Bären kommen der Stadt nahe
Braunbären wurden heuer bereits mehrmals unweit von Klagenfurt gesichtet. Wie gefährlich sind die wieder angesiedelten Tiere für die Bevölkerung?
KLAGENFURT. Der Bär ist los. Können sich seit einigen Wochen die Bewohner des Bezirks Klagenfurt-Land denken. In den vergangenen Wochen gab es mehrere Vorfälle, die auf Braunbären zurückgehen: In Ferlach und anderen Gemeinden etwa wurden Bienenstöcke geplündert oder stark beschädigt, in Maria Rain wurde ein erst einen Tag altes Kalb gerissen und die Mutterkuh attackiert. Droht da – rechtzeitig zur Sommerzeit – wieder ein Problembär?
„Nein, keineswegs“, betont Bernhard Gutleb von der Naturschutzabteilung des Landes Kärnten. Der 51-jährige Bärenanwalt spricht von einem „nicht übermäßig auffälligen Verhalten“und glaubt daran, dass es sich bei den bisherigen Vorkommnissen um die Taten zweier Bären handelt: „Sonst würde es sich um einen wahren Dauerläufer handeln.“Ungewöhnlich sei heuer lediglich der Umstand, dass die Bären sich relativ nahe an den Klagenfurter Stadtrand – in einem Fall knapp zwei Kilometer bis zum Beginn des Stadtgebiets – herangewagt hätten.
Da sich die Tiere aber nach ihren nächtlichen Aktivitäten rasch wieder „brav zurückziehen“, bestehe für die Bevölkerung keinerlei Gefahr. Bislang hat es mehrere Sichtungen gegeben, unter anderem machte ein Jagdaufseher in Maria Rain Bekanntschaft mit „Meister Petz“. Der Wildbiologe Gutleb vermutet, dass der Bär aus den Karawanken gekommen sei und auch die Drau durchschwommen habe. Aktuell leben laut Bernhard Gutleb sechs bis acht Bären in der Region Kärnten.
Rechnet man aber auch die Regionen Nordslowenien und Friaul hinzu, steigt die Zahl auf „zwischen 15 und 20“an. Die Population gelte als „sehr wanderaktiv“und pendle permanent zwischen den drei Ländern. Bei der Zahl der Tiere sieht Bernhard Gutleb, der sich seit 26 Jahren mit den Kärntner Bären intensiv beschäftigt, einen „sehr minimalen Aufwärtstrend“. Ob sich der Klimawandel auf die Bären auswirke? „Nur indirekt“, betont der Bärenspezialist. Heuer etwa würden die Bären durch die großen Maikäfermengen profitieren.
Mit Hitzetagen wie derzeit würden die Bären als „Generalisten“locker umgehen. Einzige Einschränkung: Bei Temperaturen gegen 40 Grad Celsius könne es schon sein, dass die Bären von den Sonnseiten der slowenischen und italienischen Berge in den österreichischen Schatten – also in dunkle Gräben – wechselten. „Staatsgrenzen sind den Tieren ja ziemlich egal“, berichtet der Vermittler zwischen Mensch und Bär. Welchen Ratschlag er für jene hat, die einem Bären in der Natur begegnen? „Die Situation genießen, aber nicht näher kommen. Wer sich fürchtet, soll auf sich aufmerksam machen, denn dann zieht der Bär rasch ab.“
Zurück zu den Problembären. Der wohl bekannteste – Bruno – hatte im Sommer 2006 Bayern unsicher gemacht und Honig gestohlen und Schafe gerissen. Der junge Bär aus dem Trentino war über Österreich nach Deutschland gekommen, wo er wochenlang in den Schlagzeilen blieb. Der erste Braunbär, der seit 170 Jahren seine Tatzen auf bayerischen Boden setzte, hinterließ eine blutige Spur. Bruno wurde schließlich zum Abschuss freigegeben und im Rotwandgebiet erlegt.
Ein anderes Wildtier, ein Wolf, beschäftigt derzeit nicht nur die Region am Bodensee. Nachdem in Überlingen ein Wolf beobachtet worden war, reagierten Politiker in Baden-Württemberg so: „Wenn der Wolf wieder bei uns eine Heimat fände, wäre das ein Gewinn für die Artenvielfalt.“So eine Haltung wünscht sich der WWF Österreich auch hierzulande: „Bei uns setzen nicht wenige auf die Provokationskarte, verbreiten ein völlig verzerrtes Bild vom Wolf und arbeiten daran, den Wolf wieder auszurotten.“