Sicher durch die Zeit der vielen Blitze
Die Hitzewelle wird in den nächsten Tagen durch teils heftige Gewitter beendet. Mit dem Juli beginnt dann überhaupt die gewitterreichste Zeit in Österreich – mit doppelt so vielen Blitzen wie im Juni und drei Mal so vielen wie im August.
Im Juli 2016 schlug rund 50.000 Mal in Österreich ein Blitz ein, doppelt so oft wie im Juni (rund 25.000 Einschläge) und drei Mal so oft wie im August (rund 16.000 Einschläge). Die Bundesländer Steiermark und Kärnten gehören gemeinsam mit Oberitalien und Slowenien sogar zu den Regionen mit den meisten Blitzen in Europa. Durch die südliche Lage und die Nähe zur Adria bietet die Atmosphäre hier sehr oft die ideale Mischung für Gewitter: Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit.
Die Zahl der Toten durch Blitzschlag sei in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen, sagt Gerhard Diendorfer, Leiter des Österreichischen Blitzortungssystems ALDIS. „In den 1960er-Jahren starben pro Jahr noch 20 bis 40 Menschen in Österreich durch Blitzschlag. Mittlerweile ist diese Zahl auf zwei bis drei Blitztote pro Jahr gesunken. Die meisten Verletzten und Toten gab es früher auf dem freien Feld bei den in der Landwirtschaft beschäftigen Personen.“
Heute sind auch Landwirte durch Traktoren und andere Fahrzeuge mit Metalldach besser geschützt. Ein wichtiger Faktor ist aber auch, dass die Wettervorhersagen und Wetterwarnungen mittlerweile sehr gut geworden sind und die Bevölkerung viel besser über das richtige Verhalten bei Gewittern informiert ist.
Trotzdem passieren immer noch Unfälle, die relativ leicht vermeidbar wären. Blitzexperte Diendorfer sieht zwei wesentliche Faktoren, um sicher durch den Blitzsommer zu kommen. „Erstens: Der beste Blitzschutz ist immer noch, erst gar nicht in ein Gewitter zu kommen. Man muss klar sagen, dass es im Freien keinen wirklich sicheren Standort gibt. Beachten Sie vor ihren Wanderungen, Radtouren, Badeausflügen immer die Wettervorhersage und planen Sie Ihre Freizeitaktivitäten so, dass Sie im Falle eines Gewitters rechtzeitig eine sichere Unterkunft erreichen.“
Ganz besonders heikel seien zum Beispiel Klettersteige, wo man durch die Metallsicherungen direkt am natürlichen Blitzableiter sei.
Zweitens: Schon bei den allerersten Gewitteranzeichen sollte man einen sicheren Ort aufsuchen. Blitzeinschläge sind auch in einiger Entfernung vom Gewitterzentrum möglich, da sich Atmosphäre und Umgebung elektrisch aufladen. „Die meisten Unfälle ereignen sich am Anfang und am Ende von Gewittern, wenn man glaubt, ,das geht schon noch‘ oder ,ist eh schon vorbei‘, weil es noch nicht oder nicht mehr regnet“, sagt ALDIS-Experte Diendorfer.
Als grobe Faustregel gilt die 30/30-Regel: Wenn zwischen Blitz und Donner weniger als 30 Sekunden liegen, ist das Gewitter nur noch zehn Kilometer entfernt und man sollte schnell Schutz suchen. Diesen sicheren Ort sollte man erst 30 Minuten nach dem letzten Blitzschlag wieder verlassen.
Auf keinen Fall solle man bei Gewittern dem Spruch „Buchen suchen und Eichen weichen“folgen, rät ALDIS-Blitzexperte Diendorfer. „Alle Untersuchungen zeigen, dass Blitze bevorzugt die höchsten Punkte in der Landschaft treffen, egal welches Material hier ist. Eine frei stehende Buche ist bei einem Gewitter gleich gefährdet wie jede andere Baumart.“
Die verbreitete Meinung, dass Handys oder Halsketten Blitze anziehen, kann der Fachmann nicht bestätigen. „Handys und Halsketten ziehen keine Blitze an und sind für den Einschlagpunkt nicht relevant. Darum braucht man sich also nicht zu kümmern. Wichtiger ist, die Zeit zu nutzen, um schnell einen sicheren Ort zu erreichen.“
Den Überblick über die aktuelle Gewittersituation gibt ALDIS mobile. Hier sind die Blitze der letzten Stunden über Österreich in Echtzeit zu sehen. Ist beim Smartphone die GPS-Ortung aktiviert, sieht man, ob ein Gewitter heranzieht.