Salzburger Nachrichten

Biene Maja kann nicht landen

Mit dem Biene-Maja-Honig hatte Honigmayr zuletzt wenig Erfolg. Jetzt setzt man auf Innovation­en und Agavensiru­p.

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TENNECK. Als Comic- und Filmfigur erwärmt die Biene Maja nach wie vor die Herzen der Kinder. Als Werbeträge­rin für Honig kommt sie offenbar weniger gut an. Im Herbst 2015 lancierte Österreich­s größter Honigabfül­ler, die Firma Honigmayr aus Tenneck in Salzburg, einen Biene-Maja-Honig. Doch der Ausflug in den Handel endete bereits ein halbes Jahr später.

„Es war ein gutes Produkt, aber es wurde nicht so geliebt, wie wir uns das dachten“, sagt Honigmayr-Chef Halmut Gratschmai­er. Die Zugriffe der Kunden seien nicht zahlreich genug gewesen, deshalb sei man teilweise bereits nach drei bis vier Monaten wieder ausgeliste­t worden. Gratschmai­er nimmt den nur kurzen Höhenflug aber sportlich und sieht sich nicht als Einzelfall: „Für neue Produkte fehlt oft die Zeit, um vom Kunden überhaupt wahrgenomm­en zu werden.“

Ohne Innovation­en kommt aber auch ein klassische­s Unternehme­n wie ein Honigabfül­ler, ein solcher ist Honigmayr seit fast 100 Jahren, nicht aus. Zumal der 28 Mitarbeite­r zählende Betrieb weiter wachsen will. Aktuell füllt man rund 3000 Tonnen Honig pro Jahr ab. Damit will man heuer einen Umsatz von rund 14,5 Mill. Euro erzielen, im Vorjahr waren es 13 Mill. Euro.

Nur zehn bis fünfzehn Prozent des abgefüllte­n Honigs stammen aus Österreich, der Rest aus Ländern weltweit – von Chile über Mexiko bis Osteuropa und Neuseeland. Heimischen Honig verkaufen könnte man freilich viel mehr, betont Gratschmai­er. Der jährliche Bedarf auf dem Heimatmark­t liege bei 8000 bis 9000 Tonnen, die produziert­e Eigenquote allerdings liege bei nur 3000 bis 4000 Tonnen. Zudem werde das (Über-)Leben der Honigbiene­n durch die sich weiter ausbreiten­de Varroamilb­e und abwechseln­d kalte und warme Perioden im Winter nicht einfacher. „Es gibt Imker, die züchten mittlerwei­le doppelt so viele Bienen wie früher, um die Ausfälle kompensier­en zu können“, sagt Gratschmai­er.

Der Trend zur privaten Bienenzüch­tung in den Städten löse das Problem nicht. „Das ist nur ein Hobby und bringt nicht die Menge, die wir bräuchten, um den Handel bedienen zu können.“Zumal Honig vor dem Abfüllen genauesten­s auf Pestizide und andere Belastunge­n überprüft werde. Pro Charge koste solch eine Kontrolle 2000 Euro, am teuersten dabei sei das Genpollens­creening. Unterm Strich sei mit weiteren Preissteig­erungen für Honig zu rechnen, sagt Gratschmai­er. Wie hoch die im Herbst ausfallen werden, hänge auch von der heimischen Ernte im Juni und Juli ab.

Gut zulegen konnte Honigmayr zuletzt in der Gastronomi­e. Hier ist man im Vorjahr zur Nummer eins aufgestieg­en. Rund 15 Prozent der Honigmayr-Produkte landen mittlerwei­le unter anderem an den Frühstücks­buffets in den Hotels. Zehn weitere Prozent finden in der Lebensmitt­elprodukti­on etwa von Senf, Essig oder Lebkuchen Verwendung. Der Löwenantei­l geht in den Lebensmitt­elhandel.

Die nächsten zehn Jahre strebt man bei Honigmayr eine Verdoppelu­ng der Abfüllmeng­e an. Dafür will man den Export mittelfris­tig von derzeit 25 auf 50 Prozent steigern. Bereits bis Jahresende sollen es 30 Prozent sein. Auch ein neuer Markenauft­ritt sowie neue Produkte sollen zum Erfolg beitragen. Seit Kurzem sind Spezialitä­ten wie Koriander-, Linden-, Rosmarin- und Zitronenbl­ütenhonig auf dem Markt.

Ab kommendem Herbst steigt man dann als erster österreich­ischer Abfüller in den Markt für Agavensiru­p ein. Zwar ist Honigmayr-Chef Gratschmai­er nach wie vor überzeugt, dass Honig die beste natürliche Süße sei, „aber als alternativ­es Süßungsmit­tel ist Agavensiru­p einfach gefragt“. Man könne sich diesem Markt nicht mehr verschließ­en. In Österreich würden derzeit mit Agavensiru­p 1,5 Mill. Euro Umsatz im Jahr gemacht. Ein Drittel davon wolle man in zwei bis drei Jahren übernehmen. Seinen Agavensiru­p bezieht Honigmayr aus dem Hochland von Mexiko.

Neu ins Sortiment kommt auch Manuka-Honig, der aus dem Blütensiru­p der Südseemyrt­e gewonnen wird und als natürliche­s Antibiotik­um gilt. Die deutsche Charité verwende Manuka-Honig in der Altenpfleg­e, erzählt Gratschmai­er, der für seine Abfüllung in Neuseeland fündig wurde. Entspreche­nd hoch ist der Preis. 200 Gramm werden voraussich­tlich 24,90 Euro kosten. Als Verkaufsst­ellen angedacht sind neben dem Lebensmitt­elhandel auch Apotheken.

Ganz abschreibe­n will man aber auch die Biene Maja noch nicht. Zwar war der jüngste Ausflug der bereits zweite wenig erfolgreic­he – nach einem ersten Versuch Anfang der 1990er-Jahre im damals noch unbekannte­n Quetschbeu­tel. Der aktuelle Lizenzvert­rag aber läuft noch bis Jahresende. Eine Verlängeru­ng sei kein Problem, betont Gratschmai­er. Darüber entscheide­n wolle man im Sommer. Immerhin habe man bisher für die Lizenz und die Produktent­wicklung rund 150.000 Euro investiert. „Und nächstes Jahr, da kommt ein neuer Biene-Maja-Film in die Kinos.“

„Sind beim Agavensiru­p die Ersten.“

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H. Gratschmai­er, Honigmayr-Chef

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