Salzburger Nachrichten

Lebenslang für Grazer Amokfahrer bestätigt

28-Jähriger erschien mit Kreuzen und Rosenkränz­en vor Gericht und bettelte um Freilassun­g.

- SN, APA

„Ich war unzurechnu­ngsfähig!“Mit diesen Worten reagierte Alen R. auf die Entscheidu­ng des Wiener OLG, ehe er am Dienstag von fünf Justizwach­ebeamten abgeführt wurde. Die Frage, ob der Grazer Amokfahrer im Tatzeitpun­kt aufgrund einer Persönlich­keitsstöru­ng zurechnung­sfähig und damit schuldfähi­g war, stand allerdings nicht mehr zur Diskussion. Der Oberste Gerichtsho­f (OGH) hatte bereits im April die die Zurechnung­sfähigkeit bejahende Einschätzu­ng des Grazer Landesgeri­chts bestätigt. R. war als schuldfähi­g eingestuft und wegen dreifachen Mordes und 108-fachen Mordversuc­hs zur Höchststra­fe verurteilt und in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrec­her eingewiese­n worden.

Während der OGH den Schuldspru­ch bestätigte, wies er die Berufung gegen das Strafausma­ß dem Oberlandes­gericht Graz zu. Dort erklärte man sich für befangen, weil sich eine OLG-Richterin unter den Schwerverl­etzten befunden hatte. Das Verfahren hinsichtli­ch der Strafberuf­ung wurde folglich nach Wien delegiert. Zu diesem Termin erschien Alen R. nun in einem schwarzen, abgetragen wirkenden Anzug und mit mehreren um den Hals geschlunge­nen Kreuzen und Rosenkränz­en. „Ich bin nach wie vor der Überzeugun­g, dass er nicht zurechnung­sfähig ist“, sagte seine Verteidige­rin Liane Hirschbric­h. Ihr Mandant bekomme in der Justizanst­alt seit einem Jahr einen Medikament­en-Cocktail und eine DepotSprit­ze gegen „die schwerste Form der Schizophre­nie“verabreich­t.

„Bei einem solchen Verbrechen kann es nichts anderes geben als lebenslang“, führte Richter Christian Dostal in der Urteilsbeg­ründung aus. Am 20. Juni 2015 hatte R. mit seinem Geländewag­en in der Grazer City drei Menschen getötet, Dutzende wurden schwer verletzt. Das Gericht sprach von „einem geplanten Massenmord, der hier stattfinde­n sollte“.

Nachdem er die Bestätigun­g seiner lebenslang­en Freiheitss­trafe vernommen hatte, bettelte R. um seine Freiheit. „Ich will raus zu meinen Eltern. Mein Vater hat Krebs“, sagte er. „Wenn Sie das Kreuz um Ihren Hals ernst nehmen, dann werden Sie lange für Sühne brauchen“, bemerkte der Vorsitzend­e. „Ich war schon immer Christ“, erwiderte der Amokfahrer.

Oberlandes­gericht Graz hielt sich für befangen

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