnte er ab 1983 mit seiner zweiten Frau Nelli einen historischen erzbischöflichen Jagdsitz in Hintergöriach, den das Künstlerpaar zu einer Art Kulturzentrum umfunktionierte. Die gebürtige Schweizerin war der gesellschaftliche Anker des ansonsten sehr zurückgezogenen Künstlers. Ein Film in der Ausstellung zeigt Ausschnitte dieser Jahre.
Nach dem Tod seiner Frau 2006 kehrte Bernhard Prähauser ins heimatliche Hallein zurück. „Noch heute sehe ich ihn in seiner Halleiner Werkstatt sitzen, wenn ich dort über den Edmund-Molnar-Platz spaziere“, erzählt Josef Zenzmaier.